Imperialismus heute - Wie Weltmarkt und Weltmacht zusammengehören

Imperialismus heute - Wie Weltmarkt und Weltmacht zusammengehören

2 Stunden 3 Minuten

Beschreibung

vor 18 Jahren

Dass die außenpolitische Gewalt heutiger Staaten mit der
kapitalistischen Wirtschaftsweise in ihrem Inneren "zu tun hat",
gehört zum Grundbestand linker Gesellschaftskritik. Wenn es aber
ans Erläutern und Begründen dieses Zusammenhangs geht, begnügen
sich viele mit Kurzschlüssen. Man versucht ökonomische Interessen
für Krieg zu identifizieren, prangert "Krieg für Öl" oder andere
Bodenschätze an und kann sich vorstellen, dass eine Regierung
schießen lässt, weil der „militärisch-industrielle Komplex“
Waffen verkaufen will. Man sieht die handelnde Regierung als
unfreien Hampelmann einiger privater Geschäftsinteressen, etwa
US-Präsident Bush als den verlängerten Arm von Ölkonzernen und
Halliburton. Allerdings stehen diesen privaten Kapitalinteressen
auch in den USA mindestens ebenso viele andere entgegen, die
durch Krieg ihre Geschäftsbeziehungen ruiniert sehen und die ihre
Profite im Frieden besser aufgehoben sähen. Ein nationales
Interesse des kapitalistischen Gemeinwesens an der Beherrschung
und Unterordnung anderer Staaten, das private Interessen auch
verletzt und für die große Sache in den Dienst nimmt, wird so
gerade nicht erwischt. 
Erst recht versagt das kurzschlüssige Verfahren, wo man etwa bei
den deutschen Einsätzen in Afghanistan, am Horn von Afrika oder
vor der libanesischen Küste – nichts findet, was abzuholen wäre.
Dann fallen auch linke Kritiker mehr oder weniger offen auf die
eigentlich abgelehnten Auffassungen der bürgerlichen
Politikwissenschaft zurück, die es sich leicht macht und einfach
"Faktoren internationaler Konflikte" sammelt: Einerseits weiß sie
von "ökonomischen Interessen" die Staaten aneinander haben, die
aber hält sie für prinzipiell konsens- und kompromissfähig.
Andererseits kennt sie ein "Machtstreben der Staaten", das sie,
weil sie es nicht erklärt, zu einer tief in der Menschennatur
verankerten Polit-Konstante verklärt, die mit Kapitalismus nichts
mehr zutun hat.
Peter Decker will mit seinem Vortrag den Zusammenhang von
Weltmacht und Weltmarkt einmal grundsätzlich thematisieren.
„Imperialismus heute“: Das ist zum einen der ökonomische Verkehr
zwischen kapitalistischen Staaten in der globalisierten
Weltwirtschaft, die Konkurrenz, die sie sich um den modernen
"Reichtum der Nationen" liefern, beim Einkauf von Rohstoffen über
den Verkauf von Industrieprodukten zur Konkurrenz nationaler
Kapitalstandorte bis zur internationalen Konkurrenz um die Güte
des nationalen Gelds. In ihrer "Sicherheitspolitik" zum anderen
geben die weltwirtschaften den Nationen zu erkennen, wie wenig
sie sich auf ihre Sprüche vom „gegenseitigen Nutzen“ des
„friedlichen Handelsverkehrs“ und auf eine automatische Wirkung
der „Sachzwänge der Globalisierung“ verlassen. Mitten im Frieden
liefern sie sich neben der ökonomischen eine zweite, strategische
Konkurrenz als Gewalten, um den ihnen nützlichen Frieden mit
Kriegsdrohungen erzwingen bzw. in ihrem Sinn korrigieren zu
können. Gerade der vollendete Weltmarkt beruht offenbar auf einem
umfassenden und dauerhaften Abschreckungsregime einiger
Großmächte gegenüber dem Rest der Staatenwelt. Erst die
Vernichtung aller Alternativen und die Bestrafung aller Versuche
dazu erzeugen für alle Staaten die Alternativlosigkeit und damit
den Sachzwangcharakter der heutigen Weltwirtschaft.
Darum geht derzeit der Krieg der USA "gegen den Terrorismus“. Er
ist Amerikas aktueller Kampf um Universalität und Lückenlosigkeit
dieses Abschreckungsregimes; nicht nur die islamistischen Feinde,
sondern alle Staaten werden da vor die Wahl gestellt, sich
entweder als Helfershelfer amerikanischer Unangreifbarkeit zur
Verfügung zu stellen, oder selbst in die Ecke der Terror- oder
Terrorunterstützerstaaten gerückt zu werden. So ringen die USA
zusammen mit und zugleich gegen neue und alte Verbündete um das
globale Monopol auf Krieg: „Imperialismus heute“


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und ihrer antiterroristischen Kriegskultur

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