Lauter schlechte Argumente gegen den Krieg: Friedenssehnsucht und Imperialismuskritik sind nicht dasselbe
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Beschreibung
vor 22 Jahren
Wenn die Träger der Macht Krieg ansagen, dann wächst der Wunsch
der Menschen nach Frieden. Kein Wunder wird mancher sagen,
angesichts dessen, was Krieg bedeutet:- Massenmord, Zerstörung
von Lebensgrundlagen, Elend und das Prinzip des Ganzen: die
Herrschaft der größeren Gewalt.
Selbstverständlich ist diese Reaktion aber auch nicht! Es ist
nämlich nicht logisch, angesichts eines drohenden Krieges für den
Frieden Partei zu ergreifen, in dem all die Gründe für Krieg
entstehen, vor dem man sich dann fürchten muss. Wäre die Aussicht
auf eine Phase der offenen Barbarei der modernen Gesellschaft
nicht eine gute Gelegenheit, sich mit den Prinzipien des Friedens
zu befassen, der unterbrochen werden soll, um - im Sinn des
Angreifers - zu einem besseren Frieden zu führen. Und stimmt das
nicht sogar? Endet nicht jeder Krieg mit einem Frieden? Ist
Frieden überhaupt etwas anderes als das Resultat des
Kräftemessens im letzten Krieg? Ein Resultat, das genau so lange
hält, wie Sieger und Verlierer die durch Krieg erreichte
Verteilung von Macht und Ohnmacht akzeptieren?
Die Regierenden in den USA, in Europa und sonst wo verkünden und
praktizieren die traurige Wahrheit, dass Krieg Mittel der Politik
ist, das entscheidende, ultimative sogar. Eingepackt in die
Floskel, dass Krieg das letzte Mittel bleiben müsse und nicht zum
nächsten besten gemacht werden dürfe, verkünden gerade die
regierenden Pazifisten in Deutschland diese Wahrheit klarer als
je zuvor. Deshalb halten sie sich ja auch im schönsten Frieden
eine Armee und rüsten ständig für den nächsten Krieg. Ist es
angemessen, solchen Klarstellungen mit dem frommen Wunsch
entgegenzutreten, Krieg dürfte eigentlich kein Mittel der Politik
sein? Wäre es nicht gescheiter, den offiziellen Klartext als
Auskunft von berufender Seite darüber zu nehmen, was Politik
wirklich ist - wenn sie schon immer wieder militärische Gewalt
für ihren Fortgang braucht?
Friedensfreunde trennen in ihrer Einbildung, was sie gerade als
zusammengehörig erfahren; sie wollen von ihrem Gemeinwesen
einfach nicht glauben, dass es auf nichts als auf Gewalt beruht
und Gewalt nach innen und außen zur Erhaltung seiner Macht und
zur Wahrung seiner Interessen braucht. Sie verschließen die Augen
vor der Unversöhnlichkeit dieser Interessen und der
Feindseligkeit der Nationen, die sie sehr wohl kennen. Diese
Interessen halten Friedensfreunde für unproblematisch, ja sie
billigen sie, wenn sie für die eine Variante der Außenpolitik,
die friedlich diplomatisch-ökonomische Erpressung, und gegen die
kriegerische Variante ihre Stimme erheben und bei all dem nur
eines wünschen: Die letzte Konsequenz ihrer kriegsträchtigen
Lebensweise, an der sie nichts Schlechtes finden, möge ihnen
erspart bleiben.
Es gibt Leute, die meinen, es sei schon egal, mit welchen - auch
verkehrten - Gründen Menschen gegen den Krieg aufstehen,
Hauptsache, sie tun es. Leider ist das nicht der Fall: Wer
nämlich allen Ernstes die Regierenden davon überzeugen will, dass
Frieden die bessere Methode der Außenpolitik ist und Krieg auch
der Staatsräson nur Schaden bringt, der landet dabei, dass er die
Kriegszwecke teilt - und sie mit friedlichen Mitteln zu erreichen
verspricht: Friedensdemonstrationen treten in diesen Wochen dafür
ein, dass die Abrüstung des Irak auch auf friedliche Weise
möglich ist - als ob das jemals ihr Problem gewesen wäre, wenn
Bush nicht seinen Krieg angesagt hätte.
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