Die Buchpreisbindung in Deutschland – SG 281
Stell dir vor, du bist in Deutschland und möchtest ein Buch kaufen.
Sagen wir einen Bestseller. Du gehst in einen Buchladen - das Buch
kostet 9 Euro. Du gehst in einen Supermarkt - das Buch kostet 9
Euro. Du schaust bei Amazon im Internet - das Buch ko...
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Stell dir vor, du bist in Deutschland und möchtest ein Buch
kaufen. Sagen wir einen Bestseller. Du gehst in einen Buchladen –
das Buch kostet 9 Euro. Du gehst in einen Supermarkt – das Buch
kostet 9 Euro. Du schaust bei Amazon im Internet – das Buch
kostet 9 Euro. Hast du dich auch schon gefragt, warum das so ist?
Der Grund ist die deutsche Buchpreisbindung, und das ist eine
tolle Sache. Ich erklär’s dir.
Die Buchpreisbindung bedeutet, dass Verlage den Verkaufspreis
eines Buches festlegen und dieser Preis für alle Händler
verbindlich ist. Das heißt, ein Buch kostet in jeder
Buchhandlung, ob groß oder klein, denselben Preis. Diese Regel
gilt sowohl für gedruckte Bücher als auch für E-Books.
Die Buchpreisbindung hat eine lange Tradition in Deutschland. Sie
wurde bereits im 19. Jahrhundert eingeführt, um den Buchhandel zu
schützen und eine vielfältige Buchlandschaft zu erhalten.
Offiziell geregelt ist sie im Buchpreisbindungsgesetz von 2002.
Du verstehst nicht, warum das einen Vorteil bietet? Kann ich
nachvollziehen. Denn wir Leseratten können daher in Deutschland
keine Schnäppchen machen, keine Bücher billiger bekommen. Aber
versuche mal, die Seite der Buchhändler zu verstehen:
Durch die Buchpreisbindung können auch kleine Buchhandlungen
überleben. Sie müssen nicht mit großen Buchhandelsketten oder
Online-Händlern über den Preis konkurrieren. Das sorgt dafür,
dass es in vielen Städten und Gemeinden Buchhandlungen gibt und
die Vielfalt an Büchern erhalten bleibt. Ein konkretes Beispiel:
Stell dir vor, es gäbe keine Buchpreisbindung. Dann könnte Amazon
zum Verlag sagen: Ich kaufe dir 100.000 von diesen Büchern ab,
dafür will ich sie aber billiger haben. Und dann verkauft Amazon
das Buch für 8 Euro, also einen Euro billiger als die anderen
Buchläden. Wir Leseratten würden dann alle bei Amazon kaufen –
und die kleinen Buchläden wären schnell pleite. Sie würden kein
Geschäft mehr machen.
Noch ein Vorteil: Die Buchpreisbindung ermöglicht es Verlagen,
auch weniger kommerzielle Titel zu veröffentlichen. Das bedeutet,
dass nicht nur Bestseller, sondern auch spezielle Fachbücher,
Literatur von neuen Autoren und Nischenprodukte eine Chance
haben, auf den Markt zu kommen.
Auch für E-Books gilt in Deutschland die Buchpreisbindung. Das
ist in vielen anderen Ländern nicht der Fall. Diese Regelung
hilft, den digitalen Buchmarkt zu regulieren und die Interessen
der Verlage und Autoren zu schützen. Das heißt aber nicht, dass
das E-Book so viel kostet wie das gedruckte Buch. Es kostet in
der Regel weniger, weil es ja kein Material benötigt, keine
Lagerkosten verursacht und keinen Transport. Aber der Preis des
E-Books muss auch wieder überall gleich sein.
In einigen Ländern, wie zum Beispiel den USA, gibt es keine
Buchpreisbindung. Dort können Händler die Preise frei festlegen.
Das führt oft zu starken Preisschwankungen und einem intensiven
Wettbewerb, der kleine Buchhandlungen benachteiligen kann. Ich
habe dort auch oft Aktionen gesehen, dass man 3 Bücher kauft und
nur 2 bezahlt. Das ginge mit der Buchpreisbindung nicht.
Wobei – Aktionen gibt es hier manchmal auch. Trotz der
Buchpreisbindung gibt es in Deutschland bestimmte Zeiten und
Anlässe, zu denen Rabatte erlaubt sind. Zum Beispiel dürfen
Bücher im Rahmen von Sonderaktionen, wie zum Welttag des Buches,
günstiger angeboten werden. Diese Rabatte sind aber streng
geregelt und zeitlich begrenzt. Auch wenn ein Buch etwas kaputt
gegangen ist beim Transport, darf es als Mängelexemplar billiger
verkauft werden – dann hat es aber einen Stempel auf den Seiten,
der das auch anzeigt.
Ich finde die Buchpreisbindung super, aber es gibt auch Kritiker.
Sie argumentieren, dass sie den Wettbewerb einschränkt und den
freien Markt behindert. Manche glauben, dass ohne die
Preisbindung Bücher günstiger wären und mehr Menschen lesen
würden. Andere meinen, dass die Digitalisierung den Buchmarkt so
stark verändert hat, dass die Buchpreisbindung nicht mehr
zeitgemäß ist.
Was denkst du? Wie findest du die Buchpreisbindung?
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg281kurz.pdf
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