IHK-Weiterbildung zum Operative Professional mit Simon Stork – Anwendungsentwickler-Podcast #127

IHK-Weiterbildung zum Operative Professional mit Simon Stork – Anwendungsentwickler-Podcast #127

Weißt du schon, was du nach deiner Ausbildung zum Fachinformatiker machst? Eine tolle Alternative zum Studium bespreche ich mit Simon Stork in der einhundertsiebenundzwanzigsten Episode des Anwendungsentwickler-Podcasts: die IHK-Weiterbildung zum Opera...
57 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren

Weißt du schon, was du nach deiner Ausbildung zum
Fachinformatiker machst? Eine tolle Alternative zum Studium
bespreche ich mit Simon Stork in der
einhundertsiebenundzwanzigsten Episode des
Anwendungsentwickler-Podcasts: die IHK-Weiterbildung zum
Operative Professional.
Inhalt Allgemeines zur Person

Wie ist dein Name und wo arbeitest du (falls gewünscht)?

Simon Stork, im Consulting tätig, eher Projektleitung und
IT, kein Programmierer. 35 Jahre alt, verheiratet, komme aus
Paderborn.



An welchen Projekten arbeitest du zur Zeit in deinem
Tagesjob?

CAD/PLM, Consulting, Einführung von Systemen, Change
Management, Requirements Engineering, ca. 50/50
technisch/Projektleitung.



Wie bist du zur Informatik bzw. Softwareentwicklung gekommen?

Ich bin ein Kind der 80er Jahre, war technikinteressiert
und bin mit dem C64 über Spiele in den Umgang mit Computern
eingestiegen. Mit 13 hatte ich meinen ersten PC. Dann kam das
Internet und mein Einstieg in HTML/PHP. Programmieren war mir
zu monoton und ich wollte lieber FISI werden und mit
Netzwerken arbeiten.



Welche Ausbildung bzw. welches Studium hast du im Bereich der
Informatik absolviert?

2001 habe ich die Ausbildung zum FISI angefangen, dann
kurz Lehramt studiert, aber doch wieder zum gewechselt.



Operative Professional (OP)

Wie bist du selbst zu der Weiterbildung gekommen? Welche
Alternativen hast du dafür ausgeschlagen?

„Nur“ eine Ausbildung reichte mir nicht. Zertifikate
(z.B. MCSA) sind aber zeitlich begrenzt und sehr teuer. Ich
suchte eine Weiterbildung ohne Verfallsdatum.

Ein Studium war die Alternative. Ich habe den OP im Netz
gefunden. Ich war schon Projektleiter und der OP passte
inhaltlich sehr gut dazu.



Was ist der Operative Professional?

Der OP ist eine Art „Meister“ für ITler.

Offiziell: „Aufstiegsweiterbildung“ im Anschluss an die
Ausbildung.



Welche Ausrichtungen des OP gibt es?

Entwickler, Ökonom, Berater, Projektleiter

Projektleiter ist mit ca. 80% die verbreitetste Form.

Inhalte der Richtungen gleichen sich zu 90%. Aber die
Projektarbeit am Ende unterscheidet sich vom Fokus und es
gibt leicht andere Aufgaben in der Prüfung.



Welche Ausrichtung hast du für dich selbst gewählt und warum?

Projektleiter, weil das genau zu meinem Aufgabengebiet
passte.



Welche Inhalte werden beim OP vermittelt?

Der OP hat eigentlich nichts mit Technik zu tun. Es geht
um die Vorbereitung auf eine Karriere im mittleren
Management.

Themen: Personalmanagement, Projektanbahnung,
Requirements Engineering, Konfliktmanagement,
Projektblockaden auflösen, Methoden, Controlling,
Pflichtenheft.

Wir haben z.B. Rollenspiele gemacht, um praktische
Erfahrungen im Team zu sammeln.



War dir die fehlende Technik bewusst? Was sagen andere
Teilnehmer dazu?

Ja, ich habe mich sogar bewusst dafür entschieden.

Ca. 80% der Teilnehmer wussten ebenfalls bescheid, aber
auch der Rest war letztlich mit den Inhalten zufrieden.



In welcher Form hast du die Weiterbildung absolviert (z.B.
via Präsenzveranstaltungen oder komplett online)? Würdest du
evtl. auch ein komplettes Selbststudium empfehlen?

Ich habe ein „Blended Learning“ absolviert, also
Vorbereitung Online und Präsenzphasen vor Ort.

Mit einem Tutor hatten wir alle 6-8 Wochen 2 Tage
Vollzeit Veranstaltungen vor Ort. Dort haben wir Aufgaben
gelöst, präsentiert (!) und Gruppenarbeiten durchgeführt.

Ein Selbststudium ist nicht zu empfehlen, da die
Bildungsträger besser wissen, was die IHK hören will, und die
Fragestellungen kennen.



Sind die vermittelten Inhalte von Wert und für die Praxis
relevant? Wie hoch war der Anteil an Lehrstoff, den du direkt in
der Praxis anwenden konntest?

Wichtig ist das Wording: Begriffe (FMEA, RAKI) und
Methoden sollte jeder Projektleiter kennen. Sie sind enorm
wichtig für eine gute Kommunikation.

Es wurden auch typische Projektmethoden nach PMBOK oder
ISO gelernt. Auch Zertifikate wie PRINCE/ITIL/AdA sind
möglich.



Wie sieht die Prüfung aus?

Es gibt eine Präsentation, Klausuren und eine
Projektdokumentation.

Es wird keine reine Begriffsabfrage durchgeführt, sondern
konkrete Fragestellungen zu Beispielprojekten werden
bearbeitet. Es wird eher Modellierung/Dokumentation mit EPKs
usw. gefordert, die z.B. die Wahl des korrekten
Abstraktionslevels erfordern. Es wird Bezug zum konkreten
Projekt mit Bewertung und Planung der Projektphasen
hergestellt. Es geht um die praktische Anwendung und den
Transfer des gelernten Wissens.

Meine Projektdokumentation war ca. 65 Seiten lang. Das
Projekt sollte min. 1/2 Jahr, max. 1 Jahr dauern. Das Projekt
sollte „echt“ sein und nicht hypothetisch.



Wie lange hat deine Fortbildung zum OP gedauert?

Normalerweise dauert der OP 1,5 Jahre. Man hat 1 Jahr
Zeit für die Projektdoku.



Was kostet der OP?

Eigentlich fallen nur die Prüfungskosten an, wenn man
alles im Selbststudium macht.

Mit Bildungsträger liegt man bei ca. 5.900 EUR (rein
Bildungsträger und Prüfung, keine Fahrt-/Hotelkosten).

Eine Finanzierung ist über (Meister-)Bafög möglich. Bei
erstmaligem Bestehen der Prüfung werden 50% der Kosten
erlassen. Firmen bezahlen auch häufig die Weiterbildung.

Ein Aufstieg im Job ist ja meist das Ziel, also sollte
sich der OP amortisieren. Ich selbst hatte eine deutliche
Gehaltssteigerung durch den OP. Allerdings ist der konkrete
Anteil des OP daran schwer einzuschätzen, da ich mich auch
persönlich weiterentwickelt habe.



Welchen Bildungsträger würdest du empfehlen?

Das muss jeder selbst entscheiden. Ich habe meinen (manQ)
gewählt, weil er nah an meinem Wohnort lag. Aber viele
Teilnehmer kamen auch von weiter weg.

Reine Online-Seminare gibt es auch, da Blended Learning
nicht für alle Teilnehmer klappt.



Offiziell ist der OP gleichwertig zu einem Bachelor. Wie
schätzt du die tatsächliche Anerkennung in der Arbeitswelt ein?

Ich habe einen sehr positiven Eindruck. Ich habe
inzwischen mehrere Jobwechsel vollzogen und der OP war
bekannt und anerkannt. Mein erster Jobwechsel fand während
des OPs statt und mit einem Nachweis vom Bildungsträger über
den zeitlichen Umfang in Stunden in der Bewerbung konnte ich
einen guten Eindruck machen. Im Vorstellungsgespräch wurde
der OP dann auch direkt angesprochen und hinterließ einen
positiven Eindruck beim Arbeitgeber.



Wird der OP tendenziell von Kollegen anerkannt oder wird man
eher geliebäugelt?

Ich selbst habe zwei Kollegen, die auch den OP gemacht
haben. Viele wissen vom OP, aber denken eher an ein Studium.
Der OP ist an den Umfang des Bachelors angelehnt, aber eben
nicht das gleiche, da er kein akademischer, sondern ein
IHK-Abschluss ist.



Es gibt auch noch die „Strategic Professionals“, sprich z.B.
den „Geprüften Wirtschaftsinformatiker“. Macht das „Upgrade“ dazu
Sinn?

Die Strategic Professionals sind vergleichbar mit einem
Master. Aber sie werden meines Wissens nach nicht so stark
nachgefragt. Die genauen Inhalte sind mir auch nicht bekannt,
da es sehr wenige Informationen online gibt. Das Ziel ist
aber wohl die Vorbereitung auf eine Laufbahn im höheren
Management. Technik wird wieder nicht vertieft.



Wovon würdest du die Entscheidung zwischen OP und Studium
abhängig machen? Wann wäre ein Studium sinnvoller?

Ich war zum Start des OP schon in der Arbeitswelt und ich
wollte nicht mehrere Jahre berufsbegleitend studieren. Der
zeitliche Aufwand ist immer interessant. Ein Bachelor läuft
4-5 Jahre berufsbegleitend, was ich sehr lang finde.

Im Bachelor lernt man auch erneut viele Grundlagen, die
fertige Fachinformatiker nicht unbedingt weiterbringen.

Der Bachelor ist auf dem Papier schön und zeigt die
Fähigkeit zur akademischen Arbeit. Außerdem lernt man
Grundlagen wie Mathe/BWL usw.

Die eigene Motivation ist wichtig, auch langfristig! Je
länger es dauert, umso wahrscheinlicher bricht man ab. Auch
bei 1,5 Jahren hat man mal Hänger!



Wie schätzt du die weitere Entwicklung rund um den OP ein?

Ich glaube, dass viele Firmen aktuell umdenken.
Bachelor/Master sind nicht mehr so wichtig wie früher. Die
Fachlichkeit ist eher gefragt. Das mag auch am
Fachkräftemangel liegen.

An der offenen Hochschule Hameln kann man mit dem OP
einen verkürzten Bachelor (1,5 Jahre) machen.

Theoretisch könnte man mit dem OP auch direkt einen
Master machen. Es gibt einen Erprobungsstudiengang, bei dem
man einen verkürzten Bachelor im ersten Jahr nachmacht.



Wir der OP auch im öffentlichen Dienst anerkannt?

Im öffentlichen Dienst befähigt der OP nicht zum höheren
Dienst befähigt. Eine höhere Eingruppierung ist nur mit
Studium möglich.



Würdest du den OP prinzipiell weiterempfehlen?

Ja, mir hat der OP sowohl monetär, als auch persönlich
sehr viel gebracht. Ich würde ihn jederzeit erneut machen!



Abschluss

Haben wir noch etwas vergessen?

Gehaltsstudie IT Berufe 2018 – Gehalt Operative
Professional. Darüber habe ich vor Kurzem im Blog berichtet.
Diese Studie zeigt, dass man mit dem „Meister“ im Bereich
„Projektleitung“ sehr gutes Geld verdienen kann. Das schlägt
sogar den Bachelor!



Wo können die Hörer mehr über dich erfahren bzw. dich
kontaktieren?

Operative Professional IHK Blog – IT Business Manager
IHK: Die Seite ist schon sehr umfangreich, also stellt mir
gerne direkt eure Fragen, wenn ihr etwas nicht findet.

Simon Stork bei Xing



Literaturempfehlungen

Für Bücher rund um den OP und die dort gelehrten Inhalte verweise
ich direkt auf Simons Seite: Literaturliste – IT Business Manager
IHK.
Links

Permalink zu dieser Podcast-Episode

RSS-Feed des Podcasts

Operative Professional – Wikipedia

Operative Professionals – Weiterbildungs-Informations-System
(WIS)

Informationsseite Bachelor IT Business Management |
Offene-Hochschule.org. Informationen zur Anrechnung des OP auf
ein Bachelor-Studium an der Offenen Hochschule.

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