Noch ein Patentrezept gegen die Übel des Kapitalismus - Das bedingungslose Grundeinkommen
1 Stunde 56 Minuten
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Beschreibung
vor 15 Jahren
Noch ein Patentrezept gegen die Übel des Kapitalismus –
Das bedingungslose Grundeinkommen
Die kapitalistische Wirtschaft produziert mit dem Reichtum der
einen die Armut der anderen – und zwar immer mehr von beidem. Der
zur Gewinn-Steigerung eingesetzte technische Fortschritt in
Werkstätten und Büros erhöht die Leistung des einzelnen
Beschäftigten für die Firma und erspart ihr die Bezahlung von
Lohn für eingesparte Arbeit; derselbe Fortschritt macht daher
Arbeitskräfte überflüssig und bringt sie um ihre Erwerbsquelle.
Das Millionen-Heer der Einkommenslosen ist gezwungen, sich den
Unternehmern um jeden Preis anzubieten; was diesen wieder
erlaubt, ganz allgemein die Löhne zu drücken, so dass mit dem
Reichtum der Kapitaleigner, nicht nur die Zahl der armen
Arbeitslosen steigt, sondern auch die der „working poor“.
Dagegen ließ sich nach allgemeinem Dafürhalten nichts machen, bis
ein paar kluge Leute eine Idee hatten: Die Gesellschaft muss den
armen Leuten ein Grundeinkommen zahlen, dann sind sie nicht mehr
arm. Verblüffend! Warum ist man da nicht früher darauf gekommen?
„Unsere Wirtschaft“ holt aus dem Produktionsfaktor Arbeit alles
heraus; knappst an jedem Cent Lohn herum, streicht Arbeitspausen,
erhöht das Tempo – alles damit der Arbeiter der Firma noch mehr
Gewinn einbringt und einen noch kleineren Teil seiner
Wertschöpfung als Lohn nach Hause trägt. Dabei soll es nach
Auffassung der Leute mit der neuen Idee im Prinzip auch bleiben.
Wenn die Entlassenen und die Billigarbeiter wegen dieses
ökonomischen Prinzips arm und mittellos werden, schenken „wir“
als Gesellschaft ihnen einfach das Geld, das „wir“ als Wirtschaft
sie nicht oder immer weniger verdienen lassen. Erst soll mit
allen Mitteln kapitalistisch Geld gemacht werden, und dann will
man es ganz und gar unkapitalistisch ausgegeben, nämlich
umverteilen. Hätten sich die Reichen das Ausbeuten nicht gleich
sparen können, wenn seine Ergebnisse hinterher teilweise
rückgängig gemacht werden sollen?
Zum Weinen sind die Kontroversen die diese schöne Idee auslöst:
Wo immer sie diskutiert wird, werden zwei Einwände laut: Wer soll
das bezahlen? Und wer wird die Drecksarbeit machen, wenn die
Menschen auch ohne Arbeit bescheiden leben können? Die Zweifler
stellen sich gleich auf den Standpunkt des kapitalistischen
Wirtschaftens und halten den Verbesserungsvorschlag für
unrealistisch: Erstens ist im Kapitalismus nirgendwo Geld übrig,
das für Umverteilung zur Verfügung stünde. Zweitens darf der
Zwangscharakter der Lohnarbeit nicht abgeschwächt werden, denn
ohne echte Not – da kennt sich der Realist aus – würde sich
keiner für sie hergeben. Mit diesen zynischen Wahrheiten
kritisieren diese Leute freilich nicht den Kapitalismus; sondern
den Versuch, ihn durch ein Grundeinkommen zu humanisieren. Die
Anhänger der guten Idee weisen diese Sorte Realismus nicht
zurück, sondern rechtfertigen sich vor ihm: Sie versichern, das
Grundeinkommen sei nicht nur verträglich mit der Profitmacherei,
sondern würde sie ganz besonders befruchten und voranbringen;
außerdem müsse niemand fürchten, dass der „Anreiz“ zur Arbeit
verloren geht, das Grundeinkommen werde schon niedrig genug
angesetzt.
Zeitgenossen, die diese versponnene Kombination aus
sozialpolitischem Idealismus und kapitalistischem Realismus
attraktiv finden, könnten sich durch diese Zeilen zum Widerspruch
herausgefordert fühlen.
Die verwendeten Zitate sind unter dem unten angegeben Link
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