Folge 101: Bloß nicht festfrieren
41 Minuten
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vor 10 Monaten
Folge 101: Bloß nicht festfrieren
Obwohl sie es erst seit sieben Jahren macht, ist sie bereits
mehrfache Weltmeisterin: Die 48jährige Tina Deeken aus Hannover
steht sogar im Guiness-Buch der Rekorde, über 250, 100 und 50 m
Freistil ist sie die schnellste behinderte Eissschwimmerin der
Welt! Gerade erst hat sie bei der Eisschwimm-WM im italienischen
Molveno wieder 7 Medaillen gewonnen, 5x Gold und 2x Silber.
Das Besondere an diesen Eisschwimm-Meisterschaften: Sie sind
inklusiv. Hier treten nicht wie bei Olympia erst die
Schwimmer:innen und dann die Para-Schwimmer:innen an - seit 2022
wird der Wettbewerb gemeinsam ausgetragen. Über 700 Teilnehmende
waren im Januar in Molveno am Start, bei Wassertemperaturen
zwischen anderthalb und drei Grad.
Für Tina ist das Eisschwimmen eine doppelte Herausforderung. Das
linke Bein der Sonderschulpädagogin ist vollständig gelähmt, auch
ihr linker Arm wird zunehmend schwächer. Bevor sie starten kann,
muss sie ihre Elektroprothese abnehmen, sie braucht Hilfe, bis
sie sich vom Beckenrand ins eiskalte Wasser gleiten lassen kann.
Weil auch der Boden neben dem Becken Molveno eiskalt war, musste
sie aufpassen, dass sie vorher im Sitzen nicht festfriert,
erzählt sie lachend. Und auch im Wasser selbst muss sie
vorsichtig sein: Wenn ihr linker Fuß aufgrund der Kälte nicht
mehr richtig durchblutet wird, merkt sie das nicht. Und selbst
wenn, könnte sie ihn nicht bewegen, damit er wieder warm wird.
Doch auch wenn es jedes Mal wieder eine Überwindung für sie
bedeutet, ins kalte Wasser zu rutschen - sie möchte es nicht
missen. All der Schmerz, den sie an Land verspürt, ist beim
Eisschwimmen für sie nicht mehr so wichtig. Ohnehin ist Wasser
ihr Element: Sie geht jeden Tag um 6:30 Uhr schwimmen, vor der
Arbeit - dann allerdings im warmen Wasser eines Schwimmbads, wo
sie die verkrampften Muskeln der Nacht lockern kann und keine
Hilfe braucht, um ins Becken zu kommen.
Tina mag es nicht gern, im Mittelpunkt zu stehen und sie hat
lange überlegt, ob sie 2023 die Ehrung als Behindertensportlerin
des Jahres in Niedersachsen annehmen soll. Aber am Ende siegte
der Gedanke, dass sie eben auch eine Botschafterin ist, wenn sie
als behinderte Sportlerin bei inklusiven Wettkämpfen auftritt:
Sieh her, was ich schaffe - das kannst du auch! Mit Handbike und
Rennrolli macht sie zudem regelmäßig beim Triathlon mit, ist
deutsche Para-Meisterin auf der Sprint- und Kurzdistanz.
Wir haben in dieser Folge viel zusammen mit Tina gelacht, sie hat
eine unfassbar positive Energie, das haben wir trotz Zoom-Schalte
deutlich gespürt. Es ist aber auch klar geworden, wie mühsam es
ist, all das zu tun, wofür sie so leidenschaftlich brennt, immer
auf Hilfe angewiesen zu sein. Sie macht trotzdem weiter, hat auch
für dieses Jahr schon viele Pläne - Hut ab!
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