Nach „Midnight Hammer“: Eskalationsgefahr im Nahen Osten? | Von Paul Clemente

Nach „Midnight Hammer“: Eskalationsgefahr im Nahen Osten? | Von Paul Clemente

9 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Ein Kommentar von Paul Clemente.


In diesen Tagen dürften Trump-Fans unter Katerstimmung leiden.
Zumindest in Europa. So versagte der US-Präsident als Vermittler
zwischen Russland und Ukraine. Sein Versprechen, diesen Krieg in
24 Stunden beizulegen – nichts als Heißluft. Stattdessen trat er
in die Latschen seines unrühmlichen Vorgängers, George W. Bush.
Und die stehen ihm gut. Leider. Erst vor einer Woche hatte Trumps
Ex-Berater Steve Bannon ihn gewarnt: Lass die Finger aus der
Ukraine und dem Iran. Jegliche Einmischung habe nichts mit
„America First“ zu tun.


Natürlich hörte Trump nicht auf Bannon. In der Nacht vom Samstag
auf Sonntag startete die „Operation Midnight Hammer“: 24 Bomben
flogen auf iranische Atomanlagen in Natan und Fordo. Seltsam ist
nur: Angeblich wurde dort laut IAEA nach dem Bombardement keine
erhöhte Radioaktivität gemessen! Das könnte dreierlei bedeuten:
1) Das angereicherte Uran wurde in weiser Voraussicht entsorgt.
2) Die Strahlenbelastung wird verschwiegen. Oder: 3) Es gibt
dort gar keine Atombombenforschung.


Wie war das noch im Jahre 2003? Damals hatte der irakische
Staatschef Saddam Hussein sich vom Petrodollar losgesagt, wollte
sein Erdöl gegen andere Währungen verscherbeln. Das missfiel der
damaligen Bush-Regierung. Bald war klar: Der Typ muss weg. Ein
Vorwand für militärische Interventionen wurde schnell erdichtet:
Der Irak produziere heimlich Giftwaffen. Der damalige
Außenminister Colin Powell und seine medialen Helfer logen, dass
sich die Raketen bogen. Dann ging’s los: Der Irak wurde
angegriffen und Saddam Hussein gehängt.


2025 herrscht eine ähnliche Situation. Der Iran ist wichtiger
Rohstofflieferant für die BRICS-Staaten, von Ländern wie Russlad,
China, Südafrika oder Brasilien. Von Staaten, die gegen eine
unipolare Weltordnung der USA rebellieren. Und wie beim
2003er Irak-Krieg verfügt man über „gesicherte“
Geheimdienst-Infos. So konnte das Bomben für den Frieden am
Wochenende wieder starten.


Okay, nehmen wir einmal an, iranischen Atomphysikern würde der
Bau einer Atombombe gelingen. Was dann? Nun, dann würde die USA
ihn (den Iran) beispielsweise nicht mehr angreifen. Genau das
beweist Nordkorea seit Jahrzehnten: Mögen deren Diktatoren wie
Kim Jong Un noch so großmäulig rumkaspern: Die USA lässt sie in
Ruhe. Warum? Weil Nordkorea über eine Atombombe verfügt. Da hat
selbst Amerika Respekt. Das hat sogar Hollywood bemerkt und diese
Angst visualisiert: In dem dystopischen Film „The red Dawn“ von
2012 greift Nordkorea die USA an – und gewinnt beinah. Nein,
einer Atommacht kann die USA nicht diktieren.


Aber wie steht es um Israel? Würde ein atomar bewaffneter Iran
ihm wirklich zur Gefahr, wie Regierungschef Netanjahu vermutet?
Nun, ein Atomkrieg gegen Israel wäre für den Iran purer
Selbstmord. Schließlich liegen beide Länder nah beieinander. Ein
atomarer Angriff würde auch Teile des Irans verstrahlen, ebenso
Nachbarländer wie Syrien, Irak und palästinensische Gebiete.
Zudem ist Israel ebenfalls Atommacht. Irans Regierung müsste mit
einem atomarem Gegenschlag rechnen. Beides dürfte kaum zum
Erstschlag motivieren. Auch die wichtigsten Handelspartner des
Iran, also China und Russland, haben nach Netanjahus erstem
Bombardement nicht einseitig den Geschäftspartner unterstützt,
sondern mit beiden Ländern das Gespräch gesucht: Mit Israel und
Iran. Weder Russland noch China zeigen Interesse an einer
Eskalation. Im Gegenteil. Auf deren Beistand könnte der Iran also
nicht zählen. 


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