Armut in Deutschland – und was der Armutsbericht der Regierung daraus macht
1 Stunde 51 Minuten
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Beschreibung
vor 12 Jahren
Verschwiegen wird nichts in der Demokratie. Wie es zugeht in
diesem reichen Land, steht sauber aufgelistet im periodischen
„Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung“. Da kann man
lesen, dass wieder einmal die Reichen reicher und die Armen ärmer
geworden sind. Wie viele Menschen für 8,50 Euro und wie viele für
nur 6 Euro pro Stunde arbeiten und ihren Lohn für die volle
Arbeitswoche vom Staat auf das Hartz-IV-Niveau aufstocken lassen
müssen. Wie viele Kinder verwahrlosen, Heranwachsende ausrasten,
Alte verkommen und so weiter.
Die Kunst und die zynische Stärke der demokratischen
Meinungsbildung besteht darin, dass sich diese Ordnung an
empörenden Fakten gar nicht mehr blamieren kann, weil sie die
Bürger und die von Armut Betroffenen mit hineinzieht in die
„richtige“, konstruktive Weise, über den systemgemäßen Ausschluss
vieler vom vorhandenen Reichtum nachzudenken.
Auf mehreren hundert Seiten, tatsächlich aber in wenigen
Schritten schafft es der Armutsbericht der Regierung, den
Berichtsgegenstand von einem Faktum in eine Frage der Definition
zu verwandeln, die man so oder so vornehmen kann.
Im nächsten Schritt wird Armut zum Armutsrisiko verniedlicht, zu
einem Umstand also, bei dem es vor allem darauf ankommt, dass und
wie gut ein Mensch damit umgehen kann. In einem dritten Schritt
wird Armut zum Problem erklärt, ob und wie man aus ihr wieder
herauskommt. Sie selbst ist damit abgehakt, kritikwürdig ist
jetzt nur mehr ihre Verfestigung über die Generationen.
Theoretisch gesehen ist jeder dieser Schritte ein Fehler,
menschlich gesehen eine Schweinerei. Mit beidem befassen sich
Vortrag und Diskussion.
Veranstalter: Sozialistische Gruppe
Weitere Vorträge mit Diskussion der sozialistischen Gruppe sind
hier.
Weitere Publikationen zum Thema:
"Der neueste Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregierung: Armut in Deutschland – nachgezählt,
problematisiert und für gut befunden" in
GegenStandpunkt 1-13.
Die Regierung lässt die Armut erforschen, über die sie regiert:
Wissenschaftler ringen um den „Armutsbegriff“ in GegenStandpunkt
2-05.
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