OX.ai 15/18 - Robert Sapolsky: Die Wippe im Kopf - Wie Vernunft und Emotion unser Handeln steuern

OX.ai 15/18 - Robert Sapolsky: Die Wippe im Kopf - Wie Vernunft und Emotion unser Handeln steuern

7 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Unser Gehirn liebt den einfachen Weg und neigt zu automatischen,
schnellen Reaktionen. Doch oft ist der schwierigere, bewusste Weg
langfristig der bessere. Dieser innere Konflikt zwischen
unmittelbarem Impuls und durchdachter Vernunft wird maßgeblich
von Arealen wie dem Frontalcortex, unserem rationalen Planer, und
der Amygdala, unserem emotionalen Alarmsystem, gesteuert.


Die Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaft bestätigen, dass
wir diesem Wechselspiel nicht hilflos ausgeliefert sind. Das
Gehirn ist formbar und verändert sich durch unsere Erfahrungen
und Entscheidungen. Die oft inverse Beziehung zwischen dem
rationalen Frontalcortex und der emotionalen Amygdala ist ein
zentrales Prinzip: Wenn die Emotionen hochkochen, fällt es uns
schwerer, vernünftig zu handeln. Umgekehrt können wir durch
bewusste kognitive Strategien lernen, unsere emotionalen Impulse
zu regulieren. Verhalten ist dabei nie das Ergebnis eines
einzelnen Faktors, wie zum Beispiel eines Hormons, sondern
entsteht immer im komplexen Zusammenspiel von Biologie,
Psychologie und dem jeweiligen sozialen Kontext.


Durch gezieltes Üben und die Etablierung von Routinen schaffen
wir Automatismen. Das entlastet unseren Frontalcortex und schafft
mentale Kapazitäten für komplexere Aufgaben und bewusste
Entscheidungen, gerade in stressigen Situationen im Training oder
in der Reha. Wenn Emotionen wie Angst oder Wut hochkochen, können
wir lernen, die Situation bewusst neu zu bewerten und ihr eine
andere, weniger bedrohliche Bedeutung zu geben. Dieser kognitive
"Reframe" stärkt den Einfluss des Frontalcortex. Gleichzeitig
hilft es uns in der täglichen Arbeit, Menschen als Individuen zu
betrachten, anstatt sie in diagnostische oder stereotype
Schubladen zu stecken. Das umgeht unbewusste Vorurteile und
stärkt die therapeutische Beziehung.


Primärquelle:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL848F2368C90DDC3D (Robert
Sapolsky: Human Behavioral Biology, Stanford University).

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