Kritik der Soziologie - Die Abstraktion "Gesellschaft"

Kritik der Soziologie - Die Abstraktion "Gesellschaft"

1 Stunde 53 Minuten

Beschreibung

vor 11 Jahren

Soziologen erforschen alles, was andere untersuchen, noch einmal
soziologisch. Politik, Religion, Literatur, Familie und Krieg
entschlüsseln sie sehr eintönig als im Grund immer wieder
dasselbe: als „Formen von Vergesellschaftung“ - und die braucht
der Mensch, denn alleine bleiben mag er nicht. Soziologen finden
nicht interessant, um was es in den verschiedenen Fällen von
Gesellschaft geht, sondern dass da ein überindividueller
Zusammenhang von Individuen – solange er besteht – offenbar
funktioniert. Dass die heutige Gesellschaft kapitalistisch ist,
halten Soziologen für eine Trivialität, die sie nicht weiter
interessiert, das Nähere dazu überlassen sie den Ökonomen. Dass
der Kapitalismus eine Gesellschaft ist, ist für sie nicht nur
eine Wahrheit, sondern die entscheidende: Auch diesem System geht
es – ihnen zufolge - um dasselbe wie jeder möglichen Sklaven- und
Feudalgesellschaft: nämlich um nichts anderes als um die
Integration seiner Mitglieder und seinen Selbsterhalt. Und alles,
was Soziologen in dieser Gesellschaft an Institutionen,
Handlungsweisen und Sitten zum Thema machen, verstehen sie immer
nach ihrem sturen Schema als entweder funktionalen Beitrag zur
Systemstabilität oder als ihre Gefährdung.
Mag das Fach längst nicht mehr die Modedisziplin von einst sein;
ihre Quintessenzen kennt und versteht jeder. Wer kann schon
sagen, was verkehrt ist an so unwidersprechlichen Einsichten wie,
dass alles „gesellschaftlich vermittelt“, dass der „Mensch
Produkt der Gesellschaft“ und umgekehrt die „Gesellschaft Produkt
der Menschen“ und ihrer Interaktionen sei.
Der Vortrag wird sich genau darum bemühen.

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