"Wir brauchen dringend wieder Wachstum!" (Merkel): Wirtschaftswachstum - Was ist das, wer braucht das und warum muss die Wirtschaft eigentlich immerzu wachsen?

"Wir brauchen dringend wieder Wachstum!" (Merkel): Wirtschaftswachstum - Was ist das, wer braucht das und warum muss die Wirtschaft eigentlich immerzu wachsen?

1 Stunde 50 Minuten

Beschreibung

vor 15 Jahren

Wachstumsstillstand gilt schon als eine mittlere Katastrophe,
sinkende Wachstumsraten sind endgültig der Gau für eine
Nationalökonomie. Darin sind sich die Wirtschaftspolitiker heute
ebenso einig wie in ihrem Credo: Das Wachstum muss wieder
angestoßen werden! Damit die Raten wieder nach oben gehen! Komme
was da wolle! ‚Wirtschaftswachstum’, das ist der Erfolgsmaßstab
allen Wirtschaftens. In seinen Dienst stellen sich die
Politikermannschaften aller Marktwirtschaften und verabschieden
zurzeit ‚Konjunkturprogramme’ im zwei- bis dreistelligen
Milliardenbereich - nur damit das Minus-Wachstum gebremst und ein
Plus-Wachstum initiiert wird.
Offensichtlich gilt hierzulande der Irrsinn, dass die Wirtschaft
nicht produziert, was gebraucht wird, sondern dass sie immer mehr
„Erträge“ zu bringen hat als im Vorjahr. Alles, was übers Jahr
gearbeitet, hergestellt und verkauft wird, verfehlt sein
eigentliches Ziel, wenn "die wirtschaftliche Aktivität" dabei
nicht steigt. Dabei kann und muss auch niemand so recht sagen,
was eigentlich fehlt und was immer mehr werden sollte. Ob
wirklich Bedarf nach mehr Autos, Handys, Waschmaschinen besteht,
ist sehr zweifelhaft. Und dennoch müssen auch diese Branchen
immer weiter wachsen! Es geht beim Imperativ ‚Wachstum’
offenkundig nicht um einen bestimmten Mangel und seine gezielte
Überwindung. Es lässt sich – einerseits – sogar umgekehrt
festzustellen, dass ‚die Wirtschaft’ gerade dann
Wachstumsprobleme bekommt, wenn Güter im Überfluss geschaffen
worden sind, es von ihnen mehr gibt, als sich verkaufen lässt.
Autohalden, rote Zahlen und Insolvenzen in der Autoindustrie
legen davon Zeugnis ab. Andererseits darf in einer Gesellschaft,
die sich dem Wachstum verschrieben hat, niemand Bedürfnisse und
Nöte anmelden, die in dieser Gesellschaft nicht befriedigt
werden: Mehr erschwinglicher Wohnraum, mehr kostenlose
Kindergartenplätze, mehr, bessere und billigere Pflege in
Krankenhäusern und Altenheimen bräuchte es sehr wohl – und
wachsende Löhne, Arbeitslosengelder und Renten wären gleichfalls
nötig. Diese "Güter" müssten dringend vermehrt „produziert“
werden, diese „Sektoren“ müssten zulegen. Aber sie dürfen nicht
einfach so wachsen: Denn ausgerechnet das, was bei ihnen an
Leistung erbracht, was durch sie an Bedarf gestillt wird, zählt
nicht zu dem Wachstum, auf das es in der Marktwirtschaft ankommt,
sondern geht auf seine Kosten.
So einfach ist es also nicht mit dem absurden Imperativ: ‚Immer
mehr Wachstum muss sein!’ Es lohnt sich deshalb einmal der Frage
nachzugehen, was eigentlich die Sache ist, die immerzu wachsen
soll; und für die „wir alle“ - laut Merkel - im Jahre 2009 an
unserem Lebensstandard Abstriche hinzunehmen haben, damit es dann
im Jahre 2010 „wieder aufwärts geht“. Womit? Mit „unserem“
Lebensstandard? Nein, mit den Wachstumsraten!


Teil 1. Ideologisches zu Wachstum und Wohlstand
Teil 2. Die Absurdität einer Wirtschaft, die immer mehr wachsen
soll
Teil 3. Was soll da immer mehr wachsen?
Teil 4. Wachstum als nationale  Abrechnung
Teil 5. Wachstum als Maßstab in globaler Konkurrenz
Teil 6. Nachträge


Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:


Das Buch „Beschäftigung“ – „Globalisierung“ – „Standort“
 Anmerkungen zum kapitalistischen Verhältnis zwischen Arbeit
und Reichtum vom GegenStandpunkt-Verlag

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