Auf Tour ohne Auto? Nils Heinrich, das musst du mir erklären!

Auf Tour ohne Auto? Nils Heinrich, das musst du mir erklären!

Nils Heinrich macht grad Sommerpause, ansonsten ist der Comedian und Kabarettist aber in der DACH-Region auf Tour mit seinem Programm "Junger Gebrauchter".
36 Minuten
Podcast
Podcaster
On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.

Beschreibung

vor 9 Monaten
Schön, dass du reinhörst! Wenn dir diese oder auch eine andere
Folge gefällt, lass´ gern eine Bewertung da und/oder supporte mich
per Ko-Fi oder PayPal. Meinen wöchentlichen Newsletter gibt es bei
steady. Nils ist auf mich zugekommen, weil er als Kabarettist
autofrei arbeitet und unsere Gesellschaft (und damit durchaus auch
sein Publikum) zunehmend als entkoppelt von rationaler
Automobilität beobachtet. Nils ist kein Autohasser, im Gegenteil:
Er findet, dass das Auto eine tolle Erfindung war. Die nur an Sinn
und Vorteilen verliert, wenn es davon zuviele gibt. Wie in
Deutschland aktuell der Fall. Schon, wenn Autobesitzer:innen ihre
wahren Kosten pro Monat berechnen würden - so Nils - würden
wahrscheinlich viele am nächsten Werktag ihr Auto abmelden.
Zumindest dort, wo es schon Alternativen gibt, die durch das
Deutschlandticket ja nochmal sehr viel günstiger geworden sind. Die
Menschen im Publikum von Jens sind Autofahrer:innen, denn die Orte,
an denen er auftritt, sind meist schlecht an den ÖPNV angebunden.
Menschen ohne Führerschein (das sind in Deutschland 13 Millionen
Erwachsene und 13 Millionen Kinder und Jugendliche) sind also
entweder nicht im Saal oder sie sind auf eine nette Person
angewiesen, die mit Führerschein und Auto ausgestattet sie
mitgenommen hat. In sein Programm baut Nils das Thema
Autoabhängigkeit in Deutschland auch durchaus ein, aber eher
subtil, da er möchte, dass Menschen sich eingeladen fühlen, hier
durchaus auch in die Selbstreflektion zu gehen. Er möchte nicht
abschrecken oder belehren, sondern zum Nachdenken anregen. Er macht
damit genau das, was ich mir von uns allen wünsche: Fähigkeiten,
die ihm leicht von der Hand gehen, nutzen, um Teil der notwendigen
Veränderung zu sein und diese endlich anzustoßen. Und zwar dort, wo
Nils (respektive auch DU) täglich unterwegs sind. Also gar nicht
unbedingt als Aktivist:in, sondern einfach "en passant" im Alltag.
Fassungslos jedoch macht Nils, dass wir in Deutschland immer noch
kein Tempolimit haben, obwohl es nachweislich sehr viel Geld sparen
würde, also ganz im Sinne der FDP, die doch so den regelnden Markt
liebt. Aber da hat Nils ähnlich wie ich die Erfahrung gemacht:
Fakten sind auf einmal nicht relevant, wenn sie die Autofreiheit
einschränken würde und damit die Privilegien, auf denen diese
beruht. Denn ohne massive Subventionen, rechtliche und räumliche
Bevorzugung und Externalisierung der Folgekosten beginnend bei acht
Todesopfern auf deutschen Straßen am Tag wäre das Auto schlicht
kein Massenphänomen. Nils empfindet das Deutschlandticket als DEN
revolutionären Akt von Volker Wissing. Er selbst hat seit Jahren
eine BahnCard 100, in diese ist das Ticket jetzt sogar inkludiert.
Das Deutschlandticket kostet 1,63 Euro am Tag, weniger als eine
Kugel Eis. Was Nils wundert: Dass es keine großangelegte
deutschlandweite Kampagne durch das Verkehrsministerium für dieses
Ticket gibt. Will man dort den Erfolg nicht? Denn in Berlin sieht
Nils weiterhin Menschen, die alleine im Auto sitzend durch den Stau
der Hauptstadt schleichen. Obwohl Berlin sehr guten Nahverkehr hat.
Nils geht sogar noch einen Schritt weiter: Ist die Debatte um den
"Heizhammer" vielleicht sogar billigend ablenkend genutzt werden,
um von dieser enorm günstigen Autoalternative die Aufmerksamkeit
abzuziehen? Spannendes Detail, was Nils da beobachtet hat, denn
sogar ein der Verkehrswende eher fernerer Mensch wie Nico Rosberg
hat mal genau dieselbe Frage gestellt und war völlig erstaunt, dass
diese Werbekampagne nicht auf höchster Ebene verankert breit
ausgerollt wurde. Sollen vielleicht alle weiter Auto fahren und
Steuern durch ihren Spritverbrauch ins System geben? Wer hat
Interesse daran, dass das Deutschlandticket eher nischig
kommunikativ platziert bleibt? Abschließend schildert Nils ganz
praktisch, wie er zum Teil in Schüler:innenbussen sitzend seine
Tourmobilität abwickelt - eben ganz ohne eigenes Auto. Alle Infos
zu Nils Heinrich findet ihr hier.

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