SG #058: Humor
Andrew und Xavi aus Barcelona haben mich gebeten, über deutschen
Humor zu sprechen. Darum geht es also in der heutigen Folge. Das
erste, woran ich beim Thema Humor denke, sind Witze. Witze sind
kurze Geschichten, die sich Menschen erzählen,
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vor 15 Jahren
Andrew und Xavi aus Barcelona haben mich gebeten, über deutschen
Humor zu sprechen. Darum geht es also in der heutigen Folge.
Das erste, woran ich beim Thema Humor denke, sind Witze. Witze
sind kurze Geschichten, die sich Menschen erzählen, und die ein
lustiges Ende haben. Diese Witze verbreiten sich von Mensch zu
Mensch wie eine Lawine, und manche von ihnen kennt fast jeder. Es
gibt interessanterweise immer Phasen, in denen eine bestimmte Art
von Witzen sehr beliebt ist. Als ich ein Kind war, waren das die
Häschen-Witze. Ein Häschen ist ein kleiner Hase. Wir haben uns
also immer Witze erzählt, in denen ein kleiner Hase in ein
Geschäft kommt, um etwas zu kaufen. Ich werde jetzt keinen dieser
Witze erzählen, aber Ihr könnt sie euch wahrscheinlich
vorstellen. Aus heutiger Sicht waren sie nicht sehr lustig.
Eine andere Phase waren unter Erwachsenen die Blondinenwitze.
Darin machte man sich über blonde Frauen lustig und stellte sie
als besonders dumm dar. Auch Menschen aus verschiedenen Regionen
machen sich gerne über andere Regionen lustig. In Deutschland
veräppelt man oft Ostfriesen, das sind Menschen die ganz weit im
Norden leben. Veräppeln ist übrigens ein anderes Wort für „sich
über jemanden lustig machen„. Man kann auch sagen: Veralbern.
Natürlich gibt es auch in Deutschland Menschen, die davon leben,
lustig zu sein. Ich meine jetzt nicht Clowns, sondern Comedians
und Kabarettisten. In Deutschland wird gerne eine Grenze gezogen
zwischen diesen beiden Berufen. Comedians gibt es eigentlich erst
seit gut 20 Jahren in Deutschland – das sind Menschen, die sich
meist ganz alleine auf eine Bühne stellen und lustige Dinge
erzählen. Kabarettisten gibt es schon viel länger hier – sie
haben meistens einen politischen Hintergrund oder sind sehr
gesellschaftskritisch. Daher ist es oft schwer, ihren Humor zu
verstehen – wenn man die Hintergründe nicht genau kennt.
Ich möchte Euch heute einige Spaßmacher vorstellen. Im Moment ist
ein Mann in Deutschland regelrecht berühmt, weil er unglaublich
viele Zuschauer hat. Er hat es sogar geschafft, 70.000 Menschen
in das Berliner Olympiastadion zu locken, um ihnen seine
Geschichten zu erzählen. Damit steht er jetzt sogar im
Guinness-Buch der Rekorde. Sein Name ist Mario Barth. Er stammt
aus Berlin und macht vor allem Witze über die Beziehung zwischen
Männern und Frauen. Ich muss gestehen, dass ich über seine eher
primitive Art von Humor überhaupt nicht lachen kann – aber er
wird von vielen Deutschen gemocht.
Es gibt einige lustige Menschen, die jeder Deutsche kennt, weil
sie schon so lange in Deutschland aktiv sind. Otto zum Beispiel,
oder Mike Krüger, oder Karl Dall. Sie alle mag ich auch nicht –
es tut mir leid! Ich kann Euch aber auch Menschen nennen, die ich
lustig finde. Von den Pionieren ist das zum Beispiel Loriot.
Loriot ist ein Mann, der eigentlich Vicco von Bülow heißt. Vor
vielen Jahrzehnten fing er an, die Menschen genau zu beobachten.
Dann hat er Szenen aus dem Alltag aufgeschrieben und sie so
bearbeitet, dass sie lustig wurden. Sie sind lustig, weil jeder
schon einmal etwas ähnliches erlebt hat. Zum Beispiel wie es ist,
wenn dem Menschen im Restaurant gegenüber eine Nudel im Gesicht
klebt – und man sich nicht mehr auf das Gespräch konzentrieren
kann. Schaut Euch mal Loriot-Sketche bei YouTube an, ich bin
gespannt, ob sie Euch gefallen.
Welche Comedians ich empfehlen kann? Da gibt es viele. Zum
Beispiel Dieter Nuhr oder Michael Mittermeier. Momentan ist auch
Eckart von Hirschhausen sehr beliebt – er ist ein Arzt, der zum
Beispiel sehr amüsant darüber spricht, was das Glück für die
Menschen bedeutet. Und Kaya Janar hat sich als Thema vor allem
die multikulturelle Gesellschaft ausgesucht – wie also zum
Beispiel Deutsche mit Türken im Alltag umgehen.
Zu den großen Kabarettisten gehört Dieter Hildebrandt, der
mittlerweile über 80 Jahre alt ist und immer noch sehr aktiv. Ich
fürchte aber, dass er für Euch schwer zu verstehen ist, weil er
sehr schnell spricht.
Mein großer Liebling ist aber Hagen Rether. Ich habe ihn schon
zwei Mal live gesehen und im Juni werde ich ihn wieder sehen. Er
ist groß und dünn, hat einen Pferdeschwanz und sitzt immer an
einem Flügel, also an einem großen Klavier. Sein Auftritt dauert
drei Stunden – und jede Sekunde ist kostbar. Er kritisiert die
derzeitige politische Situation sehr genau. Nach der Vorstellung
denke ich noch viel über seine Worte nach.
Es gibt im Deutschen eine Redewendung, die sehr gut zu Hagen
Rether passt. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Das
bedeutet, dass man im ersten Moment anfängt zu lachen, dann aber
merkt, dass es eigentlich schockierend ist, was er gerade gesagt
hat. Es ist eine eher sarkastische Art von Humor.
Wenn es Euch interessiert – es gibt zwei Kabarettsendungen im
deutschen Fernsehen. Die eine heißt Satiregipfel, die andere
„Neues aus der Anstalt“. Ich fürchte aber, dass das noch zu
kompliziert für Euch ist. Vielleicht habt Ihr auch Lust auf
deutsche Comedy, dann schaltet doch den „Quatsch Comedy Club“
ein.
Zum Schluss noch Musik von einer deutschen Band namens „Ich und
mein Tiger“. Der Song heißt „Bahnhof“ – mehr davon unter:
www.ichundmeintiger.de.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg58kurz.pdf
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