Frühe Entzündungszeichen bei Schlaganfall: Marker für Infektion oder Gewebsnekrose?

Frühe Entzündungszeichen bei Schlaganfall: Marker für Infektion oder Gewebsnekrose?

Beschreibung

vor 20 Jahren
In dieser Arbeit sollte mit statistischen Methoden die Korrelation
zwischen der Höhe von Temperatur, Anzahl der innerhalb der ersten
48 h verabreichten Antipyretika, CRP oder Leukozytose und der
Ausdehnung von ischämischen Schlaganfällen oder Hirnblutungen
geprüft werden. Außerdem wurde der zeitliche Verlauf dieser
Parameter bei Patienten mit klinischer Besserung innerhalb von 24 h
nach Lyse (Mittelwert: 6,6 h, Median: 4 h) mit dem Verlauf bei
Patienten ohne Besserung nach Lyse verglichen. Dazu wurden die
Daten von 998 konsekutiven Patienten retrospektiv gescreent und von
500 Patienten ausgewertet, die innerhalb von 24 h wegen eines
Schlaganfalls im Krankenhaus Harlaching aufgenommen wurden. Davon
konnte in der Bildgebung bei 422 Patienten eine Ischämie und bei 69
Patienten eine primäre Blutung nachgewiesen werden, 4 Patienten
hatten bereits bei Aufnahme einen eingebluteten Infarkt. 52
Patienten wurden lysiert. Das Läsionsvolumen wurde anhand der CCT-
und z.T. auch der MRT-Bilder gemessen. Zur Analyse des
Zusammenhangs zwischen Läsionsvolumen und Temperatur, Anzahl der
innerhalb der ersten 48 h verabreichten Antipyretika, CRP oder
Leukozytose wurden die Daten von Patienten getrennt nach Ischämie
und primärer Hirnblutung untersucht. Patienten mit Nachblutung oder
Ventrikeleinbruch sowie mit Hinweisen auf einen Infekt (n=93)
wurden nicht berücksichtigt. Die Analyse zeigt  bei Patienten mit
Ischämie ergaben sich signifikante Werte für die Korrelation von
Volumen und Temperatur an den Tagen 2 und 3 sowie der Anzahl der
Antipyretika, Volumen und CRP an den Tagen 1 bis 5 und Volumen und
Leukozytose an den Tagen 1 bis 3.  bei Patienten mit primärer
Blutung bei deutlich niedrigeren Fallzahlen einen signifikanten
Zusammenhang von Volumen und Temperatur an den Tagen 2 und 3 sowie
der Anzahl der Antipyretika und Volumen und CRP an Tag 2. Ein
Zusammenhang zwischen Volumen und Leukozytose kann nicht
nachgewiesen werden.  im Vergleich von Patienten mit Besserung
innerhalb von 24 h nach Lyse und Patienten ohne Besserung nach Lyse
einen unterschiedlichen zeitlichen Verlauf der
Entzündungsparameter. Ein signifikanter Unterschied findet sich für
die Temperatur an Tag 3, die Leukozytose an den Tagen 2 und 3 und
das CRP an den Tagen 3 bis 5. Die Verlaufsdiagramme zeigen für
Temperatur und Leukozytose an den Tagen 2 und 3 und für CRP an den
Tagen 2 bis 5 einen rascheren Abfall bei erfolgreich lysierten
Patienten. Insgesamt beweisen die vorliegenden Ergebnisse einen
Zusammenhang zwischen dem Läsionsvolumen und der Höhe der
Entzündungsparameter, wobei dieser Effekt bei Patienten mit
Ischämie wesentlich deutlicher nachzuweisen ist als bei Patienten
mit primärer Hirnblutung. Dies ist möglicherweise auf die
wesentlich höhere Anzahl der ischämischen Schlaganfälle in dieser
Serie zurückzuführen, könnte aber auch mit einer unterschiedlichen
Entzündungsreaktion bei Hirnblutungen zusammenhängen. Zur Klärung
dieser Frage sind weitere Untersuchungen notwendig. Aus dem
Zusammenhang von Läsionsvolumen und Höhe der Entzündungsparameter
ergeben sich mögliche Konsequenzen für die Therapie von
Schlaganfallpatienten: Patienten mit nur mäßig erhöhten
Entzündungszeichen sollte bei vermutetem grossen Läsionsvolumen
nicht unbedingt antibiotisch behandelt werden. Eine Indikation
besteht nur bei zusätzlichem Nachweis einer infektiösen Genese.
Auch nach Beginn einer antibiotischen Behandlung muß bedacht
werden, dass ein langsamer Rückgang der Entzündungsparameter durch
die zerebrale Nekrose und nicht durch eine mangelnde Wirksamkeit
der Antibiotika verursacht sein kann. Dies ist besonders unter
Berücksichtigung der möglichen Nebenwirkungen von Antibiotika zu
sehen.

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