Ohne Gastro stirbt das Leben DEHOGA-Chef Zöllick im Gespräch

Ohne Gastro stirbt das Leben DEHOGA-Chef Zöllick im Gespräch

  Um den Podcast zu hören, bitte auf den PLAY Button klicken. Gerade passiert. Unverhoffte Erbschaft in der Familie. Ein etwas desolater Ex-Bauernhof mitten auf dem platten Land, mitten in Mecklenburg Vorpommern.
14 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

 
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Gerade passiert. Unverhoffte Erbschaft in der Familie. Ein etwas
desolater Ex-Bauernhof mitten auf dem platten Land, mitten in
Mecklenburg Vorpommern. Die Kreisstadt ist 10 Kilometer entfernt.
Der Ort hat zirka 600 Einwohner. Erste Ortsbesichtigung: es gibt
zwar sogar eine Kirche, aber sonst nur DDR-typische Häuschen
drumherum gruppiert. Kein Laden, kein Gasthaus. Vor allem kein
Gasthaus. Keine Seele mehr in diesem Ort. Will man dort
vielleicht ein Zweitdomizil einrichten? Wir diskutieren noch,
aber die Tendenz ist eindeutig: nein


Obwohl die Gegend schön ist. Etwas nordöstlich der
Touristenregion Müritzer Seenlandschaft. Und andere Dörfer nicht
weit entfernt haben es, die Eisdiele, das kleine Café oder sogar
ein Gasthaus für den kleinen Hunger. 


Und an diesem persönlichen Beispiel erkennt man schön, dass die
Überschrift kein Click-Baiting ist. Ohne Gastronomie ist die
Lebensqualität extrem eingeschränkt. Gerade im ländlichen Raum,
wo man nicht, wie in der Berliner Innenstadt, im Umkreis von 500
Metern eine dutzendfache Auswahl hätte. 


Und wenn es dann noch so eine strukturschwache Gegend ist, wie
diese in Mecklenburg Vorpommern abseits der touristischen
Leuchttürme, dann ahnt man, dass hier das Henne-Ei Paradoxon zu
einem schlechten Ende führt: Kein Gasthof, kein Leben, kein
Leben, kein Gasthof.


Nun hängt der deutschen Hotellerie und Gastronomie seit Jahren
ein kleiner politischer Hautgout nach, dass da eine Möwe
lobbiierend herumgepickt habe und sie deshalb von der FDP ein
Steuergeschenk bekam: die reduzierte 7% Mehrwertsteuer auf
Hotelübernachtungen. Ein politisches Quid-pro-quo gewissermaßen –
und entsprechend auch argwöhnisch beschaut. 


Doch auch der Gastronomie kam man dann ganz pragmatisch und ohne
Parteispende in Pandemie-Zeiten gleichermaßen zu Hilfe. Aber nun
möchten Haushalts-Politiker dieses 12-Prozent-„Geschenk“ Ende des
Jahres endgültig auslaufen lassen. Dagegen kämpft der DEHOGA
Bundesverband. Muss er ja auch als Lobby-Vereinigung, und wer
gibt schon gerne „Geschenke“ wieder zurück?


Dennoch: Hier scheint die Subventionierung der Gastronomie mehr
zu sein, als eine steuerliche Mindereinnahme. Eine Rückkehr zu 19
% Mehrwertsteuer auf Restaurant-Essen macht gesellschaftlich
keinen Sinn. Erstens, weil Lebensmittel, Fertig-Gerichte im
Supermarkt, Take-Away und Lieferdienste nach wie vor mit 7%
Steuer bewertet werden, aber auch, weil die Folge eines
unausweichlichen Preisanstiegs bei gastronomischen Leistungen
unweigerlich zu weniger Gästen mit weniger Ausgaben – ergo,
weniger Einnahmen und weniger Steuern – führen dürfte; ganz
abgesehen davon, dass der DEHOGA jetzt schon prognostiziert, dass
ein Zurück zu den 19% auf Essen zu einer Schließung von sicher
12.000 Betrieben führen dürfte. (Recap: während der Pandemie
machten schon 36.000 zu, weil sie keine wirtschaftliche Zukunft
mehr hatten.)


Es geht also nicht um die Alimentierung einer prosperierenden
Industrie, oder um eine staatliche Hilfe für Unternehmen, die
sich durch Management-Fehler verzockt haben und nun „too big to
fail“ sind. Es geht um Lebensqualität und um Orte für den
gesellschaftlichen Zusammenhalt. Um das „öffentliche Wohnzimmer“
in vielen Gemeinden. Auf jeden Fall um so wichtige Bereiche, dass
es kein rein haushaltspolitisches Problem mehr ist.


Und dieses Mal hat das Gastgewerbe sogar die Bevölkerung klar
hinter sich, wenn es um die Beibehaltung der 7% geht. Über
Zweidrittel der Deutschen will das so. Nicht nur, weil Steuern ja
grundsätzlich uncool sind. Die meisten haben begriffen, dass es
bei den Restaurants, Bistros und Gasthäusern um Orte geht, die
maßgeblich über die Lebens-Zufriedenheit bestimmen. 


Darüber unterhalte ich mich mit dem Präsidenten des DEHOGA
Bundesverbandes, dem Hotelier und Gastgeber Guido Zöllick.


 
Nützliche Links:

DEHOGA Umfrage zur geplanten
Mehrwertsteuer-Erhöhung


DEHOGA-Charts: Bilanz und Ausblick unter den Betrieben
2023


 




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