Harrisburg 1978, Tschernobyl 1986, Fukushima 2011: Noch eine Nuklearkatastrophe, die nichts und niemanden ändert
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vor 14 Jahren
Im japanischen Fukushima ist wieder einmal eingetreten, wovor die
Gegner der Atomenergie seit 40 Jahren warnen: Im Gefolge von
Erdbeben und Tsunami sind mehrere Meiler außer Kontrolle geraten,
explodieren, setzen Radioaktivität frei, machen Teile Nordjapans
vielleicht auf Jahrzehnte oder länger unbewohnbar, verseuchen die
ansässige Bevölkerung und bedrohen die 35-Millionenstadt Tokio
mit radioaktivem Niederschlag.
Dass die Regierungen in Japan und den anderen Atomenergie
nutzenden Staaten von dem Ereignis überrascht worden wären,
stimmt nur in einer Hinsicht: Sie setzen beständig darauf, dass
der „Größte Anzunehmende Unfall“ und Schlimmeres, das sie längst
haben definieren und ausrechnen lassen, schon nicht eintreten
wird. Ihre Fachleute schätzen das Risiko solcher Katastrophen ab
und weisen ihm eine – sehr kleine – Wahrscheinlichkeit zu, die
man dann großzügig ignoriert.
Wenn der Katastrophenfall eintritt, steht die betroffene Nation
mehr oder weniger da wie nach einem verlorenen Krieg: Ein Verlust
an Bevölkerung durch Verstrahlung und ansteigende Krebsraten
schmälert die lebendige Staatsgrundlage; ganze Regionen sind
dauerhaft für geschäftliche Nutzung unbrauchbar; statt
kapitalistischen Wachstums fallen ungeheure Kosten für Sicherung
und Einschließung der strahlenden Ruinen an, die das
Sozialprodukt und den Staatshaushalt belasten und die Nation in
der Konkurrenz mit Ihresgleichen um Größenordnungen zurückwerfen
können. Schon gibt es Spekulationen über einen Niedergang Japans.
Das, nichts anderes, ist der Albtraum, der politische Führer
tatsächlich schockiert. Die Physikerin Merkel jedenfalls zeigt
sich erschüttert darüber, dass das ausgerechnete „Rest-“Risiko
einer Katastrophe tatsächlich eintritt. - Das wirft die Frage
auf, warum kapitalistische Staaten ihre Bevölkerungen
jahrzehntelang und weiterhin diesen – auch für die Staatsmacht
selbst bedrohlichen – Risiken aussetzen. Nur damit die Wohnungen
warm sind und die Handys Saft haben? Worum geht es bei der
Stromversorgung kapitalistischer Staaten, dass man dafür Gefahren
wie im Krieg eingeht?
- Jetzt will die Regierung Merkel – anders als praktisch alle
anderen Regierungen des Globus – aus der Katastrophe gelernt
haben und den Ausstieg aus der Atomenergie-Erzeugung
beschleunigen. Was ist heute anders als in den Zeiten von
Harrisburg und Tschernobyl, als die Katastrophen den
VorgängerRegierungen kein Umdenken abverlangten? Was muss alles
erfüllt, welche Anforderungen müssen gewährleistet sein, dass
eine Bundesregierung die Wahnsinns-Technologie tatsächlich für
tendenziell verzichtbar hält? Darüber will die politische Chefin
des Weltmarktführers auf dem Feld der erneuerbaren
Energietechniken drei Monate lang nachdenken, um dann zu
entscheiden, ob und wie viele alte Meiler abgeschaltet werden
sollen und wie lange sie die neueren weiterlaufen lassen will.
Die schwarz-gelbe Koalition „lernt“ aus der Katastrophe,
konsequenter anzupacken, was sowieso auf der deutschen Agenda
steht.
Und so viel steht bei allem „Umdenken“ sowie- so fest: Wenn erst
ein Ausstiegsszenario und neue Laufzeitgrenzen von 10 bis 20
Jahren vereinbart sind, ist das als „unvertretbar“ erkannte
Restrisiko wieder voll vertretbar.
Veranstalter: Sozialistische Gruppe
Weitere Publikationen zum Thema:
Rechtzeitig zum 25-Jährigen von Tschernobyl schlägt das
„Restrisiko“ wieder zu Der Super-GAU in Fukushima und die
Berechnungen kapitalistischer Energiepolitik in GegenStandpunkt
2-11
Atomkatastrophe in Japan Von der Faszination des Grauens zu
seiner demokratischen Verarbeitung GAU und Geist in
GegenStandpunkt 2-11
Weitere Artikel zur Atomkraft finden sich im Archiv des
GegenStandpunkt-Verlages.
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