Schamlose Managergehälter, Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, nimmersatte Abzocker, eiskalte Profitgeier: Der schlechte Ruf der Wirtschaftselite befeuert den Gemeinsinn der armen Massen! Hochkonjunktur für eine grundfalsche Kapitalismuskritik

Schamlose Managergehälter, Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, nimmersatte Abzocker, eiskalte Profitgeier: Der schlechte Ruf der Wirtschaftselite befeuert den Gemeinsinn der armen Massen! Hochkonjunktur für eine grundfalsche Kapitalismuskritik

2 Stunden 25 Minuten

Beschreibung

vor 17 Jahren

Der Ruf der deutschen Wirtschaftselite ist schlecht wie nie.
Nicht nur an Stammtischen wird über die Raffkes in den
Führungsetagen geschimpft, die ihr Geld schon gar nicht mehr
zählen können und dennoch nicht genug kriegen. Auch die Presse,
allen voran BILD, und die große Politik stoßen in dieses Horn:
SPD-Chef Beck prangert die "neuen Asozialen" an – und meint
einmal nicht Hartz-IV-Empfänger, die in Saus und Braus leben,
sondern Vorstandschefs und Multimillionäre: Wieder einmal sei in
Deutschland die Elite dabei, "unser System zu zerstören". Die
Kanzlerin warnt gar, dass "uns der Laden noch um die Ohren
fliegen wird", wenn es mit Verantwortungslosigkeit und Unmoral
bei den Spitzen der Gesellschaft so weitergehe. Die politische
Führung, sonst schnell dabei, Unzufriedenheit in den unteren
Rängen der Gesellschaft als übertriebenes Anspruchsdenken, als
unzeitgemäße Besitzstandswahrung oder Realitätsverweigerung
abzukanzeln, gibt dieser Unzufriedenheit voll recht.
Anspruchsdenken, das sich im Ruf nach sozialer Gerechtigkeit und
nach der Strenge des Gesetzes auch für die Reichen äußert, ist
offenbar nicht übertrieben. Es ist das gute Recht des Volkes und
verdient Unterstützung durch die Obrigkeit.
In Zeiten, in denen mitten im Wirtschaftsaufschwung die normalen
Einkommen sinken und das Land über Mindest- und Hungerlöhne
debattiert, sollen sich die Lohnabhängigen ruhig den Kopf darüber
zerbrechen, ob das 400-fache des Durchschnittslohns, das mancher
Manager kassiert, exakt seiner Leistung entspricht oder ob nicht
eher das 200-fache angemessen wäre. Leute, die bei AEG, Nokia,
Siemens, Telekom überflüssig und ins Elend der Sozialhilfe oder
in eine ärmliche Frühverrentung entlassen werden, sollen sich
ruhig darüber aufregen, dass "unfähige Chefs", die "Arbeitsplätze
vernichten", mit einem millionenschweren "goldenen Handschlag"
verabschiedet werden, den sie nicht verdienen. Und alle, denen
die kürzliche Mehrwertsteuererhöhung die Haushaltskasse belastet,
dürfen sich um den Staatssäckel sorgen, dem die Reichsten der
Reichen, die es nicht nötig hätten, ihren Steuerbeitrag
vorenthalten. Der brave Steuerzahler, der sein Opfer bringt und
jeden Cent zweimal umdreht, ehe er ihn ausgibt, darf sich von den
Extratouren der Reichen verhöhnt vorkommen. Das muss er sich
nicht bieten lassen. Das nicht.
Politiker wissen diesen gerechten Volkszorn zu schätzen und sie
heizen ihn berechnend an. Wenn die armen Massen ihre Geldnot und
Existenzunsicherheit in die kritische Prüfung überführen, ob
Gerechtigkeit herrscht, ob sie also auch bekommen, was ihnen nach
den Maßstäben des Gemeinwesens zusteht; bzw. ob den Reichen
wirklich zusteht, was sie bekommen, dann liegen sie richtig: Die
neidvolle Frage nach der Berechtigung der extremen
Einkommensunterschiede ist nämlich das Gegenteil einer Befassung
mit den Gründen des eigenen Mangels. Mit der Anklage, dass die
soziale Gerechtigkeit mit Füßen getreten werde, dass die Abzocker
triumphieren und der Ehrliche der Dumme sei, ruft das Volk nach
guter Herrschaft und ordentlicher Amtsführung. Und dazu lassen
sich Politiker immer gerne rufen.
Den Ruf lassen sich die Figuren an der Macht nicht streitig
machen – schon gleich nicht von Konkurrenten der Linkspartei oder
der NPD, die das Recht des Volkes auf Gerechtigkeit noch viel
ernster zu nehmen versprechen. Dafür beschädigen Merkel, Beck und
andere auch zeitweilig den guten Ruf der Elite, auf die
Deutschland natürlich weiterhin setzt.
Der Vortrag wird den hohen Wert "Gerechtigkeit" erläutern und die
nationale Sehnsucht danach.


Teil 1: Vorbemerkung
Teil 2: Der 'Fall Nokia'
Teil 3: 'Managergehälter'
Teil 4: 'Zumwinkels Steuerhinterziehung'
Teil 5: Die Forderung nach Gerechtigkeit
Teil 6: Diskussion


Veranstalter: Sozialistische Gruppe


Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:


Stichwort: Gerechtigkeit in GegenStandpunkt 4-15


Der Fall Ackermann und andere: Von den Leistungsträgern der
Nation und ihrem gerechten Lohn in GegenStandpunkt 4-03


Flugblatt des GegenStandpunkts zur „Herbstaktion“ des DGB So
nicht! Für soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren ist jämmerlich!
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Mindestlohn vs. Managergehälter – Eine vorweihnachtliche
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1-08


Nokia schließt die Handy-Fabrik in Bochum und entlässt Tausende
Eine patriotische Heul-Orgie besiegelt die Abwicklung in
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