Argumente gegen die Marktwirtschaft

Argumente gegen die Marktwirtschaft

1 Stunde 52 Minuten

Beschreibung

vor 12 Jahren

Schlechte Erfahrungen bleiben den meisten in der Marktwirtschaft
nicht erspart, und sie werden auch gar nicht verheimlicht. Der
Preis einer Ware eröffnet nicht nur den Zugang zu den Dingen des
Bedarfs, er versperrt ihn auch oft genug, wo die
Zahlungsfähigkeit des Bedürftigen nicht ausreicht. Und der Erwerb
des Geldes, den jeder in der Wirtschaft anstrebt, hängt völlig
von der Kalkulation von Betrieben ab, die nicht nur einen Lohn
bezahlen, sondern ihn auch des öfteren senken oder ganz
streichen. Die Klagen erreichen ihren Höhepunkt, wenn es wieder
einmal um Elementares wie die Verteuerung der Gesundheit oder von
Wohnraum in Ballungsgebieten geht. Da brauchen Leute ärztliche
Versorgung oder ein Dach über dem Kopf, und gewisse
Marktteilnehmer verlangen dafür einfach Geld - Wahnsinn! Der
Wahnsinn liegt hier allerdings ganz auf Seiten solcher Kritiker.


Das Schimpfen über die Geldschneider, die den Markt bevölkern,
hat dem Zuspruch zum Markt nämlich noch nie Abbruch getan. Diese
Einrichtung mit ihren vielfältigen Geldrechnungen gilt einfach
als genialer Umweg für die Versorgung der Gesellschaft, die
besser nicht gelingen könnte. Schon gar nicht durch die Planung
einer gesellschaftlichen Produktion zum Nutzen der
Gesellschaftsmitglieder. Eine "invisible hand" (Adam Smith), eine
unsichtbare Hand, soll nämlich durch ihr Wirken im Marktgeschehen
vollbringen, woran jeder Plan scheitern müsste, Versorgung eben.


Die Meisterleistung des Marktes soll bekanntlich in der
Koordination von Produktion und Bedarf liegen: Angebot und
Nachfrage werden durch ihn zur Deckung gebracht. Ein Witz! Wenn
Betriebe um die zahlungsfähige Nachfrage der Kundschaft
konkurrieren, dienen sie nicht deren Bedürfnissen, sie nutzen sie
aus. Bedürfnisse, die dazu nicht taugen, weil sie über kein Geld
verfügen, kommen gar nicht erst in Betracht. Qualität erzwingt
der Markt auch nicht: Vom Premiumprodukt bis zum Schund stufen
Firmen ihr Warenangebot ab, damit es geeignet ist, das Geld auch
der ärmeren Kundschaft in ihre Kassen zu lenken. Und umgekehrt:
Weil es um die Ausnutzung der zahlungsfähigen Nachfrage geht,
erweist sich die Herstellung manchen Produkts im Nachhinein als
vergebliche Liebesmühe, weil es nicht genug Käufer auf sich
ziehen kann. Dann war der ganze Aufwand der Herstellung pure
Vergeudung, die nichts einbringt. Die Konkurrenz der Produzenten
um die Zahlungskraft der Verbraucher eliminiert alles, was sich
am Markt nicht behaupten kann. Was dann übrig bleibt, ist die
pure Tautologie: Was verkauft werden konnte, wurde auch gekauft.
Angebot und Nachfrage decken sich, weil jeder Verkauf auch ein
Kauf ist.


Es gibt Leute, die solchen Einwänden gar nicht widersprechen
würden. Zweifel tragen sie dennoch vor: Wie soll "es" denn anders
gehen? Planen - geht so etwas überhaupt in einer komplexen
Gesellschaft? Güter ohne Preis - bricht da nicht der Wildwuchs
der Bedürfnisse aus? Am Ende beanspruchen Hinz und Kunz eine
Villa mit Park, wofür die Erdoberfläche gewiss nicht reichen
würde. Wer ginge denn ohne einen Zwang zum Gelderwerb überhaupt
noch zur Arbeit? Da hat doch die uns vertraute Lohnarbeit ihre
Vorteile. Kein einziges dieser Argumente stimmt. Nur soviel
vorweg: Was den Menschen in der Marktwirtschaft durchaus auch als
Ärgernis vertraut ist, die Tücken des Preises und die Härten des
Gelderwerbs, das rückt mit solchen Erwägungen in den Rang einer
unentbehrlichen Leistung auf. Die Marktzwänge sind die gerechte
Antwort auf die gierige und faule Menschennatur.


Dümmer kann das Angebot an Rechtfertigungen der Marktwirtschaft
kaum ausfallen. Aber die Nachfrage scheint da zu sein. Dagegen
will der Vortrag etwas tun.


Teil 1. Vom falschen Lob der Marktwirtschaft
Teil 2. Die Wahrheit über den Markt
Teil 3. Die übliche Zurückweisung von Kritik: 'Wie soll es denn
anders gehen'
Teil 4. Debatte 1
Teil 5. Debatte 2


Veranstalter: Forum Kritik Regensburg


Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:


Artikel im Archiv GegenStandpunkt-Verlag


Das Buch „Beschäftigung“ – „Globalisierung“ – „Standort“
Anmerkungen zum kapitalistischen Verhältnis zwischen Arbeit und
Reichtum beim GegenStandpunkt-Verlag

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