Die „Sage“ der Loreley am Rhein – SG #230

Die „Sage“ der Loreley am Rhein – SG #230

Die Loreley ist ein Felsen am Rhein. Wer auf ihn hinaufklettert, hat einen wunderschönen Blick über die Landschaft. Der Rhein macht hier eine Biegung, man sieht das Wasser und die Wälder am Ufer. Daher ist die Loreley ein beliebter Ausflugsort,
7 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Die Loreley ist ein Felsen am Rhein. Wer auf ihn hinaufklettert,
hat einen wunderschönen Blick über die Landschaft. Der Rhein
macht hier eine Biegung, man sieht das Wasser und die Wälder am
Ufer. Daher ist die Loreley ein beliebter Ausflugsort, viele
Touristen kommen hierher. Das hat aber auch mit der Geschichte
des Felsens zu tun. Denn die Dichter Clemens Brentano und
Heinrich Heine haben aus diesem Felsen eine Frau gemacht. Und
diese Frau soll für zahlreiche Schiffsunglücke verantwortlich
sein… Aber fangen wir von vorne an.


Es gibt also diesen Felsen Loreley in Rheinland-Pfalz. Der Rhein
ist hier 160 Meter breit und bis zu 25 Meter tief. Es gibt viele
Kurven auf dieser Strecke. Dazu kommen noch starke Strömungen –
und eben viele Felsen. Damit war und ist diese Stelle für Schiffe
gefährlich. Viele Schiffe gingen hier unter – erst in der
jüngeren Vergangenheit wurden einige Felsen mitten im Wasser
gesprengt, sodass es nicht mehr ganz so gefährlich ist, hier mit
dem Schiff zu fahren.


Dennoch passieren auch heute noch Unfälle. Zum Beispiel lief 2003
ein Schiff mit 349 Passagieren auf Grund. Das bedeutet, dass das
Schiff auf dem Boden des Flusses aufsetzte. Es ließ sich nicht
mehr steuern und prallte nach der Kurve auf das Ufer. 41 Personen
wurden verletzt, drei von ihnen schwer.


2011 dann das nächste Unglück an der Loreley, diesmal war es ein
Frachtschiff, das 2400 Tonnen Schwefelsäure an Bord hatte. Zwei
der vier Besatzungsmitglieder starben bei diesem Unfall.


Heute wissen wir, wie solche Unfälle passieren. Wir können die
Strömung berechnen, wir haben Kameras, die unter Wasser
funktionieren. Aber stell Dir mal vor, wie das früher war. Wenn
an einer bestimmten Stelle immer wieder Menschen starben – dann
dachte man nicht an Strömungen im Wasser, sondern an Zwerge oder
an Geister.


Der Dichter Clemens Brentano war dann der Erste, der sich statt
eines Zwerges lieber eine schöne Frau vorstellte. In seinem Buch
war die Lore Lay eine Frau, die wunderschön war und sehr
anziehend auf Männer wirkte. Deswegen hielten manche sie für eine
Hexe oder eine Zauberin. Nur der eine Mann, den sie wirklich
wollte, bekam sie nicht. Er verließ sie für eine andere Frau. Auf
dem Weg ins Kloster bat sie darum, noch einmal den Rhein sehen zu
dürfen. Vom Felsen aus blickte sie nach unten – und stürzte in
die Tiefe. Sie starb. Die Figur der Lore Lay wird zu einer Art
Sirene – sie lockt die Männer an und führt sie in den Tod. Viele
Menschen denken, das ist eine uralte deutsche Sage – dabei
schrieb Brentano sie im Jahr 1800. Er benutzte den Mythos um
einen Felsen und schuf eine Geschichte daraus.


Mein Lieblingsdichter Heinrich Heine griff die Geschichte 24
Jahre später auf und schrieb sein wohl berühmtestes Gedicht dazu.
Es geht so:


Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.


Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein;
der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.


Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar;
ihr goldnes Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr goldenes Haar.


Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei;
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.


Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh;
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh.


Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn;
und das hat mit ihrem Singen
die Lore-Ley getan.


Hier sind schöne Aufnahmen der Gegend zu sehen:


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg230kurz.pdf

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