Siegfried und Roy, Magier in Las Vegas – SG #235

Siegfried und Roy, Magier in Las Vegas – SG #235

Im Januar ist Siegfried Fischbacher gestorben. Letztes Jahr starb Roy Horn an Covid-19. Berühmt wurden sie nicht einzeln, sondern zusammen: Als das großartige Zauberer-Duo Siegfried und Roy. Ich möchte Dir heute ihre Geschichte erzählen.
8 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Im Januar ist Siegfried Fischbacher gestorben. Letztes Jahr starb
Roy Horn an Covid-19. Berühmt wurden sie nicht einzeln, sondern
zusammen: Als das großartige Zauberer-Duo Siegfried und Roy. Ich
möchte Dir heute ihre Geschichte erzählen.


Siegfried Fischbacher wurde hier in Bayern geboren, und zwar im
Jahr 1939, also zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Sein Vater
geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Als er zurückkehrte,
war er Alkoholiker. Als Siegfried acht Jahre alt war, begann er
mit kleinen magischen Kunststücken und versuchte so, die
Aufmerksamkeit seines Vaters zu bekommen. Er wurde zum Weber und
zog mit 17 Jahren nach Italien an den Gardasee. Dort arbetiete er
als Kellner. Mit 20 Jahren heuerte er auf einem Passagierschiff
namens „Bremen“ an.


Roy Horn hieß eigentlich Uwe Ludwig Horn. Er wurde 1944 in
Niedersachsen geboren, war also 5 Jahre jünger als Siegfried. Mit
13 Jahren brach er die Schule ab und begann auf dem gleichen
Schiff zu arbeiten – auf der „Bremen“. Dort lernten sich die
beiden jungen Männer kennen.


Eigentlich sollten sie beide auf dem Schiff als Kellner arbeiten,
aber sie liebten Zaubertricks. Also unterhielten sie damit die
Passagiere. Der Kapitän des Schiffes bekam das mit und ordnete
an, dass die beiden Jungs gemeinsam als Zauberkünstler auftreten
sollten. Roy hatte sein „Haustier“ Chico an Bord geschmuggelt,
einen Gepard. Der durfte nach einiger Zeit auch mit auftreten.
Der Anfang ihrer Karriere.


Vier Jahre später gingen Siegfried und Roy von Bord und traten in
deutschen Theatern auf. Danach ging es auf Tournee durch Europa.
In Monte Carlo traten sie vor Fürstin Gracia Patricia auf –
besser bekannt als Grace Kelly. Das war ihr internationaler
Durchbruch. Von da an ging es steil bergauf, sie traten am Lido
in Paris auf und in Las Vegas. Dort blieben sie, weil sie ein
Engagement bekamen. Nach einigen Jahren waren sie die
bestbezahlten Künstler in der Geschichte von Las Vegas.


Sie bekamen als Magier mehrere Auszeichnungen, gingen für zehn
Monate nach Japan, um dort aufzutreten. In ihren sieben Jahren im
New Frontier in Las Vegas traten sie über 3500 Mal auf, vor
insgesamt mehr als drei Millionen Zuschauern. Später im Mirage
feierten sie die größte und teuerste jemals inszenierte
Bühnenshow. Sie waren die Könige von Las Vegas. Ihre Show war von
Anfang an familienfreundlich, es gab keine nackten Frauen zu
sehen, und das war in Las Vegas ungewöhnlich.


1988 wurden sie amerikanische Staatsbürger. Knapp zehn Jahre
später bekamen sie einen Stern auf dem „Walk of Fame“ in
Hollywood. 1996 feierten sie ihren 15.000. Auftritt in Las Vegas.
Insgesamt haben 25 Millionen Menschen ihre Auftritte in Las Vegas
gesehen. 2009 sah man sie zum letzten Mal gemeinsam auf der
Bühne. 2003 hatte ein weißer Tiger Roy bei einer Show an seinem
59. Geburtstag verletzt. Der Zauberer wurde schwer verletzt und
war danach teilweise gelähmt. Ein trauriges Ende der Karriere.


Aber genau durch diese Tiere sind Siegfried und Roy berühmt
geworden. Sie machten nicht nur Zaubertricks und riesige
Illusionen, sondern sie arbeiteten mit Tieren, die durch ihre
Seltenheit magisch wirkten. Sie züchteten weiße Königstiger.
Hinter den Kulissen waren Tiertrainer beschäftigt, um den
Raubkatzen etwas beizubringen. Weiße Tiger, Löwen und Leoparden
lebten mit den beiden Deutschen in Las Vegas. Die beiden Männer
waren übrigens viele Jahrzehnte ein Paar, was aber erst in ihrer
Autobiografie 2007 öffentlich gemacht wurde.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg235kurz.pdf

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