#25 I Birgit Reitbauer über Unternehmertum, Familienwerte und weshalb gute Laune Pflicht ist
55 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 5 Monaten
Birgit Reitbauer ist gemeinsam mit ihrem Mann Heinz Gastgeberin
und Unternehmerin des ikonischen Dreisterne-Restaurants
Steirereck in Wien, des Steirereck am Pogusch und der Meierei im
Stadtpark. Ihre Herangehensweise an Gastronomie verbindet große
Menschlichkeit mit betriebswirtschaftlichem Verantwortungsgefühl,
tiefer regionaler Verwurzelung und höchstem kulinarischen
Anspruch. Sie steht für eine Führungskultur, die auf Vertrauen,
Konstanz und persönlicher Nähe basiert – in einem
Familienunternehmen, das sich stetig weiterentwickelt, aber nie
seine Wurzeln vergisst.
Gelernt von Birgit:
Authentizität, Ausdauer und unternehmerischer Realismus
Birgit Reitbauer zeigt in beeindruckender Klarheit, dass Erfolg
in der Spitzengastronomie nicht nur auf Bewertungen basiert.
Wirtschaftlichkeit, Teamführung und Stammgäste sind für sie
essenzielle Faktoren.
Learnings:
Stern nicht als Ziel, sondern als Ergebnis: Die drei
Michelin-Sterne waren eine Überraschung, keine Zielvorgabe – der
Fokus lag immer auf dem eigenen Betrieb und den Gästen.
Stammgäste sind ein Anker: Ein Hochzeitsgast, der jedes Jahr
wiederkommt, zählt genauso wie der tägliche Besucher – Konstanz
und Wiedererkennung erzeugen Loyalität.
Nachhaltiger Erfolg braucht Wirtschaftlichkeit: Ohne
finanziellen Spielraum kein Invest in neue Geräte, Personal oder
Produkte – Exzellenz muss sich auch rechnen.
Führung und Teamkultur
Birgit und Heinz Reitbauer sind Unternehmer im ursprünglichen
Sinn: präsent, entscheidungsfreudig, gleichzeitig klar und
menschlich in der Führung.
Learnings:
Mitarbeiter wachsen lassen: Viele Schlüsselpersonen haben als
Kommis angefangen und wurden bewusst in ihrer Entwicklung
gefördert.
Konstanz durch klare Kommunikation: Erwartungen an
Verweildauer, Vorlaufzeiten bei Kündigungen und Verhalten werden
im Bewerbungsgespräch offen angesprochen.
Vorbildkultur: "Die Chefin ist doppelt so alt wie ich und
rennt wie ein Wiesel" – Leistung beginnt an der Spitze.
Feedback, Fehler und Kulturwandel
Birgit pflegt eine direkte und empathische Feedbackkultur –
Fehler werden früh erkannt und offen besprochen.
Learnings:
Frühes Einschreiten im Tagesgeschäft: Durch die enge
Einbindung im Team werden Probleme sofort erkannt – oft reicht
ein humorvoller Kommentar.
Würde im Trennen: Wenn es nicht passt, dann „mit
hocherhobenem Haupt“ auseinandergehen – ohne Groll, aber mit
Klarheit.
Gute Laune ist Pflicht: Die Stimmung im Team beginnt bei der
Führung – wer schlecht drauf ist, zieht andere mit.
Kulinarik, Regionalität und Konzept-Feinjustierung
Der Weg des Steirereck war nicht linear – er führte über
Rückschläge, Umbauten und strategische Neuausrichtung hin zu
einer unverwechselbaren Handschrift.
Learnings:
Von Neuseeland zurück zum Neusiedler See: Der bewusste
Verzicht auf internationale Produkte zugunsten regionaler Partner
führte zur eigenen Identität.
Gerichte mit Tiefe statt Effekt: Es geht nicht um
Punktl-Punktl-Küche, sondern um Produkte, die sich beim Essen
erschließen.
Brot- und Käsewagen als Erlebnis: Produkte werden zur Bühne –
mit Verantwortlichen, die sie leben, verstehen und
weiterentwickeln.
Struktur, Organisation und Ausbildung
Das Unternehmen ist klar strukturiert, bleibt aber familiär
geführt. Ausbildung hat hohen Stellenwert.
Learnings:
Klare Verantwortlichkeiten: Eigenständigkeit in
Schlüsselrollen wie Wein, Käse oder Brot – aber immer mit klar
definierten Rahmen.
Digitalisierung nur, wo sinnvoll: Reservierungssystem ja –
iPad-Weinkarte nein. Qualität hat auch mit Haptik und Ruhe zu
tun.
Ausbildung ist Persönlichkeitsarbeit: Junge Menschen werden
durch Gespräche geformt – zwischen Tür und Angel, aber mit
Konsequenz.
Fazit: Bodenständiger Luxus mit Haltung
Birgit Reitbauer steht für eine Gastronomie, die inspiriert, weil
sie bei sich bleibt. Sie lebt Unternehmertum, Familienwerte und
Gastfreundschaft mit Herz und Verstand.
Für Gastronom:innen bedeutet das:
Erfolg ist ein Prozess, keine Auszeichnung.
Fördere Talente, ohne sie kleinzuhalten.
Wirtschaftlichkeit und Emotion schließen sich nicht aus.
Gute Gastgeber:innen erinnern sich – an Gesichter, Vorlieben,
Wünsche.
Regionalität ist kein Dogma, sondern eine Haltung.
Weitere Episoden
In Podcasts werben
Kommentare (0)