Der Marshallplan hilft Deutschland – SG #228

Der Marshallplan hilft Deutschland – SG #228

Hast Du schonmal etwas von dem amerikanischen Außenminister George C. Marshall gehört? Er hatte das Amt von 1947 bis 1949 inne. 1953 bekam er den Friedensnobelpreis für ein Programm, das für immer mit seinem Namen verbunden bleibt: Marshallplan.
7 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Hast Du schonmal etwas von dem amerikanischen Außenminister
George C. Marshall gehört? Er hatte das Amt von 1947 bis 1949
inne. 1953 bekam er den Friedensnobelpreis für ein Programm, das
für immer mit seinem Namen verbunden bleibt: Marshallplan.


Der Marshallplan hieß eigentlich European Recovery Program. Dabei
handelte es sich um ein Wirtschaftsförderungsprogramm der USA.
Europa sollte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut werden.
Viele Städte waren damals vollkommen zerstört, es gab keinen
Wohnraum für die Menschen, keine Lebensmittel. Dazu mussten die
vielen Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Gebieten versorgt
werden. Den Winter 1946/47 nennt man den „Hungerwinter“. Auch
anderen europäischen Ländern ging es schlecht. Der Kalte Krieg
zwischen den USA und der Sowjetunion begann – und in den USA
wuchs die Angst vor Kommunisten.


Die Vereinigten Staaten hatten Angst, dass die Sowjetunion ihren
Einfluss ausbauen könnte. Also wollte man Deutschland, Österreich
und andere Länder wirtschaftlich wieder stärker machen. Man
musste aber vorsichtig sein, denn immerhin war gerade ein großer
Krieg zu Ende gegangen und Deutschland musste noch
Entschädigungen zahlen, zum Beispiel an Frankreich.


Zwei Jahre nach Kriegsende, am 5. Juni 1947, hielt Außenminister
Marshall an der Harvard Universität eine Rede. Er schlug darin
ein Hilfsprogramm für alle europäischen Staaten vor. Man wolle
gegen „Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos“ kämpfen und dafür
sorgen, dass Europa wieder stabil werde. Es sollte eine Hilfe zur
Selbsthilfe werden. Die europäischen Länder sollten sich
untereinander verständigen und ihren Beitrag leisten. Bald darauf
gab es ein Treffen der Außenminister in Paris. Die Sowjetunion
nahm nicht lange an der Konferenz teil – sie verkündete
stattdessen den „Molotow-Plan“ für die Länder Mittel- und
Osteuropas.


Am 22. September 1947 wurde der Vertrag dann nach langen
Verhandlungen unterzeichnet. Ein halbes Jahr später wurde er in
den USA verabschiedet und von Präsident Harry Truman in Kraft
gesetzt. Es ging um Hilfen in Höhe von 13 Milliarden Dollar bis
1952. Umgerechnet wären das heute knapp 142 Milliarden Dollar.
Vor allem ging es um Darlehen und Kredite und die Lieferung von
Rohstoffen und Lebensmitteln. 9,3 Milliarden Dollar der insgesamt
13 Milliarden Dollar waren Subventionen. Diese Subventionen
mussten nicht zurückgezahlt werden. Das jeweilige Land musste
aber den Gegenwert dieser Subventionen in einen Sonderfonds
einzahlen – so wurde der nationale Wiederaufbau finanziert.


Um die Wirtschaft zu koordinieren, gründeten 16 europäische
Länder die OEEC, die später zur heute noch aktiven OECD wurde.
West-Deutschland bekam von 1948 bis 1952 insgesamt 1,4 Milliarden
Dollar. 24 Prozent des Geldes aus dem Marshall-Plan flossen nach
Großbritannien, 20 Prozent nach Frankreich. Jeweils 10 Prozent
nach West-Deutschland und Italien.


Warum war Amerika so großzügig zu Europa? Das hat verschiedene
Gründe. Zum Beispiel, weil die USA natürlich ein großes Interesse
daran hatten, in der Zukunft wieder mit Europa Geschäfte zu
machen. Man wollte dorthin Waren exportieren und war am freien
Handel interessiert.


Übrigens: Deutschland hatte durch diese Hilfen nie richtiges
Bargeld zur freien Verfügung. 70 Prozent der Waren, die nach
Deutschland gebracht wurden, waren Tabak und Baumwolle aus den
USA. Ein Hintergedanke der USA am Marshallplan war also offenbar,
der amerikanischen Landwirtschaft zu helfen.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg228kurz.pdf

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