Die Krankenkasse – SG 291

Die Krankenkasse – SG 291

In Deutschland gibt es zwei Arten von Krankenversicherungen: die gesetzliche und die private. Damit ist Deutschland das einzige Land in Europa mit einem zweigeteilten Gesundheitssystem. Die meisten Menschen sind in der gesetzlichen Krankenversicherung,...
8 Minuten

Beschreibung

vor 9 Monaten

In Deutschland gibt es zwei Arten von Krankenversicherungen: die
gesetzliche und die private. Damit ist Deutschland das einzige
Land in Europa mit einem zweigeteilten Gesundheitssystem. Die
meisten Menschen sind in der gesetzlichen Krankenversicherung,
auch GKV genannt. Sie ist Pflicht für alle Arbeitnehmer, die
weniger als eine bestimmte Einkommensgrenze verdienen. Diese
Grenze nennt man Versicherungspflichtgrenze. Wer mehr verdient
oder selbständig ist, kann sich privat versichern lassen.


Wenn du also beispielsweise zum Arzt gehst, dann fragt dich die
Dame am Empfang zunächst einmal nach deiner Versichertenkarte.
Diese wird im System des Arztes eingelesen und somit weiß der
Arzt, ob du privat oder gesetzlich versichert bist. Dadurch
ändert sich auch, was der Arzt abrechnen kann, also wieviel er an
diesem Patienten verdient. 


Die gesetzliche Krankenversicherung funktioniert nach dem
Solidarprinzip. Das bedeutet, dass alle Versicherten gleich
behandelt werden. Alle Mitglieder zahlen jeden Monat Geld ein. So
können die Kosten für Menschen bezahlt werden, die krank werden
oder einen Unfall hatten. Die Höhe der Beiträge hängt vom
Einkommen ab. Wer mehr verdient, zahlt auch mehr. Gesetzlich
Versicherte zahlen 14,6 Prozent ihres Einkommens für die
Krankenversicherung, dazu kommt noch ein sogenannter
Zusatzbeitrag, den die Krankenkassen selber festlegen und der so
um die 2,5 Prozent liegt (Stand: 2025). Wenn du angestellt bist,
zahlt dein Arbeitgeber die Hälfte des Beitrages. 


Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind für alle
gleich. Sie übernimmt zum Beispiel Arztbesuche,
Krankenhausaufenthalte und Medikamente. Allerdings gibt es oft
Zuzahlungen, wie etwa für Brillen oder bestimmte Behandlungen.


Die private Krankenversicherung, kurz PKV, funktioniert anders.
Hier hängt der Beitrag nicht vom Einkommen ab, sondern vom Alter,
Beruf und Gesundheitszustand der versicherten Person. Wer jung
und gesund ist, zahlt weniger. Dafür können die Leistungen besser
sein. Privatversicherte bekommen oft schneller Termine beim
Facharzt und können sich in der Regel aussuchen, in welchem
Krankenhaus sie behandelt werden. Auch Chefarztbehandlungen und
Einzelzimmer im Krankenhaus gehören oft dazu.


Ein Erwachsener zahlt so ungefähr 600 bis 800 Euro pro Monat in
die private Krankenversicherung ein. Dazu kommt, dass er die
Kosten für seine Behandlung erst einmal selber bezahlen muss –
danach kann er sie seiner Krankenkasse in Rechnung stellen und
bekommt das Geld zurück. 


Ein Wechsel von der gesetzlichen in die private
Krankenversicherung ist nicht immer leicht. Vor allem für
Angestellte mit höherem Einkommen oder Selbständige kann die
private Versicherung attraktiv sein. Privat versichern können
sich Beamte, Selbständige oder Studenten und Angestellte, die
über 66.600 Euro brutto jährlich verdienen (Stand 2023). Aber:
die private Krankenkasse kann dich als Patient auch ablehnen,
wenn du zum Beispiel eine Vorerkrankung hast. Sie kann sich ihre
Kunden aussuchen. Die gesetzliche Krankenkasse ist für alle
offen.


Doch es gibt Risiken: Mit steigendem Alter werden die Beiträge
oft teurer, und der Wechsel zurück in die gesetzliche
Krankenversicherung ist auch schwierig.


Ein großer Unterschied zeigt sich auch bei der
Familienversicherung. In der gesetzlichen Krankenversicherung
sind Kinder und Ehepartner oft kostenlos mitversichert. In der
privaten Krankenversicherung braucht jede Person eine eigene
Versicherung. Das kann für Familien teuer werden.


Für viele Menschen stellt sich die Frage: Welche Versicherung ist
besser? Die Antwort hängt von der individuellen Situation ab.
Junge, gut verdienende Singles bevorzugen oft die private
Krankenversicherung. Familien oder Menschen mit geringem
Einkommen bleiben meist in der gesetzlichen Krankenversicherung.


Die beiden Systeme sorgen oft für Diskussionen. Kritiker sagen,
dass privat Versicherte Vorteile haben, während gesetzlich
Versicherte oft länger auf Arzttermine warten müssen. Andere
meinen, dass das System der gesetzlichen Krankenversicherung
fairer ist, weil alle einzahlen und alle die gleichen Leistungen
bekommen. Oft wird auch gefordert, dass Selbständige eine Pflicht
zur Versicherung haben sollten – manchmal sind diese nämlich gar
nicht versichert.


Trotz aller Diskussionen: Insgesamt ist das deutsche
Gesundheitssystem eines der besten der Welt. Egal, ob gesetzlich
oder privat versichert – jeder hat Zugang zu medizinischer
Versorgung. 


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg291kurz.pdf

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