Lauter schlechte Gründe und ein herrschaftsdienliches Ergebnis: Wählen ist verkehrt!

Lauter schlechte Gründe und ein herrschaftsdienliches Ergebnis: Wählen ist verkehrt!

Beschreibung

vor 8 Jahren

Fürs Wählen gibt es viele Gründe, offenbar mindestens so viele
wie Parteien, die gewählt werden wollen:


„Noch nie stand Deutschland so gut da
wie heute. Dank Angela Merkel!“ sagt die CDU. Dafür soll
man sie wählen. Weil sie die nationalen Reichtumsbilanzen
produziert hat, an die man dabei denken soll? Oder weil die
Kanzlerin ja schon so lange erfolgreich an der Macht ist? Oder
weil es einfach nur schön ist, vom Erfolg einer Nation abhängig
zu sein, die auch wirklich – nämlich gegen ihre Konkurrenten in
Europa und weltweit – Erfolg hat? 


„In Deutschland bekommen viele hart arbeitende Menschen
nicht das, was ihnen zusteht!“ sagt die SPD. Dafür soll
man sie wählen. Weil sie das jetzt ganz neu herausgefunden hat?
Oder weil auch sie seit eh und je dafür verantwortlich ist? Oder
weil die SPD wenigstens weiß, was wem – zumindest eigentlich –
von dem Reichtum zustünde, von dem den meisten in der sozialen
Marktwirtschaft der BRD noch nie etwas anderes zugekommen ist als
ein Arbeitsleben im Dienst an diesem Reichtum?


„Die SPD braucht Druck von links!“ sagt die
Linkspartei. Dafür soll man sie wählen. Weil dann die SPD aus
Angst vor dem Druck mit ihr koaliert und diese Koalition dann
alle ökonomischen Rechnungen außer Kraft setzt, die Arme arm und
Reiche reich machen? Oder weil dann wenigstens diejenigen
mitregieren können, die wirklich wissen, was wem zumindest
eigentlich ...?


„Nur mit den Grünen gelingt die grüne
Mobilitätswende!“ sagen die Grünen. Dafür soll man sie
wählen. Weil es so herrlich und vernünftig ist, dass ökologisch
ist, was Automobilarbeitsplätze schafft? Oder weil die Grünen bei
der politischen Sorge um die Gewinnbilanzen des
Wirtschaftsstandorts Deutschland so glaubwürdig die
zerstörerischen Umweltfolgen mitzubedenken und mitzuregeln
versprechen – und das gleich im Namen der ganzen Menschheit?


„Die etablierten Parteien vertreten das Volk nicht und
kümmern sich lieber um Flüchtlinge!“ sagt die AfD. Dafür
– na klar – soll man sie wählen. Weil ein guter Deutscher mit
seinen alltäglichen Sorgen von seiner Führung vor allem erwarten
kann, dass sie ihn vor denen bewahrt, die nicht zu dieser
großartigen Nation gehören und kein Recht auf Zugehörigkeit zu
ihrem großartigen Volk haben?


Jede andere Partei aber verspricht, dass sie – jede jeweils
besser als alle anderen – „den Rechtspopulismus bekämpft“, indem
sie der AfD mit viel Verständnis für einen ‚recht verstandenen
Patriotismus‘ ihr rechtes Wählerpotenzial abspenstig macht. Und
zwar schlicht dadurch, dass sie ganz konsequent alles das macht,
was sie sowieso im Programm hat.


Dabei sind sich alle konkurrierenden Angebote von rechts bis
links in einem entscheidenden Punkt einig: Was das gute Volk will
und worauf es ein Anrecht hat, ist eine Herrschaft über sich, von
der es sich einbilden darf, sie wäre für die guten Deutschen da,
nur weil denen erlaubt wird, sich in größeren Abständen per Wahl
in herrschaftliche Personalfragen einzumischen.


Fürs Wählen gibt es also viele Gründe; nur keinen einzigen guten.
Und den konkurrierenden Bemühungen um die Stimme der Bürger ist
durchaus zu entnehmen, bei wem – wenn schon nicht beim Wähler –
der wirkliche Nutzen der aller paar Jahre neu angesetzten
Veranstaltung liegt.

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