#110 Plädoyer gegen die „Verzwergung“ der dualen Ausbildung

#110 Plädoyer gegen die „Verzwergung“ der dualen Ausbildung

Alexander Geisler und Konstantin Pohsin über Schiffsmechaniker und Schifffahrtskaufleute
40 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 6 Monaten
Konstantin Pohsin, Notschlepper-Kapitän und Fleetcaptain bei der
Reederei Fairplay und Alexander Geisler, Geschäftsführer beim
Zentralverband der deutschen Schiffsmakler gehören seit Jahren zu
den Vorkämpfern für die duale Ausbildung für Schiffsmechaniker und
Schifffahrtskaufleute. In der neuen Episode des HANSA PODCASTs
schicken sie ein deutliches Plädoyer in die – nicht nur maritime –
Welt. Seit Jahren gehört die Nachwuchsrekrutierung für die
verschiedenen Bereiche der Branche zu den absoluten „Hot Topics“.
Nach Ansicht von Geisler und Pohsin hat sich in diesem Feld bereits
einiges getan. Aber es gebe auch durchaus noch Luft nach oben und
man habe einige Herausforderungen zu meistern. Zentrales Thema: die
Sichtbarkeit der maritimen Branche erhöhen und die vielfältigen
Möglichkeiten (auch im Sekundärmarkt an Land) aufzeigen. In dem
Gespräch dreht es sich auch um die Lücke, die die
Babyboomer-Generation hinterlässt. Pohsin, selbst ehemaliger
Kapitän des Notschleppers „Nordic“, stellt immer wieder fest, dass
viele Leute – an der Küste und im Hinterland – nichts mit gewissen
Berufen wie Schiffsmechaniker oder Schiffsmakler anzufangen wissen.
„Man muss das Thema frühzeitig emotionalisieren und klar machen,
wie abwechslungsreich so ein Berufsweg sein kann“, so der
Mitarbeiter der Reederei Fairplay Towage, der detailliert
beschreibt, was er sich darunter vorstellt. „Ein entscheidender
Punkt ist es, auch die Eltern zu gewinnen“, ergänzt Geisler. Die
beiden Experten berichten von den Reaktionen in solchen Gesprächen
und wie man ein Umdenken ermöglichen kann. Poshin beobachtet, dass
die klassische duale Ausbildung teilweise mit negativen Vorurteilen
behaftet ist. Für den Bereich der Schifffahrtskaufleute spielen
Studiumszweifler, "die an den Hochschulen irgendwie lost sind“,
mittlerweile eine signifikante Rolle, wie Geisler erläutert. Auch
hier sieht er noch weiteres Potenzial, scheitert aber bisweilen mit
seinen Aktivitäten an den Türen der Hochschulen, wie er mit Verweis
auf „Hausverbote“ und einen Appell an Hamburgs
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, diese Türen zu öffnen,
erläutert. Auch im nautisch-technischen Bereich gebe es vielfältige
Möglichkeiten, so Pohsin. „Aus eigener Erfahrung als Kapitän kann
ich sagen: Man kann sein Schiff ja nicht irgendwohin diskutieren,
das muss man fühlen und das geht nur im Team.“ Geisler nervt die
„Bachelorisierung“, „diese Verzwergung der dualen Ausbildung finde
ich schwierig“, so der Branchenkenner, der auf Details dieser
Ansicht eingeht. “Ich wüsste nicht, was ein Befrachtungsmakler noch
studieren sollte, außer das Leben und die Kundschaft und vielleicht
den Wirtschaftsteil einer überregionalen Zeitung.“ Pohsin spricht
mit einigem Enthusiasmus davon, dass es für ihn nichts Besseres
gibt, nichts Spannenderes und nichts, „was mehr fetzt“, als die
Schifffahrt. Beide sprechen von einem „Fieber“ für die Schifffahrt,
von „24/7“ und von einer Berufung (statt Beruf). Die beiden
Schifffahrtsexperten sprechen unter anderem auch über „Rüstzeug für
Karriere über den ganzen Lebensweg“,
Vorurteile, Bewerbermangel und positive
Entwicklungen,"Chancenpool" für Schiffsmechaniker und
Schifffahrtskaufleute, Abbrecher-Quoten, Work-Life-Balance und
Lebensrealitäten, Personalentwicklung und Durchlässigkeit in
Unternehmen, Arbeit und Ausstattung der Berufsschulen, das „Ende
der Fahnenstange“ in den Bemühungen der Unternehmen, Tingel-Touren
durch Schulen, Gespräche mit Lehrern und „Akademiker-Eltern“,den
Anteil süddeutscher oder „küstenferner“ Menschen in der Schifffahrt
sowie Geigenbauerinnen als Befrachtungsmaklerinnen, Quinoa und
Avocado ...

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