Folge 99: Die Eiserne

Folge 99: Die Eiserne

31 Minuten

Beschreibung

vor 10 Monaten

Folge 99: Die Eiserne


Seit knapp 40 Jahren schwimmt sie regelmäßig Wettkämpfe. Das ist
viel, wäre aber womöglich nicht der Rede wert. Allerdings: Maren
Piskora ist 90 Jahre alt! Erst mit über 50 hat sie angefangen,
bei den Masters zu schwimmen, hat überhaupt erst Delphin, Kraul
und Rücken gelernt. Deshalb war für sie der größte Erfolg die
Masters WM 2000 in München. Damals, mit 66 Jahren, hat sie den 3.
Platz in 400 m Lagen gemacht.


All die anderen Erfolge aufzuzählen würde Stunden dauern. Über
2000 Medailen hängen im Flur ihres Hauses in Gräfeling, einem
Vorort von München. Ihren letzten großen Erfolg hatte sie bei den
Kurzbahn-Europameisterschaften 2023 in Madeira. Mindestens
dreimal war Maren Weltmeisterin im Brustschwimmen in ihrer
jeweiligen Altersklasse, seit 1987 hat sie keine WM und keine EM
ausgelassen. Eine Landkarte in ihrem Flur zeugt davon, wo sie
überall schon war. Und auch dieses Jahr will sie unbedingt wieder
unterwegs sein.


Vermutlich stand uns das ein oder andere Mal der Mund offen,
während wir Maren zugehört haben (doch gut, dass das hier ein
Podcast ist und kein Video). Denn dass diese Frau voller
Willenkraft ist, das spürt man sogar in der Videoschalte. Vor
wenigen Tagen erst war sie bei 4 Grad Wassertemperatur im
Starnberger See, während der Corona-Zeit hat sie auch noch das
Eisschwimmen für sich entdeckt. 1946 - da war sie zwölf - hat sie
sich das Brustschwimmen selber beigebracht, abgeschaut von ihrem
Bruder, der sie widerwillig zum Baden mitgenommen hatte.


Seit ihrer „Entdeckung“ ist sie aber nicht nur selber im Becken
aktiv, in fast 30 Jahren hat Maren auch über tausend Kindern das
Schwimmen beigebracht. Noch heute erkennt sie ihre einstigen
Schützlinge auf der Straße. Während ihres Lehramtsstudiums in den
1950er Jahren war sie auch ein Jahr an der Deutschen
Sporthochschule, wo sie nicht nur die Sportwissenschaftlerin
Liselott Diem, sondern auch das Kleinkinderschwimmen
kennengelernt hat.


Heute geht sie dreimal die Woche 1000 Meter schwimmen, fährt mit
Bus und Bahn zur Schwimmhalle. Ihren eisernen Willen behält sie,
auch wenn ihr der Körper mitunter einen Strich durch die Rechnung
macht. Vier Wirbelbrüche hatte sie bereits wegen starker
Osteoporose, den ersten 2018 während des Trainings. Doch zwei
neue Hüftgelenke und Arthrose halten sie nicht davon ab, ins
Wasser zu gehen. Wenn sie mal zögert, muss sie nur auf ihre
zahlreichen Medaillen schauen, sagt sie: „Das ist die Anerkennung
fürs Durchhalten und Weitermachen!“


Bei Wettkämpfen will sie in Zukunft allerdings nur noch Brust
schwimmen. „Die finden sonst alle, ich bin zu langsam!“















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