Ein Opfer als Kanzler | Von Roberto J. De Lapuente

Ein Opfer als Kanzler | Von Roberto J. De Lapuente

12 Minuten

Beschreibung

vor 10 Monaten

Robert Habeck wirbt damit, Bündniskanzler sein zu wollen
— was immer das bedeuten mag. Zutreffender ist wohl, dass er
Opferkanzler würde, wenn es denn wirklich für seine Grünen
reichte.


Ein Kommentar von Roberto J. De Lapuente.


Da war er plötzlich auf dem Münchener Siegestor zu sehen und
grinste zögerlich über die Ludwigsstraße der Landeshauptstadt:
Robert Habeck, grüner Kanzlerkandidat und noch immer
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz — eine verheerende
Verquickung zweier Ressorts, die maßgebliche Schuld am
industriellen Niedergang der Wirtschaft und der Republik tragen.
Denn beide Bereiche widersprechen sich zuweilen. Die Grünen
ließen also neulich das Gesicht ihres Kandidaten auf das
historische Bauwerk in der bayerischen Metropole projizieren.
Darunter zu lesen: „Bündniskanzler. Ein Mensch. Ein Wort.“ Diese
Worte waren Teil des Lichtspiels. Am Siegestor angebracht war —
und ist auch ohne Habeckprojektion — zu lesen: „Dem Sieg geweiht.
Vom Krieg zerstört. Zum Frieden mahnend.“


Es ist erstaunlich, dass die projizierten Worte weniger über den
Spitzenkandidaten auszusagen vermögen als jene, die schon seit
längerer Zeit dort angebracht sind — seit 1958 nämlich. Nach dem
Zweiten Weltkrieg brachte man diese drei kurzen Sätze an. Das Tor
selbst steht seit 1850. Vor einigen Jahren schien der
Ort für städtische Grüne noch als Ort pazifistischer Kundgebungen
geeignet. Heute wirbt dort in Guerillamanier der grüne
Bundesmessias, der seinen Kriegseifer gerne unterstreicht. Und
das, wie man hernach erfuhr, vermutlich sogar ohne Genehmigung
für die Wahlkampfaktion; Habeck lachte sich Tage später in
einem Interview für Focus Online ins
Fäustchen, als sei ihm die genialste Aktion aller Zeiten
gelungen.


Habeck, ein Schattenspiel


Die Aufregung war natürlich groß: ein Grüner auf dem Siegestor.
Merken die noch was? Dabei war vieles an der Aktion richtig.
Allein schon der Umstand der Projektion — denn Robert Habeck ist
exakt eine solche. Er ist ein Lichtspiel. Etwas, das mittels
Beamer an eine Leinwand geworfen wird. Man fühlt sich an Platons
Höhlengleichnis erinnert, Habeck kommt darin als Schatten vor –
der Körper, der den Schatten wirft, ist für den Betrachter
zuweilen nicht erkennbar. Wer ist dieser Robert Habeck
eigentlich?


Die profanen Daten: 1969 in Lübeck geboren, aufgewachsen in der
Nähe von Kiel, die Eltern hatten eine Apotheke. Studium. Später
war er Autor — von Kinderbüchern, was ihm heute viele Kritiker
spöttisch vorwerfen, aber an sich keine Substanz hat. Denn auch
Erich Kästner schrieb Kinderbücher und war dennoch ein politisch
ernstzunehmender Mensch. Habeck ist verheiratet, und er
identifiziert sich als Mann. Diese Datenlage verrät wenig über
Habeck — wie sie über jeden Menschen wenig verraten würde.
Politisch trat er erst spät in Erscheinung. Ab 2009 findet man
ihn in der Landespolitik — damals noch eher langhaarig, weit
aufgeknöpftes Hemd. Er sieht aus wie ein Existenzialist, der
nicht viel auf gepflegtes Aussehen setzt, wie ein schlampiger
Kaffeehaus-Denker. Ab 2012 ist Habeck Energiewendeminister in
Schleswig-Holstein. In der Bundespolitik muss man ihn zu diesem
Zeitpunkt noch nicht kennen. Erst 2018 wird er Bundesvorsitzender
der Grünen und damit in ganz Deutschland bekannt...hier
weiterlesen:
https://apolut.net/ein-opfer-als-kanzler-von-roberto-j-de-lapuente/


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