Folge 112: Eulen im Wasser

Folge 112: Eulen im Wasser

47 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten

Da es draußen ohnehin noch zu kalt ist - vor allem IM Wasser -
widmen wir uns heute mal der Theorie des Schwimmens. Zu Gast ist
Ilka Staub, Sportwissenschaftlerin an der Deutschen
Sporthochschule Köln, dort widmet sie sich am „Institut für
Vermittlungskompetenz“ dem Schwimmen. Anders und besser gesagt:
Ilka ist DIE Expertin, wenn es ums Schwimmenlernen geht.
Gemeinsam mit der DLRG arbeitet sie deshalb daran, Schwimmkurse
und Schwimmabzeichen gut und sicher zu gestalten.


Dabei hält sie gar nichts davon, wenn in einem Schwimmkurs mal
eben alle gleich behandelt werden. Man müsse schon sehr genau
hinschauen, ob Kinder überhaupt schon mal mit Wasser in Berührung
gekommen seien, und sei es auch nur in der elterlichen Badewanne.
Denn auch solche Kinder gibt es - die das noch nie erlebt haben.


Ilka hält auch überhaupt nichts davon, den Kindern eine
Schwimmart beizubringen - egal, ob Brust, Kraul oder Rücken -
bevor sie nicht die Grundfertigkeiten beherrschen: Im Wasser
untertauchen, gleiten, sich drehen, schweben, mit dem Atmen klar
kommen.


Deshalb heißt ihr aktuelles Projekt auch „Die Eule und das
Schwimmen“, für das sie sogar 1,6 Millionen Fördermittel vom
Bundesministerium für Bildung bekommen hat. Denn wichtig sei es,
dass Schwimmlehrer und -lehrerinnen den Eulenblick auf ihre
Schützlinge haben: Wer kann schon untertauchen, vertraut also dem
Wasser, kann vielleicht darin schweben, also spielerisch damit
umgehen. Erst dann könne man überhaupt mit Schwimmtechniken
anfangen.


Soweit - in der Tat - die Theorie. Denn Schwimmlehrer kann sich
jeder nennen, niemand achtet darauf, wie kindgerecht das
Schwimmenlernen im jeweiligen Kurs tatsächlich stattfindet. Nur
die Eltern wundern sich dann immer, warum es nicht vorangeht.
Auch Ilka beklagt, dass es viel zu wenig Wasserflächen und zu
wenig Fachpersonal gibt - kein Wunder, dass 15 Prozent der Kinder
und Jugendlichen nicht schwimmen können, nur 40 Prozent machen in
Deutschland das Bronze-Abzeichen.


Ilka selbst hatte als Kind einen gruseligen Schwimmunterricht,
erzählt sie lachend. Ihre Schwimmlehrerin sei ein Drache gewesen,
der alle Kinder einfach ins Wasser geworfen hätte. Ihrer
Leidenschaft fürs Schwimmen hat das keinen Abbruch getan, sie
weiß aber auch, dass sie da einfach Glück hatte - für andere ist
so etwas oft ein lebenslanges Trauma. Um so mehr setzt sie sich
heute dafür ein, dass es Kindern heute anders geht als ihr. Nicht
nur in der Theorie - auch als Schwimmlehrerin.



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