Christian Endt: Warum müssen wir 2025 aufhören, Verbrennerautos zu bauen?

Christian Endt: Warum müssen wir 2025 aufhören, Verbrennerautos zu bauen?

Christian Endt ist Senior Data Journalist bei ZEIT ONLINE mit Schwerpunkt auf Energiethemen. Für eine seiner aktuellen Recherchen hat er sich aber dem Verkehrssektor gewidmet und wird deutlich: In Sachen Klima können wir uns Verbrenner nicht mehr leisten.
37 Minuten
Podcast
Podcaster
On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.

Beschreibung

vor 1 Jahr
"Die CO₂-Bilanz des deutschen Verkehrs ist miserabel. Nähme die
Regierung ihre internationalen Klimaziele ernst, dürfte sie ab 2025
keine neuen Benziner mehr zulassen." So beginnt der Artikel von
Christian bei ZEIT ONLINE. Die Basis seiner Recherche über den
Verkehrssektor sind Daten von German Zero, einem deutschen Think
Tank, der sich dafür einsetzt, dass Deutschland bis 2035
klimaneutral wird. "So soll die völkerrechtliche Verpflichtung aus
dem Pariser Weltklimaabkommen von 2015 eingehalten werden, welches
eine Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad festlegt." Und damit
kommen wir auch schon zum ersten Block des Gesprächs zwischen
Christian und mir. Denn diese Folge soll auch eine sein, die ein
wenig Grundlagenwissen vermittelt: Über den Pariser Klimavertrag,
das Klimapaket der Regierung Merkel, den Wahlkampf ohne 1.5 Grad
Wahlprogramme im letzten Jahr und die aktuellen Bestrebungen der
Regierung unter Scholz, Klimaschutz voranzutreiben. Der Pariser
Klimavertrag, im Dezember 2015 als völkerrechtlicher Vertrag von
195 Staaten zum Abschluss und mit dem Ziel des Klimaschutzes in
Nachfolge des Kyoto-Protokolls geschlossen, ist ein "fiktiver",
aber sehr wichtiger Vertrag, der die Rahmenbedingungen der
Vertragspartner:innen festlegt: Begrenzung der menschengemachten
globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber
vorindustriellen Werten. "Mit Stand vom 7. November 2017 erkennen
alle Staaten der Erde bis auf Syrien das Übereinkommen von Paris
an. Noch im selben Monat gab auch Syrien seine Beitrittsabsicht
bekannt. Auch Nicaragua trat bei, nachdem es zunächst den Beitritt
abgelehnt hatte, weil es die Verpflichtungen im Vertrag für zu
schwach hielt. US-Präsident Donald Trump kündigte am 1. Juni 2017
den Austritt der USA aus dem Übereinkommen an. Dieser wurde am 4.
November 2020 offiziell vollzogen, vom amtierenden US-Präsidenten
Joe Biden am 20. Januar 2021 jedoch wieder zurückgenommen. Das
Übereinkommen von Paris trat am 4. November 2016 in Kraft, 30 Tage,
nachdem 55 Staaten, die zudem mindestens 55 % der Emissionen
verursachen, die Ratifizierung abgeschlossen hatten." (Quelle:
Wikipedia) Bezogen auf die Emissionen ist Deutschland auf Platz 4
der Weltemittenten, hinter China, Russland und den USA, die alle
deutlich mehr Einwohner:innen haben als wir. Unsere Verantwortung
pro Kopf an der Katastrophe ist also ungleich größer. Und damit
kommen wir zum Transportsektor. Hier hat der private Pkw 61 Prozent
Anteil an den Gesamtemissionen, ist also der mit Abstand größte
Emittent - das mit Abstand größte Problem. Aus dem Artikel von
Christian: "Auch der Expertenrat für Klimafragen hat
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gerade ein ungenügendes
Zeugnis ausgestellt: Sein Sofortprogramm, um Emissionen zu senken,
verfolge nicht mal den Anspruch, die Klimaziele zu erreichen.
Zuletzt beschloss der Koalitionsausschuss außerdem, die Anhebung
des CO₂-Zuschlags auf Benzin und Diesel um ein Jahr zu
verschieben." Und weiter: "Um den Pariser Klimavertrag einzuhalten,
muss die Zahl der Autos mit Verbrennungsmotor in Deutschland
demnach bis 2030 um zwei Drittel sinken. Neuzulassungen wären nur
noch bis 2025 möglich. Das geltende Klimaschutzgesetz bleibt hinter
diesen Erfordernissen deutlich zurück: Es könnte laut Berechnungen
von ZEIT ONLINE dazu führen, dass 2030 noch doppelt so viele
Verbrenner auf der Straße sind, als mit dem 1,5-Grad-Ziel zu
vereinbaren wären." Wählt man das Inkrafttreten des Paris-Abkommens
2017 als Startpunkt für die Aufteilung und zieht ab, was seither
bereits ausgestoßen wurde, verbleiben für Deutschland weniger als
drei Milliarden Tonnen CO₂. Das Klimaschutzgesetz sehe einen mehr
als doppelt so hohen Ausstoß vor, schätzt Wolfgang Lucht vom
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Drei Milliarden Tonnen
entsprechen dem Vierfachen der CO₂-Menge, die Deutschland zuletzt
innerhalb eines Jahres verursacht hat. Bis 2026 wäre dieses
Restbudget also aufgebraucht.

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