Folge 51: Idealist oder doof?

Folge 51: Idealist oder doof?

45 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten
Um diesen Job machen zu können, muss man entweder Idealist sein -
oder doof. Das hat Badleiter Thomas Nacke vor vielen Jahren von
seinem Ausbilder gehört. Wir können definitiv sagen: Doof ist
Thomas Nacke ganz sicher nicht! Im Gegenteil: Ihm ist es gelungen,
dass er und sein Team in „seinem“ Bad, dem Stadtbad Tiergarten,
während der vierjährigen Sanierung deutlich mitgestalten durften.
Bei technischen Erneuerungen, dem Umbau der nun
behindertengerechten Umkleidekabinen, aber auch bei der
Farbgestaltung. Und das Ergebnis ist überaus sehenswert: Grau- und
Rottöne bestimmen neben dem Blau des Wassers die angenehme Stimmung
in der Halle, jedes Becken hat seinen eigenen Beckenkreislauf,
sodass im kleinen Becken in Zukunft auch Babyschwimmen bei 35 Grad
möglich sein wird - und Energie spart das Ganze auch noch. Mit
einer ausfahrbahren Wand lässt sich das 50-Meter-Becken entweder
ganz in zwei 25-Meter-Becken aufteilen - oder auch nur zur Hälfte!
So kommen Schwimmlehrkurse UND geübte Schwimmer:innen gleichzeitig
zu ihrem Recht. Und das ist das, was Badleiter Nacke besonders
freut: Im Stadtbad Tiergarten sollen sich nach der Eröffnung am 23.
Januar alle wohl fühlen: Vereine, Schulen, Sportler:innen und
Spaßbader. Eine Garantie dafür dürfte die Kletterwand am
Sprungbecken sein, direkt gegenüber vom 3-Meter-Turm. Damit das
Kreischen der Spaßgemeinde hier nicht die anderen Badegäste stört -
und gleichzeitig eine sichere Aufsicht möglich ist - ist der
Sprung- und Kletterbereich durch eine Wand vom restlichen Bad
getrennt. Auch das eine Idee von Thomas Nacke und seinem Team. Der
Badleiter hat noch zu DDR-Zeiten in der Lutherstadt Wittenberge
seinen Meister gemacht, die Liebe zog ihn dann in den 90er Jahren
nach Berlin. Hier musste er dann „nochmal ganz klein anfangen“, wie
er sagt, arbeitete als Fachangestellter für Bäderbetriebe zunächst
in der Thomas-Mann-Schwimmhalle in Prenzlauer Berg, in Kaulsdorf,
in Buch und in der Schwimmhalle am Sachsendamm in Schöneberg - bis
er dann doch endlich Badleiter wurde. Im Sommer im Sommerbad
Humboldthain, im Winter im Stadtbad Tiergarten. Dienst nach
Vorschrift ist nicht sein Ding, das merkt man ihm an - auch wenn es
ihn nervt, dass er im öffentlichen Dienst jeden einzelnen Bleistift
beantragen muss. Umso mehr will er gestalten, wo er gestalten KANN:
So entstand in den Jahren vor Corona im Sommerbad Humboldthain die
Idee vom so genannten Ramadanschwimmen: In dieser Zeit hatte das
Bad bis ein oder zwei Uhr nachts geöffnet, statt der üblichen rund
2000 Gäste waren auch schon mal 10.000 Leute da. Das sei eine tolle
Veranstaltung gewesen, sagt Nacke, und man sieht ihm an, dass er
immer noch stolz darauf ist. Sowas geht aber nur, wenn man ein
gutes Team hat, auf das man sich 100 Prozent verlassen kann, davon
ist der Badleiter überzeugt. Wenn man gemeinsam eine klare Haltung
hat - und klare Ansagen macht. Ohnehin - die Stimmung im Team ist
ihm wichtig. Und selbstverständlich putzt er als Badleiter
Kletterwand, Gänge oder Klos genauso wie seine Kolleginnen und
Kollegen. Und auch wenn, wie er sagt, im Humboldthain „das gleiche
Klientel“ ist wie im Neuköllner Columbiabad oder in Pankow - hier
hört man nie etwas von größeren Auseinandersetzungen. Trotzdem
bedauert Nacke, dass ohne Security kein Bad mehr zu leiten ist -
auch nicht das Stadtbad Tiergarten. Dennoch freut er sich schon auf
seine Gäste. Am 20. Januar, drei Tage vor der offiziellen
Wiedereröffnung, darf schon mal die Nachbarschaft ins Bad - auch so
eine Idee von Nacke und seinem Team. 200 Leute, die in der Umgebung
wohnen, bekommen eine Einladung in ihren Briefkasten geworfen und
haben drei Stunden kostenfreien Eintritt. Es könnte der Beginn
einer guten Freundschaft werden.
https://www.berlinerbaeder.de/baeder/stadtbad-tiergarten/
https://www.berlinerbaeder.de/baeder/sommerbad-humboldthain/

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