Beschreibung

vor 18 Jahren
Diese Arbeit beschäftigt sich damit, warum meisten Menschen Appelle
ignorieren, die sie auffordern, ihr Gesundheitsverhalten zu ändern.
An den Argumenten selbst, mit denen diese Appelle vorgebracht
werden, kann es nicht liegen, denn diese legen oftmals folgerichtig
dar, warum ein bestimmtes Verhalten (z. B. Rauchen oder zu wenig
Bewegung) schädlich ist und welchen Vorteil der Körper davon hätte,
würden wir uns anders verhalten. Nicht in den Inhalten der
Argumente liegt ihre Wirkungslosigkeit begründet, sondern an dem
Werkzeug der Argumente selbst. Oder anders gesagt: Mit Argumenten
wird nur das faktische Langzeitgedächtnis angesprochen, dort wo
unpersönliches enzyklopädisches Wissen encodiert ist. Persönliche
Informationen, die unsere Biografie ausmachen, sind aber im
episodic memory zu finden. Sie sind verknüpft mit den Bildern und
Episoden unseres Lebens. Die episodischen Bilder sind untrennbar
mit uns verbunden, sie tauchen in Entscheidungssituationen auf und
geben uns – aufgrund unserer Lebenserfahrung – eine
Handlungsanweisung für die Zukunft. Der Umfang des episodic memory
ist allerdings begrenzt. Und die Encodierung verläuft zum Großteil
über starke Emotionen, sie kann nicht durch „chunking“ oder
ähnliche Techniken gesteuert werden, wie es beim faktischen
Gedächtnis der Fall ist. Dies zeigt die noch junge Forschung zum
episodic memory, und kam u. a. von einer Gruppe von Diplomanden
unter der Leitung von Ernst Pöppel (2003) zutage. Ich konnte in
meiner Arbeit anhand von halbstandardisierten Interviews mit 20
Probanden zeigen, dass wir im Durchschnitt 7,2 aktiv abrufbare
Bilder aus dem Bereich der Medizin in uns tragen. Ihre Inhalte
beziehen sich auf Operationen, Ärzte, Krankenhauserlebnisse und
Medikamente. Das Besondere an diesen Bildern: Es gab kein einziges,
das durchweg nur mit positiven Emotionen belegt war. In den meisten
Bildern lagen negative Gefühle oder ein Gemisch aus positiven und
negativen Gefühlen vor. So stellt sich die appellative
Kommunikation in der Medizin als besonders schwierig dar:
Einerseits soll das episodische Gedächtnis angesprochen werden,
andererseits aber ist dieses überwiegend angefüllt von
schmerzhaften, angstmachenden, beklemmenden (also „negativen“)
Gefühlen. Um mit medizinischen Appellen trotzdem eine
Verhaltensänderung zu bewirken, müssen Bilder aus dem episodic
memory angesprochen werden, die nicht aus dem Bereich der Medizin
stammen. Denn diese sind, so zeigte die Forschungsgruppe Innsbruck,
zum großen Teil mit „positiven“ Gefühlen verknüpft. Wie meine
Arbeit auch zeigte, ist es möglich, neuen Botschaften an schon in
uns bestehende Bilder aus dem Bereichen Wohlbefinden, Sicherheit
und Vertrauen zu knüpfen und diese sozusagen als Vehikel in unser
autobiografisches Langzeitgedächtnis zu benutzen. Diese
„Vehikelbilder“ müssen dann natürlich genau zielgruppenorientiert
ausgewählt werden.

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