Untersuchung der stationären Behandlung des Morbus Crohn

Untersuchung der stationären Behandlung des Morbus Crohn

Beschreibung

vor 17 Jahren
In der vorliegenden Studie wurden 107 Patienten (34,6% Männer und
65,4% Frauen) mit dem Krankheitsbild Morbus Crohn über einen
Beobachtungszeitraum von 1989 bis 2000 retrospektiv untersucht. Bei
den Patienten der vorliegenden Studie fand sich ein Befall des
terminalen Ileums in 57,0%, des Anorectums in 20,6%, eine gemischte
Manifestationsform (terminales Ileum und anorectaler Befall) in
18,7% und ein Befall anderer Darmabschnitte in 4,2% (Colon 2,1% und
Sigma 2,1%). Bis zum 40. Lebensjahr ließ sich ein häufigerer
anorectaler Befall beobachten. Der Beginn der Erkrankungssymptome
lag bei den Patienten der vorliegenden Studie durchschnittlich bei
26 Jahren. Somit sind Patienten häufig während ihrer gesamten
beruf-lichen Laufbahn von der Erkrankung betroffen mit zum Teil
massiver Beeinträchtigung der Lebensqualität bis hin zur bleibenden
Erwerbsunfähigkeit. Dementsprechend belasten so-wohl die direkten
medizinischen Kosten als auch Kosten durch Arbeitsunfähigkeit
aufgrund rezidivierender Schübe oder chronischer Aktivität das
Sozialwesen mit erheblichen Kosten. Hauptpfeiler der konservativen
Therapie ist die medikamentöse Therapie mit Substanzen zur
Symptomkontrolle und Remissionsaufrechterhaltung. Für die Patienten
der vorliegenden Studie ergaben sich durchschnittliche
Medikamentenkosten von 10,0 € pro Klinktag und 2,2 € pro Tag zu
Hause. Bei der Mehrzahl der Betroffenen kommt es nach langjährigem
Krankheitsverlauf zu Komplikationen wie Fistelbildung, Abszesse
oder Stenosen mit Ileussymptomatik, die häufig eine Operation
erforderlich machen. Von der Diagnosestellung bis zur erstmaligen
Not-wendigkeit operativen Vorgehens vergingen bei den Patienten der
vorliegenden Studie durchschnittlich 8,3 Jahre. Nur 4 Patienten
(3,7%) bedurften im Beobachtungszeitraum keiner operativen
Intervention. Durchschnittlich benötigten die Patienten 2,8
Operationen. Die Kosten für Operationen betrugen dabei
durchschnittlich 652,6 € pro Patient für einen stationären
Klinikaufenthalt, der durchschnittlich 14,7 Tage dauerte. Dies
entsprach 8,2 % der gesamten Kosten (7817,9 €) für den
Klinikaufenthalt. In der vorliegenden Studie wurden Kosten für die
stationäre Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn ermittelt. Im
Gegensatz zu bevölkerungsbezogenen Kosten-studien anderer Länder,
in denen Gesamtversorgungskosten erfaßt wurden, fand hier ein
krankenhausbezogener Ansatz zur Kostenermittlung Anwendung. Das
Kostenmesskonzept beruht auf der Analyse individueller
Patientendaten, so daß patientenspezifische Gesamt-kosten ermittelt
werden konnten. Dem gegenüber steht die Behandlungsvergütung über
diagnosebezogene Fall-gruppen (DRGs) als Basis des seit 01.01.2005
gültigen Entgeltsystems in deutschen Krankenhäusern für Patienten
mit somatischen Krankheiten. Für die Gesamtkosten von 7817,9 € für
einen Klinikaufenthalt würden gemäß dem DRG-System 2004 für einen
Basis-fallwert von 3000 € für die Versorgung der Patienten dieses
Studienkollektives durch-schnittlich 4538,4 € vergütet. Dies
entspräche einer Kostendeckung von 58,5%. Die Ergebnisse der
vorliegenden Studie wie auch zahlreiche andere Untersuchungen
zeigen eine defizitäre Behandlungsvergütung in Krankenhäusern der
Maximalversorgung. Insbesondere die relativ kleine Gruppe der
Schwerstkranken verursacht etwa zwei Drittel des Defizits. Auch dem
Fallpauschalenkatalog 2005 und dem Fallpauschalen-Änderungsgesetz
gelang es nicht, die Behandlung Schwerstkranker nach solidarischen
und sozialen Kriterien zu gewährleisten. Da die Akzeptanz des
DRG–Systems entscheidend von der Lösung dieses Problems abhängt,
sollte dies in der Fortentwicklung der DRG-Kriterien 2006
Berücksichtigung finden. Die Einführung des DRG-Systems bringt eine
bessere Verfügbarkeit hochwertiger Kostendaten mit sich und
ermöglicht eine zunehmend präzisere Analyse von Ursachen
potentieller zukünftiger und gegenwärtiger Defizite. Dies
unterstützt den im deutschen Gesundheitswesen derzeit bestehenden
zu begrüßenden Trend hin zu einer kritischeren Überprüfung der
etablierten Routinemedizin unter Effektivitäts- und
Effizienzgesichtspunkten.

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