Folge 114: Der Bäderchef
44 Minuten
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Beschreibung
vor 6 Monaten
Auf dieses Gespräch haben wir uns lange gefreut, Fragen an den
Berliner Bäderchef gibt es schließlich genug: Spart man wirklich,
wenn die Bäder nicht geheizt werden und dann keiner kommt? Müssen
wir wirklich so viel Geld für Sicherheitsmaßnahmen ausgeben?
Warum machen die Berliner Bäder nicht mehr Events und werben
dafür, wie großartig sie sind? - Um nur einige zu nennen.
Und Johannes Kleinsorg redet nicht viel drumrum, sondern gibt
Antworten. So richtig glücklich ist er auch nicht über die
ungeheizten Bäder, das merkt man - und er versucht auch gar nicht
groß, das schön zu reden. Aber: Der abgelehnte
Mehrenergiekostenzuschuss in Höhe von drei Millionen Euro, den
die Berliner Bäder beim Senat beantragt hatten, habe kurzfristig
kompensiert werden müssen. Man habe durchaus auch woanders
gespart, wo es den Badegästen weniger auffällt - aber die 300.000
Euro für beheizte Freibäder seien am Ende einfach nicht mehr drin
gewesen.
Was das am Ende heißt, sehen wir auch an dem Ort, wo wir uns
getroffen haben: Im Sommerbad Wilmersdorf, dem Lochow, sind
gerade mal zwei Leute im Wassser, dabei sind draußen 20 Grad -
aber 19 Grad Wassertemperatur an diesem Tag locken wenig Menschen
ins Bad. Und so sind die sechs Bademeister vor Ort nahezu
beschäftigungslos und auch die beiden Sicherheitsleute am Eingang
haben wenig zu tun.
Kleinsorg versteht jeden Badegast, der sich über diese Situation
ärgert, sagt er. Der Mai sei immer ein schwieriger Monat für die
Freibäder - aber durch die kalten Temperaturen im und außerhalb
des Wassers sei es in diesem Jahr besonders schlimm gewesen. Er
hoffe sehr, dass es ab Juni besser werde und sich dann nicht nur
die Luft, sondern auch das Wasser deutlich erwärme. Und, soviel
lässt er sich entlocken: Er hofft sehr, dass die Bäder im
nächsten Jahr doch wieder anders verfahren können.
Auch in punkto Sicherheitsmaßnahmen würde er auf die Dauer wieder
gern weniger ausgeben. Allerdings, das gibt er zu bedenken: Nicht
nur die Medien würden sich nur allzu gern auf Randale einschießen
- auch das Bäderpersonal fühlt sich in solchen Situation
ausgeprochen unwohl und brauche Unterstützung. Schließlich sei
keiner dafür ausgebildet cool zu bleiben, wenn plötzlich mehrere
Leute an ihrem Aufsichtsturm ruckeln.
Aber natürlich sei auch Kleinsorg klar, dass es in den meisten
Bädern absolut friedlich sei. Und dass man das eigentlich viel
öfter deutlich machen müsse, auch wenn es viele nicht hören
wollten. Ja, in diesem Jahr seien noch einmal 1,5 Millionen Euro
für Sicherheitsmaßnahmen nötig gewesen, auch um deutlich zu
machen: Wir tun was. Aber in den nächsten Jahren, so hofft er,
könne man das vielleicht auch wieder runterfahren und sich ein
neues Konzept überlegen, was weniger kostenintensiv ist. Und das
Geld woanders investieren. Bleiben sollen auf jeden Fall die
Sportangebote in vier Berliner Bädern, diese Präventionsmaßnahmen
haben sich für ihn absolut bewährt.
Ein bisschen sprechen wir noch über das neue Ticketsystem, was
längst noch nicht jeder durchschaut hat, über die Möglichkeiten
von online-Tickets und das neue Abo-Modell, das die Bäderkarte
ablösen soll. Über verkürzte Öffnungszeiten und Bäder, die immer
noch nicht fertig saniert sind oder dringend auf die Sanierung
warten - da war das ein oder andere Überraschende dabei!
Und wir haben ihm natürlich auch Eure Fragen gestellt: Warum
nicht mehr und breitere Bahnen in den Freibädern geleint sind
beispielweise. Und ob es nicht noch mehr Events in den Bädern
geben könnte. Dabei wurde klar: Sehr viel entscheiden die
Badleiter völlig selbständig, da mischt sich ein Bäderchef gar
nicht ein. Ob es gemischte Umkleiden gibt, zum Beispiel. Deshalb
gibt er allen den Tipp - redet doch mit den Bademeistern vor Ort.
Vielleicht geht dann ja sogar was.
Wir finden übrigens: Ein Bürgeramt im Bad wäre cool. 1500 Meter
schwimmen - dann ist der Ausweis fertig! Nur so eine Idee …
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