81. Luhmann Systemtheorie: Recht der Gesellschaft, S. 352, K08

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Die Bedingungen der Möglichkeit juristischen Argu…
1 Stunde 35 Minuten
Podcast
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Ulrike Sumfleth und Joachim Feltkamp sind Luhmani…

Beschreibung

vor 1 Jahr
Die Bedingungen der Möglichkeit juristischen Argumentierens
bestehen aus einer Kombination von Institutionalisierung und
Redundanz. Was bedeutet das? Wenn man fragt, welche evolutionären
Entwicklungen vorausgehen müssen, damit sich juristische
Argumentation entfalten kann, bieten sich zwei Voraussetzungen an.
Die erste besteht darin, dass sich die Rechtskommunikation
institutionalisiert. Dies schränkt den Auswahlbereich möglicher
Kommunikationen ein. Die zweite Voraussetzung ist, dass innerhalb
dieses Rechtsinstituts normativ Redundanz angewendet wird.
Redundanz erfüllt die Funktion, diejenigen Informationen
auszuwählen, die rechtsrelevant sind. Um zu beobachten, wie das
Rechtssystem in der Argumentation seine Selbstreproduktion
vollzieht, unterscheidet Luhmann Information von Redundanz. Eine
Information ist der Überraschungswert einer Nachricht, der
Neuigkeitswert. Redundanz schränkt nun die Anschlussmöglichkeiten
ein. Sie selbst ist keine Information, sie enthält nichts, was
nicht schon bekannt wäre. Stattdessen verweist sie darauf, dass die
Information in der institutionell vorgeschriebenen Weise überprüft
werden muss, inwiefern sie für die Entscheidungsfindung relevant
ist. Soziale Systeme benutzen immer beide Operationsweisen. Während
Informationen neue Anschlussmöglichkeiten generieren, schränkt das
laufende Bewusstmachen von Redundanz die Anschlussmöglichkeiten
ein. Die Kommunikation muss stets sowohl auf das Neue (die
Information) als auch auf das Redundante Bezug nehmen. Redundanz
ermöglicht Indifferenz in der Kommunikation. Ein vager Hinweis
reicht. Weder ist es nötig zu erörtern, was der Hinweis für alle
anderen Operationen des Systems bedeutet, noch für die Umwelt, z.B.
für die Wirtschaft. Rein sprachlich findet sich im Recht zwar ein
hohes Maß an Redundanz: Viele Formeln und Sprüche eignen sich
dafür, in diversen Situationen angewendet zu werden. Da jedoch
viele Rechtsbegriffe unspezifisch sind, ist das eher Rhetorik. Im
konkreten Fall muss semantisch präzisiert werden, was Redundanz in
Bezug auf eine Information bedeutet. Das macht Arbeit und kostet
Zeit. Es ist darum im „Interesse“ des Systems, sich nicht selbst
mit zu vielen Informationen zu überlasten. Neben dieser Funktion,
das System vor Überlastung zu schützen, dient Redundanz dazu,
Fehler zu erkennen und zu vermeiden. Je mehr Informationen ein
komplexes System wie das Recht verarbeitet, desto mehr Redundanzen
braucht es auch, um sich selbst überprüfen zu können, ob es
fehlerfrei arbeitet. Oder zumindest: einen Weg zu finden, wie es
mit eigenen Fehlern in einer legitim erscheinenden Weise umgehen
kann. Ein hoher Redundanzwert führt dazu, dass das System lernt,
mehr verschiedenartige Operationen durchzuführen. Es erhöht seine
Varietät, indem es mehr Differenzen herausschält. So gesehen,
produzieren Redundanzen dann auch Informationen – aber nur intern
für das System. Redundanzen dienen also zunächst dazu, Komplexität
zu reduzieren, um dann von dieser Basis aus wiederum die
Systemkomplexität zu steigern. Die meisten Kommunikationen aus der
Umwelt des Rechtssystems haben für das System keinen
Informationswert. Durch Redundanzen filtert das System, was
rechtsrelevant ist und was nicht. Es kann allen irrelevanten
Informationen gegenüber indifferent bleiben. Umweltgeräusche
(noise) können auf diese Weise abgewehrt werden. Aber auch
systemintern dienen Redundanzen dazu, Operationen entweder zu
verknüpfen oder umgekehrt, keinen Zusammenhang herzustellen. Auf
diese Weise managt das System Komplexität. Vollständiger Text auf
luhmaniac.de

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