Schadhafter Volkskörper | Von Roberto de Lapuente
12 Minuten
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Beschreibung
vor 7 Monaten
Bei den Deutschen liegt der Pazifismus nicht nur im Blut,
sondern sogar in den Genen, erfährt man im ARD-Programm —
verbunden mit der Hoffnung, dass man diesen Gen-Code
überschreiben kann.
Ein Standpunkt von Roberto de Lapuente.
Man muss krank sein, um den Krieg nicht zu lieben. Zumindest muss
man an einer Art Lebensschwäche, einer Lähmung der Willenskraft
leiden, die einen daran hindert, im Überlebenskampf der Völker
seinen Mann oder seine Frau zu stehen. Wir kennen die
Pathologisierung des Pazifismus aus besonders kriegstüchtigen
Zeiten der deutschen Geschichte. Neu ist, dass dieses
Argumentationsmuster in zeitgenössischen Talkshows wieder
auftaucht. Bei Caren Miosga etwa, die im Gespräch mit dem
Polit-Veteranen Joschka Fischer herausarbeitete, dass die
Deutschen an einer Art Gendefekt leiden müssen — genannt
„Kriegsmüdigkeit“ oder Friedensliebe. Gewiss hat das alles noch
mit den Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs zu tun. Aber einmal
muss doch Schluss damit sein, dass wir Hitler als Ausrede für die
eigentliche defätistische Weichlichkeit missbrauchen. Die alten
Traumata müssten nach 80 Jahren überwunden sein — mit frischer
Kraft wird unsere Generation neue erschaffen.
Danke, Hitler! Das möchte heute mancher laut ausrufen. Denn jener
Mann, der der Führer des Deutschen Reichs war, hat nicht nur
einen bestialischen Krieg und Massenmord verbrochen, sondern die
Deutschen, die nach seiner Zeit kamen, zu einem zahmen Volk guter
Nachbarn gemacht. Er hat sie — unfreiwillig — zu eher dem Frieden
zugeneigten Zeitgenossen transformiert, die immer dann skeptisch
wurden, wenn das Wort „Krieg“ fiel.
Der Pazifismus hatte im Nachkriegsdeutschland einen starken
Rückhalt. 1951 konnten zum Beispiel sechs Millionen
Unterschriften gegen die Wiederbewaffnung gesammelt werden.
Damals lebten in Westdeutschland knapp 51 Millionen Menschen —
die Zahl von sechs Millionen Unterschriften war also mehr als
beachtlich.
Im Laufe der Jahrzehnte scheute man Kriege; von deutschem Boden
sollte kein Krieg mehr ausgehen. Diese Kriegsmüdigkeit zog sich
über viele Jahrzehnte. Kühn glaubte mancher, dass die Deutschen
für alle Zeit vom Kriegselan geheilt sein könnten. Ganz falsch
ist das nicht, denn trotz der seit Jahren stärker werdenden
Kriegsertüchtigungsrhetorik gaben vor drei Jahren noch immerhin
fast 87 Prozent gegenüber der Friedrich-Ebert-Stiftung bekannt,
dass sie eher für Verhandlungen denn für einen Waffengang im
Falle der russisch-ukrainischen Auseinandersetzung seien. Für
Caren Miosga, Gefälligkeitstalkerin bei der ARD, ist diese
Friedensliebe sogar in den Genen der Deutschen verankert.
Sonntags um 21:45 Uhr wird zurrrückgeschossen!
So lehnte sie sich an einem dieser verfluchten Talksonntage zu
Altaußenminister Joschka Fischer rüber und stellte ihre
genetische Einordnung zur Disposition. Dann fragte sie die grüne
Doppelstandard-Ikone gleich noch, wie man diesen Code
überschreiben könne. Da schwang latent mit, dass eine solche
genetische Veranlagung als Schaden zu begreifen sein sollte — als
Gendefekt quasi. Ja, als Erbkrankheit!
Und das alles nur wegen damals, wegen der Nazis, die den
Deutschen die Kriegsbereitschaft austrieben — jene hielten den
Pazifismus übrigens auch für den Ausdruck einer schwächlichen
Konstitution. Wer den Krieg diskreditierte — und sei es lediglich
die Schilderung der Fronterfahrungen des Ersten Weltkrieges, wie
Erich Maria Remarque es getan hat —, der konnte in den Augen der
Nationalsozialisten nichts anderes sein als ein degenerierter
Lump.
So degeneriert, wie es bei Miosga in ihrer gleichnamigen Talkshow
anklang, als sie von einem Gen-Code sprach, der nun besser
überschrieben werden soll. Als genetische Fehlfunktion, die man
nun besser behebe...hier weiterlesen:
https://apolut.net/schadhafter-volkskorper-von-roberto-de-lapuente/
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