Propaganda auf demokratisch: Wie die Presse Meinungen fabriziert
2 Stunden 35 Minuten
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Beschreibung
vor 12 Jahren
Propaganda auf demokratisch
Wie die Presse Meinungen fabriziert
Demokratische Journalisten würden es weit von sich weisen,
Propagandisten der Staatsmacht zu sein. Sie verstehen sich
nicht als Sprachrohr der Regierung, sondern sehen sich im
Auftrag der Bürgerschaft unterwegs, die sich über das
politische Geschehen ihre eigene Meinung bilden will.
Deswegen gebietet ihre journalistische Verantwortung
zuvorderst sachliche Information, was für sie
gleichbedeutend ist mit: Informationen aus erster Hand.
Ihre Artikel und Videoberichte bestehen deswegen zu einem
großen Teil aus Stellungnahmen der politisch Zuständigen,
in denen die die Notwendigkeit und den guten Sinn ihrer
Vorhaben und Maßnahmen erläutern. So erfordert das Ethos
der Authentizität, dass Journalisten sich faktisch erst
einmal schon zum Sprachrohr der Mächtigen im Land machen.
Für Distanz zu den Ansichten der gerade Regierenden sorgt
ihr zweites Gebot, das Gebot der ausgewogenen
Berichterstattung. Oppositionspolitiker kommen da zu Wort,
die erklären, wie schlecht Absichten und Handlungen der
aktuell Verantwortlichen sind, wie inkompetent die ihre
Ämter ausfüllen und um wie viel besser sie das könnten.
Zudem werden Fachleute angeführt, die die beabsichtigten
Maßnahmen auf ihre geplante Wirkung hin, aber auch auf die
Wirkung auf andere wichtige Güter wie die Wirtschaft, die
Familie, den Haushalt, den Euro, die Stabilität einer
Region usw. problematisieren. Zuletzt geben Journalisten in
Kommentaren ihre eigene Lagebeurteilung kund, in denen sie
die von anderen aufgeworfenen Gesichtspunkte gewichten und
ergänzen. Die Leistung dieser kritischen Berichterstattung
ist bemerkenswert: Im Widerstreit der Ansichten schälen
sich die Kriterien heraus, nach denen das politische
Geschehen zu beurteilen ist, nämlich das Kriterium des
Erfolgs der Macher und das Kriterium des Gelingens ihrer
Vorhaben.
Insofern täuschen sich Journalisten, wenn sie meinen, dass
ihre Kommentierung des politischen Geschehens aus den
verschiedensten Blickwinkeln und ihre Verteilung von guten
und schlechten Noten an die Politiker nichts mit Propaganda
zu tun habe. Denn mit ihrer kritischen Berichterstattung
exerzieren sie ihrem Publikum vor, wie kompetent über das
politische Geschehen nachzudenken ist, und laden die
Regierten dazu ein, sich bei ihrer Urteilsbildung die
Sorgen des Staates zu machen, der sie regiert.
Die Festlegung der politischen Urteilsbildung der Bürger
durch die Presse wird bemerkt und gerne auf eine verkehrte
Art kritisiert: Die Medien manipulierten die Leute, indem
sie ihnen was vorlögen, wichtige Informationen
vorenthielten und sie so auf die Interessen von
Großkonzernen und politischen Parteien einschwörten. Wenn
es so wäre, dass den Lesern nur einfach Unwahrheiten
erzählt würden, dann wäre der Spuk schnell erledigt. Die
Sache ist vertrackter.
Veranstalter: Sozialistische Gruppe
Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von
anderen:
Bundestagswahl 2005 Was für das Zentralorgan der deutschen
Arbeiterschaft im Wahlkampf ganz vorne steht. Und was das
politische Revolverblatt der Besserverdienenden von all dem
hält. Bild kämpft für Sie! Der Spiegel hetzt für Sie!
Die iranisch-britische „Geiselaffäre“ in der deutschen
Presse: Eine Sternstunde demokratischer Meinungsbildung
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