Folge 103: Kein Kind ist ein sicherer Schwimmer!
56 Minuten
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Beschreibung
vor 9 Monaten
Wie werden Kinder wirklich zu sicheren Schwimmerinnen und
Schwimmern? Die Erziehungswissenschaftlerin Ivy Podubrin ist
sicher: Eher nicht durch herkömmliche Schwimmkurse, in denen
manche Kinder mehr Ängste entwickeln als Spaß haben. Die
Erziehungswissenschaftlerin hat mehrere Wochen die Moken
beobachtet, ein Volk von Seenomaden, die in Südostasien leben.
Bei den Moken lernen die Kinder nicht schwimmen - und können
trotzdem im Alter von 8 Jahren bis zu vier Minuten unter Wasser
die Luft anhalten und bis zu 12 Meter tief tauchen. Aber nicht,
weil ihnen das jemand „beibringt“ - sie lernen es von selbst, so
die Erfahrung von Ivy. Sobald die Kinder der Moken laufen können,
spielen sie am und im Wasser - immer unter Aufsicht, immer ohne
Zwang. Die Kleinen wissen, davon ist Ivy überzeugt, dass sie
einem ins Meer treibenden Gegenstand nicht einfach hinterher
können - weil sie dann untergehen würden. Sie halten immer
Kontakt zum Boden, auch die älteren Kinder gehen selten tiefer
als bis zur Hüfte ins südchinesische Meer.
Und weil sie sich so nach ihrem eigenen Tempo richten können,
lernen sie irgendwann automatisch, sich im Wasser zu bewegen. Ivy
haben diese und andere, ähnliche Erfahrungen so beeindruckt, dass
sie es sich zu ihrer Aufgabe gemacht hat, Eltern zu zeigen, wie
sie ihren Kindern Schritt für Schritt die wichtigsten Fähigkeiten
für ein sicheres Schwimmerleben vermitteln. In ihrer
Online-Schwimmschule erzählt sie an den Elternabenden, wie Kinder
es lernen, intuitiv zu schwimmen und für jede Situation im Wasser
gewappnet zu sein.
Wir staunen jedenfalls darüber, wozu Kinder auch ohne
Schwimmschule imstande sein können - wenn man ihnen genügend Zeit
lässt, das ist Ivy wichtig. Und dass sie eben nicht nur im
Schwimmbecken, sondern auch in offenen Gewässern lernen müssen,
wie sie sich dort sicher bewegen. Gemeinsam mit 250 Familien hat
Ivy ausprobiert, wie Kinder in nur drei bis sechs Wochen pro Jahr
ganz leicht an Flüssen, Seen und Meeren in unseren Breitengraden
schwimmen, tauchen und springen lernen können.
Eins aber ist Ivy sehr wichtig, egal, welche Art des
Schwimmenlernens man bevorzugt: Kein Kind ist ein sicherer
Schwimmer! Dafür, so sagt die Forschung, braucht es 15 wichtige
Kompetenzen, die man zum Teil erst im Jugendalter wirklich
beherrscht. Vorher sei einfach der natürliche Spieltrieb noch so
ausgeprägt, dass sich die Kinder zu leicht ablenken lasssen - und
gefährliche Situationen nicht überblicken.
Das hätten wir jetzt so nicht gedacht, aber Ivys Beispiele sind
beeindruckend. Und auch Erwachsene gehen viel zu schnell in Seen,
Flüsse oder Meere, deren Strömungen und Untiefen sie oft gar
nicht einschätzen können. Deshalb: In einem Punkt hat Ivy sicher
recht: Könnten wir alle wirklich sicher schwimmen, würde niemand
mehr ertrinken. Das Gegenteil ist leider der Fall. Außer bei den
Moken. Sie haben 2004 sogar den Tsunami überlebt.
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