Hat Deutschland beim Elektroauto gegen China schon verloren?

Hat Deutschland beim Elektroauto gegen China schon verloren?

Ein Gespräch über den Vormarsch der chinesischen Marken im Zeitalter der Elektromobilität
30 Minuten
Podcast
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Die Elektromobilität wächst – und wir schauen hinter die Kulissen, beleuchten Trends und Kontroversen.

Beschreibung

vor 7 Monaten

Kurz nach Ostern öffnet die Auto Shanghai ihre
Pforten – eine internationale Automobilmesse der Superlative. Mit
ihr kündigt sich auch die nächste Welle von Elektroautos
aus China an. Und die bange Frage: Haben deutsche
Hersteller gegen diesen eMobility-Tsunami aus dem Reich der Mitte
überhaupt noch eine Chance? Das besprechen wir in dieser Episode
von "eMobility Insights" mit Prof. Dr. Andreas
Herrmann. Er ist nicht nur Direktor des Instituts für
Mobilität der Universität St. Gallen, sondern
hat auch eine Gastprofessur in Shanghai – und beforscht dort auch
die chinesischen Kunden, deren Bedürfnisse und veränderten
Markenvorlieben beim Thema Auto.

Prof. Dr. Andreas Herrmann zeigt sich im Podcast denn auch
beeindruckt von der strategischen Klarheit, mit der chinesische
Hersteller wie BYD agieren: „Man will den Kunden
immer wieder überraschen mit ganz neuen technologischen
Möglichkeiten auf der Softwareseite.“


Ein zentrales Thema ist der unterschiedliche Ansatz in der
Fahrzeugentwicklung: Während deutsche Hersteller
vom klassischen Automobilbau ausgehen, denken chinesische Firmen
wie BYD vom Batterie-Know-how ausgehend weiter. Dieses
„Upside-Down“-Verständnis stellt für Europa ein strukturelles
Problem dar. Hinzu kommt, dass der Aufbau einer konkurrenzfähigen
Batterieproduktion in Europa derzeit stockt.
Herrmann wird dazu deutlich: „Wir können das Thema wohl abhaken“,
weil Europa sowohl technologisch als auch bei der nötigen
Skalierung bisher nicht mithalten könne.


In Bezug auf China zeigt sich derweil ein Wandel im dortigen
Konsumverhalten: Besonders die Generation Z legt
zunehmend Wert auf heimische Marken, moderne Software-Features
und Updates, statt auf klassische europäische Marken zu setzen.
Deutsche Hersteller stehen hier vor der Herausforderung, ihre
Produktentwicklung stärker softwarezentriert auszurichten, so
Andreas Herrmann. Umgekehrt hätten die chinesischen Marken in
Europa bislang noch Schwierigkeiten, besonders in den Bereichen
Vertrieb und Markenbildung. Zwar ist die
technische Qualität hoch, doch es fehlt an Wiedererkennungswert,
Emotionalität und einem klaren Markenprofil.


Experten sehen in dieser Markenführung derzeit die
Achillesferse chinesischer Hersteller in Europa.
Eine mögliche Strategie könnte sein, europäische oder
amerikanische Markenexperten zu integrieren – jedoch ohne bloße
Imitation westlicher Konzepte. Letztlich wird betont, dass eine
klare Designsprache und ein einheitliches „Gesicht“ für die
E-Fahrzeuge noch fehlen, was für eine stärkere Marktpräsenz
entscheidend wäre.

Im letzten Teil des Podcasts wirft Prof. Herrmann noch einen
kritischen Blick auf die Zukunft des autonomen
Fahrens – insbesondere im globalen Wettbewerb zwischen
China, den USA und Europa. Aktuell sieht er vor allem China und
die USA vorne, während Europa mit Mobileye zwar mitmischt, aber
noch Nachholbedarf hat.


Ein Beispielprojekt aus Zürich mit chinesischer Technologie wirft
zudem Fragen zur digitalen Souveränität auf. Prof. Herrmann
kritisiert, dass die Erfahrungen dort primär beim Anbieter WeRide
bleiben: „Und das ist das, was mich stört, dass wir eigentlich in
Europa keinen Ort haben, wo wir wirklich autonomes Fahren 'from
scratch' aus erlernen.“

Hat Deutschland beim Elektroauto gegen China nun also schon
verloren? „Es ist fünf vor zwölf“, sagt Prof.
Herrmann. Für den europäischen Massenmarkt sieht der Experte
große Herausforderungen, wohingegen im Luxussegment deutsche
Hersteller weiterhin gut positioniert seien. Als mögliche Idee
zur Abgrenzung kam spaßeshalber Karaoke im Auto auf – ein
Bereich, in dem allerdings chinesische Anbieter bereits aktiv
sind.

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