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Episoden
07.10.2025
2 Stunden 25 Minuten
Migration war das Thema des jüngsten Wahlkampfes. Und zwar gleich
in der Form einer Frage von unser aller Sicherheit, wofür ein
paar Attentate den passenden Anlass gaben. Die wurden von
Politikern quer durch das demokratische Spektrum mit dem
Migrationshintergrund der Attentäter zusammengeschlossen in einer
dreist-absurden Weise, die offenbar ins geistig-moralische
Repertoire ihres Berufsstandes gehört.
Migration aktuell als Problem für „unsere Sicherheit“, generell
als Gefahr für ein Ding namens „unsere Kultur und Identität“ –
das darf sie auf keinen Fall sein, wofür die Politik endlich zu
sorgen hat; darüber besteht Einigkeit. Und gleichzeitig wird
ebenfalls ziemlich einhellig beteuert, dass Migration, nützliche,
selbstverständlich auch weiterhin sein muss: „für unseren
Standort“, „für unseren Wohlstand“, irgendwie auch für „unsere
Zukunft“ und diese Dinger. Beteuerungen dieser Art sind
eigenartig.
Sie unterstellen nämlich erstens bei denen, an die sie sich
richten, den Glauben, letztlich und eigentlich wäre es ein großes
Privileg, dieses Land als „Heimat“ bewohnen zu dürfen, die man
sich eigentlich und wenigstens nicht mit Fremden zu teilen
braucht. Um sie aber zweitens mit Verweisen auf den Nutzen, den
sie als Deutsche von den Leistungen der Migration haben, mit der
dauerhaften Anwesenheit von Fremden zu versöhnen. Und weder beim
Stolz auf ein „Wir“, das eigentlich keine Fremden verträgt, noch
bei der verordneten Duldung der Fremden als Nützlinge für „uns“
darf es die so angesprochenen Deutschen irritieren, dass „ihre
Heimat“ für sie mehrheitlich exakt die öden Rollen vorsieht, in
denen sie dann, wenn überhaupt, auch ihren 30% Zeitgenossen „mit
Migrationshintergrund“ begegnen – auf dem Arbeitsmarkt, auf dem
Wohnungsmarkt, in den Wartelisten bei staatlichen Ämtern und bei
Kassenärzten…
Darum kümmern sich engagierte, volksfreundliche Politiker, die
auch für die regelmäßig in Hass umschlagende Xenophobie ihres
Volkes ein offenes Ohr haben. Die organisieren also beides: die
Migration und die Lebendigkeit eines patriotischen
Herr-im-Haus-Standpunkts, der mit Migration immer so schlecht
zurechtkommt. Für beides haben sie ihre Gründe.
Hinweis zur Aufnahme:
Der Vortrag beginnt mit einem Zitat aus einem
GegenStandpunkt-Artikel. Der Anfang des Zitats ist nicht komplett
auf der Aufnahme. Deswegen hier noch einmal zum mitlesen:
GegenStandpunkt 4-99 - Globalisierung - Der Weltmarkt als
Sachzwang
1. Eine Idee macht Karriere...
Wenn ein Wort zum Schlagwort wird, dann nennen es die Leute zwar
gerne einen Begriff, aber der ausgiebige Gebrauch verbürgt
überhaupt nicht, dass die Benutzer des Wortes, die es für so viel
sagend halten, etwas begriffen haben. Wenn sie das gute Stück
wieder einmal zum Einsatz bringen, fangen sie nicht an mit einer
Erklärung der Sachen, um die sich die Diskussion dreht. Im
Gegenteil: Ein rechtes Schlagwort signalisiert Bescheidwissen,
erklärt jede "weitere" Erklärung für überflüssig, ist durch seine
Erwähnung der eingelöste Anspruch auf Zustimmung und deshalb sehr
begehrt bei Zeitgenossen, die ihren ansonsten sehr eigenen und
persönlichen Meinungen ein bisschen Unwidersprechlichkeit
verschaffen wollen. Eingedenk der Unsitte, mit Hilfe einiger
Kürzel dem Begründen und Erklären aus dem Weg zu gehen und
entsprechende Versuche zu erschlagen, haben sich Schlagwörter bei
wachen Geistern einen schlechten Ruf erworben. Für Leute, die
gelegentlich etwas genauer wissen wollen, ist das Hantieren mit
Schlagwörtern eine unredliche Art zu diskutieren; eine Manier,
Notwendigkeiten ohne gescheiten Grund in die Welt zu setzen und
ihre allgemeine Anerkennung zu fordern, die keineswegs so
notwendig sind, wie es das eifrig in die Runde geworfene
Schlagwort fingiert. Die vielmehr Absichten und Interessen
verbergen sollen, die gar keine Anerkennung verdienen und
überprüft gehören.
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05.06.2025
1 Stunde 48 Minuten
Der US-Präsident will den Krieg nicht mehr, in dem Amerika
maßgeblich engagiert ist, und sagt wirkungsvoll den Krieg der
Ukraine gegen Russland ab. In hohem moralischen Ton geißelt er
„sinnloses Blutvergießen“, das zu beenden er sich als
Friedensstifter und zuallererst seinem amerikanischen Volk
schuldig ist.
Keine Sekunde Erleichterung in Europa, Europas Politiker sind
entrüstet. Sie beschwören weltöffentlich die höchsten Werte, die
sie weiterhin der Ukraine und „gegen den Aggressor“ verpflichten.
Praktisch bemühen sie sich fieberhaft, auf europäische Rechnung
die Stellung in der Ukraine gegen Russland zu halten und ihre
Kriegsfähigkeit zur Bedingung jeder Regelung zu machen. Der ganze
europäische Pfeiler der Nato beschwört seine dauerhafte Einheit
unter dieser Perspektive auch ohne Führung und Rückendeckung der
USA.
Was ist da los?
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06.06.2024
2 Stunden 31 Minuten
Freie Wahlen werden amtlich als Kernstück der Demokratie
geschätzt. In der Demokratie, heißt es, wird nicht einfach
regiert – das Volk erteilt per Abstimmung den Auftrag zur
Wahrnehmung der Staatsgeschäfte.
Weniger amtlich betrachten Politiker wie Wähler diese
Veranstaltung ohne solche Ehrerbietung. Demokratische Politiker
nehmen Wahlen nüchtern als Bedingung und Gelegenheit, auf Kosten
der Konkurrenten an die Macht zu gelangen. Und mündige Bürger
haben Wahlen längst als Schwindel durchschaut. Wählen gehen sie
selbstbewusst ohne Illusionen, damit etwas zu „bewirken“ oder zu
„verändern“.
Sowohl die hohe Meinung über die hehren Grundsätze demokratischer
Machtausübung wie auch das abschätzige Urteil über die praktische
Betätigung des Volkswillens übergehen allerdings, was das
Institut der freien Wahlen tatsächlich leistet: Mit den
Wahlkreuzen legitimiert sich immerhin eine Herrschaft, die sich
auf ihre Unabhängigkeit von ihrer Basis – vom „Druck der Straße“
– viel zugute hält und von ihrer Freiheit regen Gebrauch macht.
Und auch wenn es aufgeklärten Zeitgenossen „letztlich doch egal“
ist, von wem sie regiert werden; egal sollte es ihnen nicht sein,
dass sie von ihrer demokratisch gewählten Herrschaft alle
Lebensbedingungen serviert bekommen, mit denen sie praktisch
zurechtkommen müssen.
Weitere Publikationen zum Thema:
Das Buch "Demokratie Die perfekte Form bürgerlicher Herrschaft"
beim GegenStandpunkt-Verlag
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23.11.2023
2 Stunden 5 Minuten
‚Die Lage der Arbeiterklasse‘ – was soll das sein? Eine
Geschichtsstunde über das 19. Jahrhundert, Manchester? Oder über
die stolze Vergangenheit des Ruhrgebiets mit seinen Kohlekumpeln?
Oder über den unterdrückerischen Arbeiter-und-Bauern-Staat im
deutschen Osten, den es längst nicht mehr gibt?
Überhaupt: ‚Arbeiter‘? Wer heutzutage so daherredet, macht sich
lächerlich, outet sich als dogmatischer marxistischer Romantiker.
Denn jeder weiß doch: Große Industriebelegschaften in Blaumännern
sind total out, sie sind kein passendes Bild für die heutige
Berufswelt, denn die ist vor allem unverkennbar vielseitig und
bunt.
Stimmt. Da verdienen Liefer-Helden und Digital Natives mit ihrem
Laptop bzw. auf dem Fahrrad Geld, ganz frei und individuell. Es
gibt Jobs für alle Kompetenzniveaus, persönlichen Vorlieben und
auch für knappe Zeitbudgets, und jeder Posten steht allen
Geschlechtern offen. In den Büros, den klassischen wie denen im
eigenen Wohnzimmer, wird KI- und Cloud-gestützt gearbeitet, ohne
antiquierte Stechuhr zu Vertrauensarbeitszeiten…
Und? Gibt es da etwa keinen gemeinsamen Nenner? Kennt den nicht
auch jeder, irgendwie?
Die modernen Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse hinter all
dem bunten Lack und den vielen Buzzwords mögen alles Mögliche
sein, in seltsamer Eintönigkeit sind sie vor allem ziemlich
prekär. Das gilt denselben Leuten, die über die neuen digitalen
Möglichkeiten so gerne staunen, inzwischen als so normal, dass
ausgerechnet die biederen, bescheidenen Arbeits- und
Lebensverhältnisse der Blaumänner aus dem vorigen Jahrtausend wie
ein ferner Traum anmuten: ‚Diese Zeiten‘, so hört man, mit
lebenslanger Betriebszugehörigkeit, „Samstags gehört Vati mir“
und geregelten Feierabend, sind für die Masse der erwerbstätigen
Menschheit ‚nun mal einfach vorbei‘. Wer sich heutzutage zur
Stammbelegschaft in einem großen Industrieunternehmen zählen
darf, um die sich nebenbei noch eine gewerkschaftliche Lobby
kümmert, gilt da schon als jemand, der es gut getroffen hat…
In diesem Vortrag wird eine abweichende Bilanz über die modernen
Arbeitsverhältnisse in Deutschland angeboten. Es soll gezeigt
werden, dass all die Individuen, die in ihnen ihr Geld verdienen,
nichts als Mitglieder einer lohnarbeitenden Klasse sind – auch
wenn sie davon nichts wissen wollen. Es soll gezeigt werden, dass
auch der deutsche Staat mit seiner Unterstützung seines
Erwerbsbürgervolks in der Inflation praktisch davon ausgeht, dass
er es mit den systemischen Nöten so einer Klasse der Lohnarbeiter
zu tun hat.
Weitere Publikationen zum Thema:
Anmerkungen zur Lage der arbeitenden Klasse in Deutschland in
GegenStandpunkt 2-23
Nachträge zu „Lage der arbeitenden Klasse in Deutschland“
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14.09.2023
2 Stunden 28 Minuten
Vor ihrer Wahl haben die Grünen es versprochen und dieses
Versprechen haben sie definitiv gehalten: Unter ihrer Führung ist
Deutschlands Außenpolitik jetzt offiziell „wertegeleitet“.
Menschenrechte, Freiheit und Demokratie, Feminismus, Recht und
Regeln – diese Geschenke soll die Welt von Deutschland erhalten,
dafür soll man der Regierung und ihrem feinen Land dankbar sein.
Dass die Bereitschaft, Gegensätze gegenüber anderen Mächten zu
forcieren, gemeint ist, wenn Werte hochgehalten werden, ist dabei
kein Geheimnis: Ganz ersichtlich schwingt sich diese Macht zum
Ankläger und Richter in der Frage auf, wie andere Staaten ihre
Gewalt nach innen und außen handhaben; und wenn es sein muss,
auch zum Vollstrecker der fälligen Urteile. Gleichfalls bekannt
ist, dass dies dann und wann den Übergang zum Krieg einschließt.
Das ist offenbar kein Grund für einen Einwand; mitunter werden
Kriege im Namen von Werten sogar öffentlich gefordert.
Kritik gibt es trotzdem, aber was für eine: Die eine Fraktion
will nur Wortgeklingel wahrgenommen haben, wirft den Grünen vor,
noch viel zu wenig für die hohen Werte zu tun und sie sogar
regelmäßig zu verraten, wenn es mal wieder um Gas- und andere
Geschäfte mit schurkigen Staaten geht, statt denen gehörig auf
die Füße zu treten. Andere Kritiker werfen Deutschlands Führung
umgekehrt einen regelrechten Wertefimmel vor und beklagen einen
missionarischen Eifer, dem sie die deutschen Interessen an und in
der Welt opfert.
Beide Seiten liegen daneben, denn von einer Relativierung
deutscher Interessen an höheren Gütern kann keine Rede sein –
gerade dann, wenn Deutschland gegenüber anderen Staaten als
Mahner, Ankläger und Richter zur Tat schreitet.
Was „wertegeleitete Außenpolitik“ mit deutschen Interessen zu tun
hat und wie darin die Schicksale und Lebenslagen der Menschen und
Völker vorkommen, auf die sich unsere WertepolitikerInnen so gern
und so heftig berufen: darum ging es im Vortrag.
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Über diesen Podcast
Um sich die nötige Klarheit über die aktuellen Affären in Politik
und Wirtschaft und deren Besprechung in der demokratischen
Öffentlichkeit zu verschaffen, bietet Argudiss
Diskussionsveranstaltungen an.
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