Folge 22: Michaela Wenzel, die Straßenbahnfahrerin

Folge 22: Michaela Wenzel, die Straßenbahnfahrerin

Menschen, die Staat machen
33 Minuten

Beschreibung

vor 10 Monaten
„Vor allem Frauen bewerben sich bei uns kaum noch“ Für Michaela
Wenzel war Straßenbahnfahrerin schon immer DER Traumberuf. Darum
versteht sie auch nicht, warum es inzwischen so schwer ist,
Nachwuchs für den Beruf zu finden. Seit 2016 ist die 51-jährige
Berlinerin auf dem Streckennetz der Hauptstadt unterwegs:
Betriebshof Weißensee, Einsatzgebiet City. „Die vielen Touristen,
die wir durch die Stadt fahren, aber auch die Vielfalt der
Charaktere und Kulturen bei uns im Betrieb. Was man da an Menschen
kennenlernt. Das ist mein absoluter Traumberuf“, erzählt Michaela
Wenzel in der Januar-Ausgabe von DienstTag – Menschen, die Staat
machen. Natürlich läuft auch in ihrem Berufsalltag nicht alles
perfekt. „Viele Berliner Radfahrer akzeptieren scheinbar keine
roten Ampeln mehr. Fußgänger sind zu oft durch Handy oder Kopfhörer
abgelenkt und immer mehr Autofahrer parken einfach in zweiter
Reihe. Manche Touren sind schon extrem nervig“, klagt Wenzel.
Außerdem nehmen auch Beleidigungen und Übergriffe durch Fahrgäste
merklich zu. Aber die schönen Erlebnisse und Begegnungen überwiegen
eindeutig. Etwa der kleine Junge, der vor einigen Jahren am 2.
Weihnachtstag an die Tür der Fahrerkabine klopfte, um ihr eine
selbstgebastelte Kerze zu schenken: „Danke, dass Du heute arbeitest
und mich zu meiner Oma fährst.“ Michaela Wenzel versteht deshalb
auch nicht, wieso die Bewerberzahlen und das Niveau immer weiter
zurückgehen: „Vor allem Frauen bewerben sich bei uns kaum noch. Wir
haben inzwischen einen extremen Nachwuchsmangel. Das führt so weit,
dass immer öfter auch Züge ganz ausfallen und der Fahrplan ins
Rutschen kommt.“

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