SG #073: Die Berliner Mauer

SG #073: Die Berliner Mauer

José Antonio hat mich gebeten, über den Mauerfall zu sprechen. Dazu müssen wir erst einmal wissen, um welche Mauer es geht, oder? 1945 war der Zweite Weltkrieg vorbei. Deutschland hatte den Krieg verloren.
10 Minuten

Beschreibung

vor 12 Jahren

José Antonio hat mich gebeten, über den Mauerfall zu sprechen.
Dazu müssen wir erst einmal wissen, um welche Mauer es geht,
oder?


1945 war der Zweite Weltkrieg vorbei. Deutschland hatte den Krieg
verloren. Also wurde Deutschland in vier Teile aufgeteilt, die so
genannten Besatzungszonen. Ein Viertel wurde von den USA
verwaltet, ein Viertel von der UdSSR, ein Viertel von Frankreich
und eines von Großbritannien. Auch Berlin, damals die Hauptstadt,
wurde in Sektoren geteilt. 1949 wurde die Bundesrepublik
Deutschland gegründet – sie umfasste den amerikanischen,
französischen und britischen Sektor Deutschlands. Auf dem
sowjetischen Sektor wurde die DDR gegründet. Der neuen BRD ging
es durch den Marshall-Plan der Amerikaner wirtschaftlich gut – im
Gegensatz zur DDR. Außerdem gab es in der sozialistischen DDR
strenge Regeln, beispielsweise was die Reisefreiheit anging.
Immer mehr Menschen flüchteten aus der neuen DDR in die
Bundesrepublik Deutschland. Bis 1961 sollen es 3,1 Millionen
Menschen gewesen sein. Also wurden Zäune errichtet, um sie zu
stoppen. Das war aber nicht genug.


Im August 1961 begann der Mauerbau. Man baute eine Mauer, damit
niemand mehr die Grenze überwinden konnte. Die Grenze verlief um
den französischen, britischen und amerikanischen Sektor von
Berlin – das wurde zu „West-Berlin“. Der sowjetische Sektor wurde
„Ost-Berlin“. Die Mauer verlief mitten durch die Stadt, auf
ungefähr 45 Kilometern Länge. Teilweise war sie so nah an den
Häusern, dass die Türen und Fenster zugemauert wurden, um
Fluchtversuche zu verhindern – die Bewohner konnten nur durch die
Hintertüren in ihre Häuser kommen.


Die Grenze wurde von Soldaten bewacht – sie hatten den Befehl zu
schießen, wenn jemand versuchen sollte, zu flüchten. Bis zu 245
Menschen sollen getötet worden sein – die genaue Zahl kennt
niemand. Über 5000 Menschen schafften es, in den Westen zu
fliehen.


Zwei Jahre nach dem Mauerbau kam der damalige US-Präsident John
F. Kennedy nach Berlin. Er hielt eine Rede, in der die Worte „Ich
bin ein Berliner“ vorkamen. Kennedy sprach diese Worte auf
Deutsch und erntete dafür großen Jubel. Noch heute kennen diesen
Satz die meisten Deutschen.


Fast 30 Jahre lang existierte die Mauer in Berlin. Sie wurde für
die Berliner zur Normalität. Aber in der DDR passierte immer
mehr: Menschen flohen in den Westen und forderten Reisefreiheit.
Sie wollten nicht eingesperrt leben. Es gab Massenkundgebungen,
also große Demonstrationen. Ein neues Reisegesetz sollte die
Menschen beruhigen. Nachdem es durch Zufall am 9. November 1989
zu früh verkündet wurde, jubelten die Menschen und viele gingen
zur Grenze – sie wollten ausreisen. Die Grenzbeamten wussten
nicht, was sie machen sollten – und öffneten schließlich die
Grenze. Viele tausend Menschen kamen so nach West-Berlin. Die
Menschen hier feierten natürlich auch. Für jeden Übersiedler –
also einen Menschen, der von Ost nach West zog, gab es 100 D-Mark
Begrüßungsgeld.


Die Mauer und somit die Grenze wurde weiterhin kontrolliert – bis
zum 1. Juli 1990. Ein halbes Jahr lang wurde die Mauer abgerissen
– nur sechs Abschnitte blieben stehen. Sie sollen an die Teilung
erinnern. Und die so genannten Mauerspechte klopften mit Meißeln
und Hämmern auf die Mauer ein und verkauften die kleine Stücke –
oder nahmen sie mit nach Hause, zur Erinnerung. Ein Specht ist
übrigens eigentlich ein Vogel, der mit seinem spitzen Schnabel
Löcher in Bäume bohrt, um dort nach Nahrung zu suchen. Auch hier
in München steht ein Stück der Berliner Mauer als Denkmal!


Wer heute nach Berlin fährt, sieht kaum noch etwas von der
ehemaligen Trennung. Es gibt noch einige leere Grundstücke, die
auffallen, und einige Denkmäler, die an die Mauer erinnern.
Besonders gut finde ich die Idee, den Verlauf der Mauer auf dem
Boden durch Pflastersteine zu kennzeichnen. Das ist zum Beispiel
am Brandenburger Tor gut zu sehen. Aber sonst wirkt die Stadt so,
als wäre sie wieder zusammengewachsen. Dennoch kenne ich
Menschen, die in Berlin leben – und die machen noch einen großen
Unterschied zwischen Ost und West. Hier wird man auf die junge
Generation warten müssen, die keine Erinnerung mehr an die Mauer
hat.


Am berühmten Checkpoint Charlie, an dem sich einst Panzer
gegenüberstanden, gibt es übrigens ein Mauermuseum – falls Ihr in
nächster Zeit einmal nach Berlin kommt, müsst Ihr unbedingt
hingehen.


So, das war stark verkürzt die Geschichte der Mauer – es ist sehr
interessant, was sich in dieser Zeit in Deutschland ereignet hat.
Im Internet gibt es die Seite http://www.die-berliner-mauer.de,
die Ihr Euch ansehen könnt.


Das war Slow German für heute – ich nehme gerade übrigens alle
Folgen noch einmal auf, diesmal normal schnell gelesen. Ihr
findet den Link auf slowgerman.com. Außerdem gibt es bald weitere
Absolute Beginner-Folgen und neue Slow-German-Folgen. Und ich
gehe gerade auf Sponsorensuche, damit ich mehr Zeit in die
Produktion dieses Podcasts stecken kann. Also keine Angst, Slow
German ist nicht tot! Ich hoffe, Euch macht es genau so viel Spaß
wie mir!


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg73kurz.pdf

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