SG #181: Die deutsche Sprache – Geschichte der Sprache
Mehr als 100 Millionen Menschen sprechen die deutsche Sprache. Vor
allem in Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein. Aber
auch in Teilen von Belgien, Luxemburg, Dänemark und Italien wird
deutsch gesprochen.
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vor 6 Jahren
Mehr als 100 Millionen Menschen sprechen die deutsche Sprache.
Vor allem in Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein.
Aber auch in Teilen von Belgien, Luxemburg, Dänemark und Italien
wird deutsch gesprochen. Aber wie ist diese Sprache eigentlich
entstanden?
Reisen wir also in die Vergangenheit. Sprachforscher haben
herausgefunden, dass viele Sprachen in Europa und Asien einen
gemeinsamen Ursprung haben. Sie nannten diese Sprachen deswegen
indogermanische Sprachen. Dazu gehörte auch die ursprüngliche
Sprache, die im heutigen Deutschland gesprochen wurde. Die
verschiedenen Sprachen entwickelten sich natürlich immer weiter.
Aber das dauerte sehr lange. Man schätzt, dass es sogar ein bis
zwei Jahrtausende dauerte, bis sich die germanische Sprache aus
dem Indogermanischen entwickelte.
Wir müssen uns das alles aber so vorstellen: Die Welt war damals
überhaupt nicht dicht besiedelt. Es lebte hier ein Grüppchen
Menschen, dann kam lange nichts, also nur Wiesen und Wälder, und
dann viele Kilometer entfernt lebte wieder ein Grüppchen
Menschen. Die verschiedenen Völker und Stämme blieben also unter
sich. Sie vermischten sich nicht. Sie trafen sich so gut wie nie.
Es wurde natürlich wenig gereist. Wenn man doch reiste, dann zu
Fuß – und nicht besonders weit. Wozu auch? Die Menschen hatten in
dieser Zeit wenig Gründe, zu reisen. Jeder germanische Stamm
sprach daher seine eigene Stammessprache. Sie hatte sich über
Jahrhunderte entwickelt und verändert. Die Sprache hatte außerdem
damals keine festgelegten Regeln wie heute.
Doch dann änderten sich die Zeiten. Und immer wenn sich die
Geschichte änderte, sich also das Leben der Menschen merklich
veränderte, änderte sich natürlich auch die Sprache. Es gab zum
Beispiel Völkerwanderungen, die Menschen legten jetzt große
Strecken zurück – und sie nahmen ihre Sprache natürlich mit auf
die Reise. Dann gab es noch andere Einflüsse für jede
Sprache – zum Beispiel kamen die Römer in das Gebiet, das heute
Deutschland ist. Also übernahmen die Germanen viele lateinische
Wörter von ihnen.
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches wurde alles wieder anders.
Die germanischen Stämme wurden christianisiert. Die christliche
Kirche hatte danach einen großen Einfluss auf die Menschen. Die
gemeinsame Volkssprache wurde wichtiger, damit man sich auch
verständigen konnte. Also wurde aus vielen kleinen Sprachen in
einer Region sozusagen eine größere Sprache, genannt Dialekt.
Und jetzt sind wir auch schon in der Zeit, in der das Wort
„deutsch“ zum ersten Mal geschrieben auftaucht. Im Jahr 786 ist
es soweit. Die älteste schriftlich überlieferte Sprachform des
Deutschen nennt man Althochdeutsch. Es wurde zwischen 750 und
1050 verwendet. Wir würden heute nichts davon verstehen, es war
eine komplett andere Sprache. Und Ihr als Deutschlernende werdet
Euch wahrscheinlich ärgern, dass es das Althochdeutsche jemals
gab. Denn in dieser Zeit erschienen plötzlich die Artikel, die es
vorher noch nicht gegeben hatte. Deswegen müsst Ihr Euch heute
also mit „der“, „die“ und „das“ herumärgern. Auch das System der
Zeiten hatte sich geändert, die Grammatik wurde insgesamt etwas
komplizierter.
In der Sprachgeschichte wird oft das Wort „Lautverschiebung“
verwendet. Das ist recht kompliziert, und wir müssen hier nicht
lange darauf eingehen. Es bedeutet aber letztlich, dass sich die
Aussprache stark verändert hat und bestimmte Buchstaben anders
ausgesprochen wurden als vorher. So klang die Sprache nach der
Lautverschiebung völlig anders. Gegenden, in denen die
Lautverschiebung nicht stattfand, sprachen weiter so wie vorher.
Und so entwickelten sich verschiedene Sprachgruppen voneinander
weg. Deswegen können wir hier in Deutschland heute die
Niederländer nicht wirklich verstehen – obwohl die Sprachen den
gleichen Ursprung hatten.
Von 1050 bis 1350 gab es dann im Mittelalter das
Mittelhochdeutsch. Es wurde in dieser Zeit auch immer mehr
geschrieben und nicht nur gesprochen, allerdings schrieben die
Menschen in vielen verschiedenen Varianten. Und weil Frankreich
viel Einfluss hatte, übernahmen die Menschen damals auch viele
französische Wörter in ihren Sprachgebrauch. In dieser Zeit
entstand übrigens auch das Nibelungenlied, über das es eine
eigene Podcast-Episode gibt.
Langsam kommen wir zur Entwicklung der heutigen deutschen
Sprache. Man nennt die Anfänge davon „Frühneuhochdeutsch“.
Schwieriges Wort, oder? Diese Phase dauerte von 1350 bis 1650.
Der Handel war sehr wichtig in dieser Zeit, und das bedeutete,
dass Kaufleute aus verschiedenen Regionen miteinander
kommunizieren mussten. Dialekte waren schwer zu verstehen, also
versuchte man, eine gemeinsame deutsche Sprache zu finden. Es gab
auch die ersten Universitäten, Kultur und Bildung wurden
wichtiger.
Und dann passierte etwas sehr entscheidendes für die deutsche
Sprache: 1446 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck. Bücher
mussten also nicht länger per Hand abgeschrieben werden – man
konnte sie drucken. Sie wurden dadurch billiger und es gab viel
mehr davon. Viele Bücher wurden zu dieser Zeit noch in Latein
gedruckt, aber langsam setzte sich auch hier die deutsche Sprache
durch. Langsam versuchten die Menschen dann noch Regeln für ihre
Sprache aufzustellen. Zum Beispiel dass alle Substantive groß
geschrieben werden sollten. Es dauerte lange, um solche Regeln
durchzusetzen. Martin Luther übersetzte die Bibel in die deutsche
Sprache und sorgte damit dafür, dass viele Wörter und
Redewendungen verbreitet wurden.
Erst von 1650 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entstand eine
wirklich einheitliche deutsche Literatursprache. Danach gab es
dann auch eine moderne Sprachwissenschaft. Zu den bekanntesten
Sprachwissenschaftlern dieser Zeit gehören die Gebrüder Grimm,
die Ihr durch die Märchen kennt. Sie schrieben nämlich 1854 das
„Deutsche Wörterbuch“.
Bis vor knapp 100 Jahren gab es allerdings noch keine
einheitliche Rechtschreibung. Jeder konnte Wörter also so
schreiben, wie er es für richtig hielt. 1880 versuchte Konrad
Duden das zu ändern – und er schaffte es. Bis heute sind die
gelben Duden-Bücher weit verbreitet.
Und heute? Heute werden in verschiedenen Regionen Deutschlands
unterschiedliche Dialekte gesprochen. Allerdings gibt es viele
Menschen, die gar keine Dialekte mehr beherrschen. Die gemeinsame
Sprache nennt sich Standardsprache oder auch Hochdeutsch. So wird
beispielsweise im Fernsehen oder Radio gesprochen und das
versteht auch jeder Deutsche. So ist auch dieser Podcast
verfasst.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg181kurz.pdf
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