Das Dirndl und die Tracht – SG 301
Das Dirndl ist ein traditionelles Kleid für Frauen aus dem Süden
von Deutschland, besonders aus Bayern. Aber es ist auch in
Österreich zu finden. Es besteht aus einem Kleid, einer Schürze und
einer Bluse. Die Farben und Muster sind oft sehr bunt und sc...
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Beschreibung
vor 4 Monaten
Das Dirndl ist ein traditionelles Kleid für Frauen aus dem Süden
von Deutschland, besonders aus Bayern. Aber es ist auch in
Österreich zu finden. Es besteht aus einem Kleid, einer Schürze
und einer Bluse. Die Farben und Muster sind oft sehr bunt und
schön. Das Dirndl ist heute ein Symbol für die bayerische Kultur.
Viele Menschen tragen es zum Beispiel auf dem Oktoberfest. Aber
das war nicht immer so.
Früher war das Dirndl ein Arbeitskleid. Im 19. Jahrhundert trugen
es Dienstmädchen und Bäuerinnen auf dem Land. Der Name „Dirndl“
kommt vom bayerischen Wort für Mädchen. Eigentlich hieß das Kleid
„Dirndlgewand“, also das Gewand oder Kleid der Dirn, also des
Mädchens. Später sagte man nur noch „Dirndl“.
Das Dirndl war praktisch. Die Frauen konnten darin gut arbeiten.
Es war einfach zu nähen, und man konnte es waschen. Die Schürze
schützte das Kleid vor Schmutz. Je nach Region und Arbeit sahen
die Kleider unterschiedlich aus. In den Bergen waren sie oft aus
Wolle. Im Flachland eher aus Baumwolle oder Leinen.
Im Laufe der Zeit wurde das Dirndl nicht nur für die Arbeit
genutzt. Reiche Menschen aus der Stadt entdeckten es für sich. Um
1900 fuhren sie in den Urlaub in die Alpen. Dort wollten sie auch
so aussehen wie die Leute auf dem Land. Aber natürlich trugen sie
feinere Stoffe und schöne Stickereien. Das einstige Arbeitskleid
wurde plötzlich modisch. Und das ist kein Wunder, denn es betont
die Figur der Frau. Das Dekolleté wird durch die Bluse und das
geschnürte Mieder schön präsentiert. Die Taille durch die
Schürze. Und die Beine sind unter dem weiten Rock versteckt.
In der Zeit des Nationalsozialismus bekam die Tracht, also die
traditionelle Kleidung, eine neue Bedeutung. Die Nazis förderten
die Trachtenkultur. Sie wollten damit die „deutsche Volkskultur“
zeigen. Das Dirndl wurde zu einem Symbol für die „deutsche Frau“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es deshalb eine Zeit lang nicht
sehr beliebt.
Erst später kam es zurück – als Zeichen der regionalen Identität.
Besonders in Bayern ist das Trachtenkleid heute wieder sehr
beliebt. Auf dem Oktoberfest in München tragen es viele Frauen.
Es gibt dort sogar Wettbewerbe, bei denen das schönste Kleid
gewählt wird. Auch Männer tragen auf dem Oktoberfest
traditionelle Kleidung – die Lederhose. Lustig ist, dass manche
dieser Menschen, die wie absolute Einheimische aussehen, zum
Beispiel japanische oder australische Touristen sind, die sich
für diesen Oktoberfestbesuch neu eingekleidet haben. Es wird in
München viel darüber diskutiert, ob das gut ist oder nicht.
Sollen nur Menschen eine Tracht tragen, die auch aus der Region
stammen oder dort leben?
Übrigens verbirgt sich hinter dem Dirndl auch eine eigene
Sprache. Die Position der Schleife auf der Schürze zeigt, ob eine
Frau Single ist oder nicht. Wenn die Schleife rechts gebunden
ist, heißt das: vergeben oder verheiratet. Links bedeutet:
Single. In der Mitte kann heißen: Jungfrau oder unentschlossen.
Und hinten? Früher trugen Witwen oder Kellnerinnen die Schleife
hinten.
Manche Dirndl kosten übrigens über 1.000 Euro. Sie sind
handgenäht und aus hochwertigen Stoffen. Es gibt aber auch
günstigere Varianten für unter 100 Euro. Rund um das Oktoberfest
gibt es viele Pop-Up-Läden, die extra günstige Tracht an
Touristen verkaufen.
Auch die Haare und der Schmuck gehören zum Trachten-Look. Viele
Frauen flechten ihre Haare oder tragen einen Blumenkranz. Beliebt
sind auch sogenannte „Charivaris“ – das sind silberne Ketten mit
Anhängern, die oft aus Tierzähnen oder kleinen Münzen bestehen.
Früher war das ein Schmuck für Männer, heute tragen ihn auch
Frauen.
Und der Stil? Manche Kleider sind sehr traditionell. Sie folgen
den alten Mustern und Regeln einer bestimmten Region. Diese nennt
man dann „Trachtendirndl“. Andere sind modern und kurz, in
grellen Farben oder sogar mit Glitzer. Es gibt sogar Dirndl mit
Leopardenmuster.
Und wie ist es hier in München? Die meisten meiner Freundinnen
haben mindestens ein Dirndl im Schrank. Sie tragen es nicht nur
zum Oktoberfest, sondern zum Beispiel auch, wenn sie auf
Hochzeiten oder andere Feste eingeladen sind. Oft wird die Tracht
auf Einladungen sogar explizit gewünscht. Ich selber hatte seit
meiner Kindheit kein Dirndl an.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg301kurz.pdf
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