Wohnungsnot und Mietpreisexplosion - Die Wohnungsfrage im Kapitalismus

Wohnungsnot und Mietpreisexplosion - Die Wohnungsfrage im Kapitalismus

2 Stunden 13 Minuten

Beschreibung

vor 12 Jahren

In sogenannten Ballungsgebieten steigen die Mietpreise
unaufhörlich. An die vierzig Prozent des Nettolohns muss ein
Einkommensbezieher mittlerweile für eine Behausung weg zahlen.
Die Tageszeitungen rechnen vor, dass selbst das extreme Schicksal
der Obdachlosigkeit nicht verschwunden ist, sondern in
Deutschland die neue Höchstmarke von einer Viertelmillion
erreicht hat. Andererseits stehen diese Zahlen, hinter denen sich
„menschliche Schicksale“ verbergen, für einen in der
Marktwirtschaft absolut erfreulichen Umstand: Sie zeugen nämlich
davon, dass die Eigentümer von Boden und Mietshaus ein blendendes
Geschäft machen, wenn sie über ein Drittel des Einkommens der
arbeitenden Bevölkerung in ihre Kassen lenken, Tendenz steigend.
Ein schönes Plus, das auch der Staat gern in das Wachstum seines
Standortes einrechnet.


- Ein Stück Boden braucht jeder. Industrielle benötigen ihn als
Standort für eine Fabrik, Private als Unterlage für eine
Behausung. Merkwürdig ist die Verteilung der Erdoberfläche in
einem modernen Staat: Viele haben nichts, einige wenig, einige
wenige ganz viel davon.


- Wie machen Grundeigentümer aus einem bloßen Flecken Erde Geld?
Produktionskosten fallen dafür ja nicht an, und Pacht oder einen
Grundstückspreis erzielt auch das gänzlich unbebaute Gelände.


- Wie vollzieht sich die Preisbildung für dieses Gut? Die
Erfahrung lehrt so viel: Schöne Lagen sind für den gewöhnlichen
Wohnungssuchenden meistens nicht bezahlbar, bezahlbare Lagen
selten schön. In guten Vierteln mit pittoresker Bausubstanz
machen sich Banken, Verwaltungen und Kommerz breit. Der Rest
bevölkert Wohnblocks, am Ende gar in Problemvierteln.


- Der Sozialstaat anerkennt die allgemeine Notlage, die die
Grundeigentümer damit unter der arbeitenden Bevölkerung
anrichten. Mit Gesetzen zur Mietpreissteigerung –
„Kappungsgrenze“, „Vergleichsmiete“ – verhindert er keine
Erhöhung der Mieten, sondern er dosiert ihren Anstieg und weist
ihm einen rechtskonformen Weg. Und bevor der Staat seinen
Grundeigentümern angesichts mangelhafter Zahlungsfähigkeit der
proletarischen Kundschaft einen Einnahmeverzicht zumutet, springt
er selbst mit Wohngeld und anderen Mietzuschüssen ein. So ist die
elementare Frage nach einem Dach über dem Kopf auch nach 150
Jahren kapitalistischen Wachstums nicht erledigt. Im Gegenteil,
das pure Wohnen wird für viele zu einem kaum mehr bezahlbaren
Luxus.


Warum ist das so?


Gliederung:
1. Das Grundeigentum: Boden, Pacht & Miete, Bodenpreis
(Teil1)
2. Der "kleine Mann" und die Zwänge des Wohnungsmarktes
(Teil2)
3. Staat und Wohnungsmarkt (Teil2)
4. Diskussion 1. Teil (Teil3)
5. Diskussion 2. Teil (Teil4)


Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:


Artikel zum Grundeigentum finden sich im Archiv des
GegenStandpunkt-Verlages


Wohnungsnot und Mietpreisexplosion Das Grundeigentum und der
Wohnungsmarkt in GegenStandpunkt 2-14


Warum steigen die Mieten und die Wohnungsnot? Die kapitalistische
Wohnungsfrage von argudiss

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