EGL081 28 Years Later - Heart of Kindness: Eine Befreiung aus der deterministischen Apokalypse

EGL081 28 Years Later - Heart of Kindness: Eine Befreiung aus der deterministischen Apokalypse

"The idea of the father taking a 12-year-old boy to the mainland 28 days after the infection is insane. Nobody would do that. But 28 years after the infection, clearly it's okay." - Danny Boyle
1 Stunde 57 Minuten
Podcast
Podcaster
Reden beim Laufen und laufend Reden - über Film, Technik und Psychotherapie

Beschreibung

vor 5 Monaten
28 Years Later – wir sind schon alle ganz aufgeregt, den Film
endlich im Kino sehen zu können, seit mindestens 28 Tagen, wenn
nicht sogar Wochen. Der Trailer des Films, spektakulär mit den
treibenden Rhythmen des Gedichts "Boots" von Rudyard Kipling
vertont, hat uns schon vor Monaten in freudige Schockstarre
versetzt. Eigentlich war ein Kinogang von Flo und Micz geplant, der
aber spontan aus Gründen nicht stattfinden konnte. Flo hat dann
eine Woche später den Film "28 Years Later" mit seinem Sohn Luc im
Kino gesehen. Vorher haben die beiden ihre Erwartungen an den Film
als Einstieg in diese Episode aufgenommen, um dann zu prüfen, wie
sich diese eingelöst haben. tl;dr: Es ist wie erwartet, aber doch
ganz anders. So ist auch der Konsens der Kritiken zum Film. Danny
Boyle und Alex Garland haben ein Kunstwerk geschaffen, das in der
Ästhetik und in der Geschichte überzeugt. Das erste Drittel des
Films löst alles ein, was wir von der Fortsetzung erwarten: Eine
kleine militarisierte Gemeinschaft hat sich behaglich nach der
Apokalypse ohne Strom und sonstige zivilisatorische
Errungenschaften auf einer kleinen Insel im schottischen
Gezeitenland eingerichtet. Zu den Initiationsritualen gehört, dass
die Jungen der Gemeinschaft mit ihren Vätern auf das Festland
ziehen, um den ersten Todesschuss auf einen Infizierten zu
praktizieren. So zieht auch Spike mit seinem Vater Jamie los. Wir
als Zuschauer bekommen eine Ahnung, welche Blüten das Virus nach 28
Jahren treiben kann. Es kommt dann, wie es kommen muss: Die beiden
fliehen vor den schnellen Infizierten, schaffen es nicht mehr
rechtzeitig zur Ebbe auf die Insel und müssen auf dem Dachboden
eines verlassenen Hauses nächtigen. Dort sieht Spike ein
verheißungsvolles Feuer, das der Vater als das Werk eines
verrückten Doktors abtut. In einer spektakulären Nachtszene, gejagt
von einem Alpha-Zombie, erreichen sie gerade so wieder das Dorf.
Spike hat das Ritual bestanden und wird von der Gemeinschaft mit
Bier und Liedern gefeiert. Doch er ist nicht zufrieden. Er möchte
seiner todkranken Mutter helfen, die in der Dorfgemeinschaft nicht
die richtige medizinische Versorgung bekommt. So zieht Spike
heimlich mit seiner Mutter wieder aufs Festland los und erlebt auf
dieser Reise seine wahrhaftige Initiation. Danny Boyle lässt sich
in seinen Filmen nicht so richtig auf ein Genre festlegen und
schafft ein ganz eigenes Werk aus verschiedenen filmischen
Materialien. 28 Years Later verspricht eigentlich einen Horrorfilm,
entwickelt sich aber zu einem Coming-of-Age-Roadmovie. Wir begegnen
der Figur Dr. Kelson, der seine eigene künstlerische Form gefunden
hat, mit den Auswüchsen der Katastrophe umzugehen, und dabei eine
neue Menschlichkeit schafft, die sich aus der deterministischen
Apokalypse befreien kann: Memento mori, im Tod sind alle gleich –
dies kann sehr kitschig wirken, aber durch die ständigen Brüche im
Filmstil können wir die Botschaft annehmen. Micz, der den Film
nicht gesehen hat, ließ sich vom aufwühlenden Gesprächsfluss von
Flo mitreißen und war am Ende der Episode ganz verschwitzt.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15