Militär und Klima: Zwischen Naturschutz und Umweltzerstörung

Militär und Klima: Zwischen Naturschutz und Umweltzerstörung

45 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft

Beschreibung

vor 9 Monaten

Von „CO2-neutralem Töten“ zu sprechen, schockiert
zunächst. Allerdings verweist die Aussage in ihrer Radikalität
und mitschwingende Ambivalenz auf eine zentrale Frage zur
Organisation militärischer Gewalt: In welchen Verhältnissen
stehen Militär und Natur zueinander? Über deren vielfältigen
Wechselwirkungen sprechen Obergefreiter Philipp Janssen und Dr.
Frank Reichherzer vom ZMSBw. 
Umweltfolgen militärischer Gewalt

Es verwundert nicht, dass zum Verhältnis von Militär und Umwelt
sofort kriegerische Auseinandersetzungen in den Blick geraten:
„Verbrannte Erde“, Bilder der Zerstörung etwa aus Verdun,
Stalingrad, oder dem aktuellen Krieg in der Ukraine oder im Nahen
Osten. Dass Militär und militärische Gewalt erhebliche
Auswirkungen auf die Natur haben ist offensichtlich. Soldaten und
Soldatinnen kämpfen in der Natur. Schützengräben, Bunker,
Granattrichter, verändern und verseuchen etwa im Fall von
Munitionsresten Landschaften auf lange Zeit.
Die Organisation militärischer Gewalt als Stoffwechselprozess

Aber allein die Existenz des Militärs als Einrichtung zur
Bündelung und Organisation kollektiver Gewaltpotentiale wirkt
sich auf die Umwelt und die Natur aus. Militärgerät wird
produziert und betrieben, die Truppe muss ernährt, untergebracht
und ausgebildet werden. Alles zusammen verbrauchen Rohstoffe,
Energie und produziert Abfälle. Diese Stoff- und Materialflüsse
können als „Militärischer Metabolismus“ beschrieben werden, womit
zahlreiche neue Perspektiven für die Betrachtung der Geschichte
militärischer Gewalt wie auch für den Umgang mit aktuellen
Problemlagen ermöglicht werden.


Zitat Frank Reichherzer: "Gewalt ist immer ambivalent: Sie
sichert, sie zerstört, sie schafft und sie macht kaputt."
Wechselwirkungen nicht nur durch Krieg

Doch wenn dieses Militär einen Krieg verhindert oder vor allem es
gelingt Konflikte gewaltfrei beizulegen, führt das dann nicht
dazu, dass deutlich weniger Rohstoffe aus der Umwelt genommen und
beispielsweise weniger CO² in die Luft abgegeben wird? Über
Stoffwechselprozesse, die zahlreichen Energietransformationen in
der Geschichte des Militärs, Möglichkeiten der Reduktion der
Umweltbelastungen durch Streitkräfte und Kampfhandlungen sowie zu
den Möglichkeiten zur Lösung von Zielkonflikten zwischen
militärischer Notwendigkeit und Schutz der natürlichen
Lebensgrundlagen forscht das Projekt „Greening Military?
Militär und Umweltschutz

Der Historiker Frank Reichherzer ist Co-Leiter des von der
Volkswagenstiftung geförderten Projektes. Er und Philipp Janssen
sprechen in dieser Podcast-Folge über die Forschungen der Gruppe
und kommen dabei auch auf die Rolle des Militärs als
Umweltschützer von Biodiversität auf Übungsplätzen bis hin zur
der NATO zu sprechen: Die NATO war bereits in den 1960er-Jahren
mit Fragen der Umweltverschmutzung und den damit einhergehenden
Problemen für die „Sicherheit“ westlicher Gesellschaften
konfrontiert und setzt sich auch heute mit nachhaltigem Umgang,
ökologischen Fragen und den sicherheitspolitischen Folgen der
Erderwärmung auseinander. Die Episode regt also dazu an, die
vielschichtigen und oft spannungsgeladenen Beziehungen zwischen
Militär und Umwelt zu reflektieren und die Bedeutung eines
bewussten Umgangs mit diesen Themen in der militärischen Praxis
in Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu erkennen.

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