EGL073 Chinesische Filme auf der Berlinale 2025: Living the Land, The Botanist und Girls on Wire
Familie, Wandel und Verletzlichkeit: Die leisen Stimmen im
chinesischen Arthouse-Kino.
1 Stunde 20 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Februar ist Berlinale Zeit und Micz hat schon letzte Episode mit
dem "Rocker"-Review vorgelegt. Jetzt zieht Flo nach und setzt seine
vor zwei Jahren begonnene Reihe zu chinesischen Filmen auf der
Berlinale fort. Dieses Jahr hat er sich "Living the land" und
"Girls on wire" im Wettbewerb und "The Botanist" in der Sektion
Generation angeschaut. Wir steigen gleich mit der fundamentalen
Frage ein, inwieweit chinesische Filmemacher:innen unter den
Bedingungen eines autokratischen Systems kritische Inhalte
transportieren können. Wir wollen anhand dieser Filme untersuchen,
ob, wie Micz am Anfang in den Raum stellt, westliche Rezensierende
versuchen, Kritik zu finden, wenn Filme in autokratischen Systemen
entstehen, die auch Zensur betreiben. Flo sieht in den
übergreifenden Themen der Filme durchaus Themen, die auch in China
kritisiert werden. Und damit auch eine erlaubte Kritik formulieren,
die die chinesische Gesellschaft beschäftigt. In den Filmen "Living
the Land" und "The Botanist" stehen Kinder im Mittelpunkt der
Erzählung, die bei der Großmutter aufwachsen, weil ihre Eltern als
Wanderarbeiter:innen die meiste Zeit abwesend sind.
Wanderarbeiter:innen stellen in China die größte Binnenmigration
der Welt dar. Viele Kinder wachsen bei Verwandten auf oder werden
allein gelassen, weil ihre Eltern sie nicht mitnehmen können. Das
von Mao Zedong eingeführte Meldesystem "Hukou" untersagt es
chinesischen Bürger:innen, in einem anderen Teil des Landes
Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen, als dort, wo man gemeldet
ist. Da die Wanderarbeiter:innen nicht an einem festen Ort bleiben,
können sie ihre Kinder nicht mitnehmen, da diese sonst keine
Schulausbildung erhalten würden. Allen drei Filmen ist gemeinsam,
dass die Familie als Ort der Identität und der Verletzlichkeit
erfahren wird. Trotz des immensen Fortschritts in China ist die
Familie nach wie vor ein starkes Band, das gerade auf dem Land die
Perspektiven der nachwachsenden Generation maßgeblich bestimmt.
Besonders deutlich wird dies in dem Film "Girls on Wire", den Micz
und Flo gemeinsam gesehen haben. Der Film erzählt die düstere
Geschichte zweier Cousinen, die zwischen Drogen, Familie und
Filmindustrie gefangen sind. Die Figuren sind stark und verletzlich
zugleich. Die Stellung der Frau in der chinesischen Gesellschaft,
die Armut der Landbevölkerung, die Folgen der Ein-Kind-Politik, die
zerrütteten Familienverhältnisse der Wanderarbeiter - diese Themen
werden in der kleinen Auswahl chinesischer Filme auf der Berlinale
angesprochen. Flo betont, dass diese Filme auch in China zum
Arthouse-Genre gehören und nicht von einem chinesischen
Massenpublikum gesehen werden. Obwohl diese Filme nur ein kleines
Publikum erreichen, bieten sie uns einen wertvollen Einblick in die
chinesische Gesellschaft.
dem "Rocker"-Review vorgelegt. Jetzt zieht Flo nach und setzt seine
vor zwei Jahren begonnene Reihe zu chinesischen Filmen auf der
Berlinale fort. Dieses Jahr hat er sich "Living the land" und
"Girls on wire" im Wettbewerb und "The Botanist" in der Sektion
Generation angeschaut. Wir steigen gleich mit der fundamentalen
Frage ein, inwieweit chinesische Filmemacher:innen unter den
Bedingungen eines autokratischen Systems kritische Inhalte
transportieren können. Wir wollen anhand dieser Filme untersuchen,
ob, wie Micz am Anfang in den Raum stellt, westliche Rezensierende
versuchen, Kritik zu finden, wenn Filme in autokratischen Systemen
entstehen, die auch Zensur betreiben. Flo sieht in den
übergreifenden Themen der Filme durchaus Themen, die auch in China
kritisiert werden. Und damit auch eine erlaubte Kritik formulieren,
die die chinesische Gesellschaft beschäftigt. In den Filmen "Living
the Land" und "The Botanist" stehen Kinder im Mittelpunkt der
Erzählung, die bei der Großmutter aufwachsen, weil ihre Eltern als
Wanderarbeiter:innen die meiste Zeit abwesend sind.
Wanderarbeiter:innen stellen in China die größte Binnenmigration
der Welt dar. Viele Kinder wachsen bei Verwandten auf oder werden
allein gelassen, weil ihre Eltern sie nicht mitnehmen können. Das
von Mao Zedong eingeführte Meldesystem "Hukou" untersagt es
chinesischen Bürger:innen, in einem anderen Teil des Landes
Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen, als dort, wo man gemeldet
ist. Da die Wanderarbeiter:innen nicht an einem festen Ort bleiben,
können sie ihre Kinder nicht mitnehmen, da diese sonst keine
Schulausbildung erhalten würden. Allen drei Filmen ist gemeinsam,
dass die Familie als Ort der Identität und der Verletzlichkeit
erfahren wird. Trotz des immensen Fortschritts in China ist die
Familie nach wie vor ein starkes Band, das gerade auf dem Land die
Perspektiven der nachwachsenden Generation maßgeblich bestimmt.
Besonders deutlich wird dies in dem Film "Girls on Wire", den Micz
und Flo gemeinsam gesehen haben. Der Film erzählt die düstere
Geschichte zweier Cousinen, die zwischen Drogen, Familie und
Filmindustrie gefangen sind. Die Figuren sind stark und verletzlich
zugleich. Die Stellung der Frau in der chinesischen Gesellschaft,
die Armut der Landbevölkerung, die Folgen der Ein-Kind-Politik, die
zerrütteten Familienverhältnisse der Wanderarbeiter - diese Themen
werden in der kleinen Auswahl chinesischer Filme auf der Berlinale
angesprochen. Flo betont, dass diese Filme auch in China zum
Arthouse-Genre gehören und nicht von einem chinesischen
Massenpublikum gesehen werden. Obwohl diese Filme nur ein kleines
Publikum erreichen, bieten sie uns einen wertvollen Einblick in die
chinesische Gesellschaft.
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