Beschreibung

vor 20 Jahren
Die Wurzelbehandlung der Milchzähne zielt darauf ab, die Milchzähne
bis zur natürlichen Exfoliation gesund und funktionell zu erhalten.
Zu den häufigsten endodontischen Therapien im Milchgebiss gehören
die Amputation der entzündeten Kronenpulpa und die Applikation
eines Wundverbandes auf die Wurzelpulpa. Ziel dieser retrospektiven
Studie ist es, zwei un-terschiedliche endodontische
Pulpotomietechniken in Bezug auf ihre klinische Erfolgsrate zu
untersuchen: die Vitalamputation unter Nutzung eines
Kalziumhydroxid-Präparates und unter Verwendung von Formokresol.
Insgesamt wurden in der Poliklinik für die Zahnerhaltung und
Parodontologie der Universität München bei 190 Kindern im Alter von
2 bis 11 Jahren endodontische Behandlungen durch-geführt. 25 Kinder
sind für die Nachuntersuchung nicht erschienen. In der Studie
wurden so-mit 165 Kinder davon 90 (54,5 %) Jungen und 75 (45,5 %)
Mädchen behandelt und nachuntersucht. Die Studie umfasst 394
wurzelbehandelte Milchmolare. 181 Zähne wurden mit Formokresol und
213 Zähnen mit einem Ca(OH)2-Präparat versorgt. Die
Kavitätenpräpa-ration, die Amputation der Kronenpulpa, das
Aufbringen des Medikaments unter absoluter Trockenheit und die
finale Versorgung des Zahnes erfolgten in allen Fällen in derselben
Sit-zung und unabhängig von der Kooperationsbereitschaft des
Patienten. 117 (29,7 %) Wurzel-behandlungen wurden bei kooperativen
Kindern in konventioneller Behandlung gelegt. Bei unkooperativen
oder behinderten Kindern wurden 175 Zähne (44,4 %) in
Intubationsnarkose und 102 Zähne (25,9 %) in Sedierung behandelt.
Die Ergebnisse der endodontischen Maßnamen wurden über einen
Zeitraum von 3 Jahren dokumentiert (Ø 23 Monate bei der
Calxyl-Methode und Ø 27 Monate bei der Formokresol-Methode). Von
den 213 mit Ca(OH)2-Präparat behandelten Milchmolaren wurden 92
Zähne (43 %) aufgrund klinischer Symptome, wie Schmerzen,
Fistelung, interradikuläre oder apikale Aufhellung, extrahiert. 121
Zähne (57 %) wiesen keine klinischen Symptome auf. Von den 181
Zähnen, die mit Formokresoltechnik behandelt wurden, sind hingegen
lediglich bei 23 Zähnen (13 %) klinische Symptome aufgetreten. 158
(87 %) Zähne blieben symptomlos. Obwohl das verwendete Ca(OH)2-
Präparat als Wundverband pulpafreundlicher als For-mokresol ist,
liegt die Erfolgsrate für die Kalziumhydroxid-Pulpotomie bei der
repräsentati-ven, großen Patientengruppe 30 % unterhalb einer
Behandlung mit Formokresol. Zahlreiche Literaturangaben bestätigen
sogar weit höhere Misserfolgsquoten. Dennoch steht mit
Kalzi-umhydroxid ein bewährtes Material zur Abdeckung der
Amputationswunde am Milchzahn zur Verfügung: die vorliegende Studie
zeigt, dass bereits allein durch eine geeignete
Ab-schlussversorgung des Milchzahnes mit einer Kinderstahlkrone die
Vitalerhaltung signifikant verbessert werden kann. Insbesondere bei
Patienten ab dem Vorschulalter erscheint zudem eine Unterstützung
durch blutstillende Maßnahmen mit Gingipak sinnvoll, da diese
adrenalin-haltigen Pellets eine bakterielle Entzündung besonders
effektiv hemmen. Die Studie belegt darüber hinaus, dass die strenge
Einhaltung des Indikationsbereiches für die Behandlung mit
Kalziumhydroxid-Präparaten zu Erfolgsquoten führt, die an die
Behandlung mit allen gängigen Pulpotomiematerialien anschließt. Bei
sorgfältig selektierten Patienten-gruppen werden daher weniger als
5 % Behandlungsmisserfolge verzeichnet (vgl. Waterhou-se). Infolge
der systemischen und toxischen Unbedenklichkeit von Kalziumhydroxid
kann dieses Material daher bevorzugt eingesetzt werden, sofern die
vorausgehende Diagnose den Rahmen des engen Indikationsbereiches
nicht überschreitet.

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