Untersuchung des tatsächlichen Einflusses häufig angewandter nichtsteroidaler Antiphlogistika auf die Thrombozytenfunktion

Untersuchung des tatsächlichen Einflusses häufig angewandter nichtsteroidaler Antiphlogistika auf die Thrombozytenfunktion

Beschreibung

vor 17 Jahren
1. Fragestellung: Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit war zum
einen die Untersuchung des tatsächlichen Einflusses verschiedener
nicht steroidaler Antiphlogistika auf die Thrombozytenfunktion und
zum anderen der Vergleich der hier angewandten Methoden
hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit und Praktikabilität im
klinischen Alltag. Während die Thrombozytenaggregationshemmung für
Acetylsalicylsäure schon lange bekannt ist, sind Daten oder
Aussagen zu einer Reihe von anderen Analgetika nach wie vor unklar.
Diese Fragestellung interessierte uns insbesondere vor dem
Hintergrund der onkologischen und hämatologischen Patienten, bei
denen häufig eine krankheits- oder medikamentenbedingte
Thrombozytopenie besteht, und die andererseits häufig auf
schmerzstillende oder fiebersenkende Medikamente angewiesen sind.
Ausserdem sollte die Dauer einer Thrombozytenfunktionsstörung nach
Einnahme von NSAIDs untersucht werden. 2. Methoden Wir untersuchten
5 nichtsteroidale Antiphlogistika an gesunden Probanden. Die
Medikamente waren ASS, Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac und der
selektive COX-2 Hemmer Rofecoxib. Zunächst wurde an Tag 0 die
Thrombozytenfunktion der Probanden ohne Einfluss eines Medikamentes
gemessen. An Tag 1, 2 und 3 nahmen die Probanden eines der
genannten Medikamente ein. An Tag 4, 5 und 6 wurde die
Thrombozytenfunktion im Verlauf gemessen. Die angewandten Methoden
waren die Durchflusszytometrie, die Aggregometrie, die
Thrombelastographie und der Platelet function Analyser -100. Die
Durchflusszytometrie ermöglicht Aussagen über die Plättchengröße,
die Plättchengranularität und Glykoproteinexpression an der
Oberfläche der Thrombozyten. Die Aggregometrie erlaubt Aussagen
über das Aggregationsverhalten der Thrombozyten nach Stimulation
durch ADP oder Kollagen. Die Thrombelastographie ist in der Lage,
die Geschwindigkeit der plasmatischen Gerinnung, der Koagelbildung
und die Festigkeit des Blutgerinnsels zu messen. Der PFA-100 ist
ein Analysesystem, das den Prozess der Thrombozytenadhäsion und
Thrombozytenaggregation nach einer Gefäßverletzung simuliert.
Sozusagen eine Messung der Blutungszeit in vitro, die das Erkennen
von ererbten, erworbenen oder durch Thrombozytenaggregationshemmer
induzierte Thromozytenfunktionsstörungen ermöglicht. 3. Ergebnisse
In der Durchflusszytometrie zeigte sich nach der Einnahme von ASS,
Ibuprofen und Diclofenac eine vermehrte Expression von P-Selektin
an der Oberfläche der Thrombozyten. Die Expression des
Glykoproteins GPIIb/IIIa war überraschenderweise nach Einnahme von
Rofecoxib statistisch signifikant vermindert. Bei der Untersuchung
der Blutungszeit in vitro mit dem PFA-100 fanden sich statistisch
signifikante Verlängerungen der Blutungszeit nach Einnahme von ASS,
Ibuprofen und Diclofenac. Paracetamol und Rofecoxib nahmen keinen
Einfluss auf die Blutungszeit. In der Aggregometrie ließ sich nur
nach Einnahme von ASS ein signifikanter Einfluss auf die Menge der
benötigten, die Aggregation auslösenden, Stimulantia nachweisen.
Die weiteren Medikamente hatten keinen Einfluss. In der
Thrombelastographie zeigte sich eine Verlängerung der plasmatischen
Gerinnung nach Einnahme von ASS, Diclofenac und Rofecoxib. 4.
Zusammenfassung Im Vergleich der hier angewandten Methoden stellte
sich heraus, dass im klinischen Alltag der PFA-100 und die
Aggregometrie als wegweisende Methoden für die Entdeckung
eventueller Gerinnungsstörungen nach Einnahme von NSAIDs als
Methoden der Wahl anzusehen sind. Die Thrombelastographie ist
aufgrund der Dauer bis zu einem Ergebnis zu langsam und aus den
Veränderungen in der Durchflusszytometrie lassen sich nicht
zwangsläufig Thrombozytenfunktionsstörungen ableiten, die zu
veränderten Blutungsneigungen führen können. Außerdem ist die
Durchflusszytometrie auch die aufwendigste und teuerste der hier
durchgeführten Methoden. In der Zusammenschau ist also dem PFA-100,
und in zweiter Linie der Aggregometrie, der Vorzug in der
Untersuchung der Throm-bozytenfunktion - nach Einnahme von NSAIDs -
hinsichtlich einer Aussage über die Blutungsgefahr zu geben. Von
den untersuchten Medikamenten hatte der selektive COX-2 Inhibitor
Rofecoxib und das nicht steroidale Antiphlogistikum Paracetamol den
geringsten Einfluss auf die Thrombozytenfunktion. Eine Empfehlung
zur Schmerztherapie bzw. fiebersenkenden Therapie bei
blutungsgefährdeten Patienten geht also zum Einsatz von Paracetamol
oder einem Medikament aus der Gruppe der COX-2 Inhibitoren.

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