"Kampf dem Klimawandel": Energiepolitik als Menschheitsrettung?

"Kampf dem Klimawandel": Energiepolitik als Menschheitsrettung?

2 Stunden 14 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren

Wieder einmal fand eine UN-Klimakonferenz statt, diesmal in Bonn.
Wieder wurde die „Klimakatastrophe“ beschworen. Wieder wurde
gefeiert: Fast alle Staaten stellen sich seit Paris ihrer
Verantwortung für dieses „Menschheitsproblem“! Und wieder wurde
gleichzeitig bekanntgemacht: Ungeachtet aller
Katastrophenszenarien steigt die CO2-Emmission weltweit. Gerade
die „großen Industrienationen“ blasen munter weiter
„Treibhausgase“ in die Luft. Insbesondere auch der Gastgeber
Deutschland wird seine Emissionsziele verfehlen. 


Ein schreiender Widerspruch, dass sich „ausgerechnet das Land,
das die Energiewende erfunden hat“ in der „internationalen
Schmuddelecke“ (Weserkurier 18.11.) befindet? Ein eklatantes
Versagen aller Staatenlenker, die ihre „Verantwortung für den
blauen Planenten“ den „Lobby-Interessen“ der Wirtschaft „opfern“
(Greenpeace), also die Rettung der Menschheit an die
Profitinteressen der Industrie verraten? 


Nein. Die Staatenlenker lassen keinen Zweifel, dass sie nicht die
Sorgen der Menschheit verraten, wie diese Kritiker ihnen
vorwerfen. Sie definieren das Menschheitsproblem anders, wenn sie
mit der Erderwärmung und ihren Folgen kalkulieren: Da nehmen die
einen Politiker Störungen ins Visier, die entwurzelte und
fliehende Menschen ihnen, ihren geordneten Verhältnissen antun
könnten; andere rechnen mit der Chance des profitförderlichen
Umbaus der Energieerzeugung für die nationale Wirtschaft und
damit, der „Menschheit“ neue Technik zu verkaufen. Deutschland
exemplarisch: „Dies alles geschieht in der Überzeugung, dass die
Transformation hin zu einer emissionsarmen Wirtschaftsweise -
richtig angelegt große Wachstumschancen bietet. Erneuerbare
Energien, ressourcen- und kostensparende Effizienztechnologien,
klimaschonende Neuerungen im Gebäudebereich und im Verkehr - das
und anderes mehr wird auf den Märkten weltweit an Bedeutung
gewinnen.“ (Merkel)


Ist das „Menschheitsproblem Klima“ am Ende gar nicht das - ewig
verratene - Ziel, sondern ein ebenso wohlklingender wie passend
ausgreifender Zuständigkeitsanspruch für eine deutsche
Standortoffensive beim Geldverdienen weltweit? Ist der Kampf um
die internationale Verankerung von Klimazielen und für eine
emissionsarme Wirtschaftsweise ein Mittel für nationale
Wachstumsoffensiven, und ist der Dauer-Streit um diese Klimaziele
und ihre Umsetzung die Konkurrenz der Nationen darum?


Dafür spricht viel. Und mancher „schreiende Widerspruch“ ist dann
gar keiner. Deutschland z.B. besteht nicht nur auf seiner
internationalen Vorreiterrolle in der Klimafrage und darauf, dass
es für die anderen Staaten „kein Zurück“ geben darf hinter das
Pariser Klimaabkommen; Deutschland besteht auch darauf, dass
weiter rund 40% des Stroms aus der Braunkohle, dem „Klimakiller
Nummer 1“ (Weserkurier) gewonnen wird: „Es geht es auf der
anderen Seite aber auch um soziale Fragen und Arbeitsplätze zum
Beispiel im Zusammenhang mit der Frage der Reduktion der Kohle.
Dabei geht es auch um Wirtschaftlichkeit; das heißt, um die
Bezahlbarkeit von Energie. Auch in einem reichen Land, wie wir es
sind, sind natürlich erhebliche Konflikte in der Gesellschaft
vorhanden, die wir vernünftig und verlässlich lösen müssen.“
(Merkel)


Ein interessantes Dilemma, das die Kanzlerin allen Insassen ihres
Landes da vorbuchstabiert: Lohn oder Schutz vor den Klimafolgen.
Und sie sagt ja gleich dazu, wofür das einzig sprechen darf: für
ihre Politik des deutschen Wachstums...

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